Mit heißem Sound zu neuer Orgel

Neue Töne in der Marienkirche

Veranstaltungs-Tipps zur Marienkirche

Die altehrwürdige Grünberg-Orgel in Bergens Marienkirche soll wieder in früherer Schönheit klingen. Das hat sich der neue Kantor vorgenommen. „Wir haben die letzte große Grünberg-Orgel, die es noch gibt. Sie stammt von 1909. Leider wurde sie durch einen unverständlichen Umbau 1947 in großen Teilen zerstört. Ein Drittel des Registerbestands wurde zerstört. Allerdings wären für die Restaurierung 90000 Euro nötig. Ein Geld, das wir nicht haben“, beschreibt Frank Thomas, 37, die Situation. Zusätzlich besteht noch ein Zeitproblem: „Das Angebot der Spezialfirma, für diesen Preis die Restaurierung zu machen, besteht nicht ewig. Schließlich sind die sehr gut mit Aufträgen ausgelastet!“ Also hat sich Frank Thomas gleich mehrere Wege ausgedacht, um Bergens kirchliches Schmuckstück möglichst bald wieder zum Klingen zu bringen. Ein wichtiges Instrument dazu ist die Konzertreihe, die seit einem Jahr in der Kirche stattfindet. Dabei geht es keineswegs nur um sakrale Töne, vielmehr rockt und popt es da ebenso, wie klassische Weisen in dem romanischen Bau erklingen. „Die Trennung zwischen geistlicher und weltlicher Musik ist doch ohnehin sehr willkürlich“, meint Bergens Kirchenmusik-Profi. Und er fügt hinzu: „Wenn viele Menschen zu uns ins Konzert kommen, kann ich viel Interesse für unsere Orgel gewinnen.“
Bereits letztes Jahr war die Konzertreihe ein großer Erfolg und „eine echte Bereicherung unseres Kulturlebens“, wie Sabine Verch von der Tourismusinformation findet. Dieses Jahr wird die Reihe unter dem Motto „Junge Menschen im Konzert“ stehen. Die Künstler stammen aus vielen Ländern. „Ich bin gleichzeitig eine Veranstaltungs-Agentur“, schmunzelt Kantor Thomas auf die Frage, wie er es schafft, so viele hochkarätige Musiker nach Bergen zu bringen: „Ich habe in Halberstadt und Görlitz studiert und war dann in Bonn bei der dortigen Kirchengemeinde angestellt. Damals habe ich viele Musiker kennengelernt, in Deutschland und in Frankreich, wo ich sehr oft war.“ Nach Bergen verschlug es den abenteuerlustigen Kirchenmusiker per Zufall: Im Sommer 2000 war er auf Rügen im Urlaub zelten. Damals verliebte sich der geprüfte Rettungstaucher und begeisterte Segler spontan in die Insel. Als hier dann die Stelle des Kantors ausgeschrieben war, bewarb er sich sofort. Die Gemeinde wollte ihn haben, Frank Thomas zog im Herbst 2001 zusammen mit Katze Lilly und Freundin Regine Gleiß, 27, ins Kantorhaus gegenüber der St. Marienkirche.Seitdem sorgt er für neue Töne in Bergen. Neben den Konzerten will er nun mit „Patenschafts-Zertifikaten“ Sponsoren für die Orgel-Restaurierung gewinnen. „Ab fünf Euro sind Sie dabei“, schmunzelt er und hofft, bereits dieses Jahr das Pedal als „Fundament der Orgel“ sanieren zu können. Mit Eintrittspreisen von vier bis sechs Euro sind die Konzerte übrigens für die Bürger und Gäste ein durchaus erschwingliches Hör-Vergnügen. Zudem man alternativeine Dauerkarte für 20 Euro erwerben kann, mit der man ein ganzes Jahr Kultur-Pur genießen kann. Übrigens kam der geborene Thüringer erst im zweiten Beruf zur Musik. Vorher lernte er Elektrotechniker. „Relativ spät, mit elf Jahren, fing ich mit der Musik an. Erstes Instrument war ein Akkordeon. Erst mit 16 begann ich an der Orgel zu lernen!“ Aus seiner Elektrotechniker-Zeit ist ihm wohl die Liebe zur Technik geblieben. Am liebsten lebt er sie mit seinem Motorrad aus. Per Zweirad verteilt er seine Konzert-Plakate auf der Insel. Oder macht Biker-Urlaub mit einem befreundeten Pfarrer – seine Freundin teilt mit dem abenteuerlustigen Kantor lieber den Spaß am Wassersport.

Bergens Kantor Frank Thomas ist begeisterter Taucher.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


Impressum | Datenschutz