Rügen gestern und heute

Vom tristen Eiland zum Besucherhit

Deutschlands größte Insel war mal miniklein: Eigentlich gab es ursprünglich nur ein paar Bergspitzen, dort wo heute Hiddensee, Wittow, Jasmund oder die Granitz sind. Das war nach der letzten Eiszeit. Seitdem sorgten Wind und Wetter dafür, dass sich Sand und Gestein ablagerten. Ein Teil des Meeres wurde abgetrennt und ist heute „nur“ noch Bodden. Und schließlich hatten wir eine richtige Insel – nämlich Rügen. Die ist übrigens weiterhin im Wachstum begriffen: Die Rinne zwischen ihr und Hiddensee wird durch Sandanspülungen immer flacher – irgendwann dürfte Hiddensee dann ebenfalls zu Rügen gehören. Wer sich das alles nicht so richtig vorstellen kann, der sollte mal einen Besuch in der aktuellen Ausstellung des Prora Museums machen. Dort erfährt man dann weiter, wie erst die Germanen, dann die Slawen hier wohnten. Von 1648 bis 1851 gehörte die Insel zu Schweden, dann ging sie an Preußen. Erste Stadt auf der Insel war lange Zeit Garz. In einer Urkunde von 1319 ist der Ort bereits als Stadt genannt. Da musste die heutige Inselhauptstadt Bergen noch viel Geduld haben – sie erhält erst 1613 das Stadtrecht. Allerdings haben die Bergener seitdem ganz nett aufgeholt! Überregionalen Glanz bekam die Insel durch Wilhelm Malte zu Putbus: Der Inselfürst entstammt der Adelsfamilie, die seit dem 14. Jahrhundert auf Rügen den Ton angibt. Im Gegensatz zu manchen seiner Vorfahren ist er weitgereist und weltoffen. Er lässt 1810 eine weiße Stadt aus der Retorte schaffen, die noch heute verzückt. Leider konnte das Schloss vor der Zerstörungswut der DDR-Oberen nicht gerettet werden. Putbus muss irgendwie die Initialzündung gewesen sein, die Rügen für Prominente interessant machte. So zwackte der vielgefragte Stararchitekt Karl Friedrich Schinkel kostbare Zeit ab, um einen schnöden Leuchtturm zu planen, der dann 1826 bei Arkona gebaut wird. 1837 bis 1843 wird das fürstliche Jagdschloss Granitz gebaut. Maler wie Caspar David Friedrich entdecken die Romantik der Insel für ihre Bilder. Damals begann zugleich die Scheu der Menschen vor dem „gefährlichen“ Wasser zu weichen. Den Anfang machte der Inselfürst: Er und seine Gäste genießen das Ostseewasser im heutigen Binz bereits um 1830. Sie begründen damit eine neue Mode. 1870 zählt Binz bereits 80 Badegäste im Jahr. Dabei ist es „nur“ die Nummer zwei, denn Sassnitz ist seit 1860 führendes Seebad auf der Insel. Doch Binz setzt auf die Prominenz: Es entstehen Hotels und Ferienhäuser in Jugendstil-Architektur, die heute mehr denn je entzücken. Fast wäre die malerische Gemeinde dennoch zum Hort des Massentourismus geworden: Die NS-Ferienorganisation hatte den schönen Strand von Prora für sich entdeckt und wollte eine gigantische Ferienanlage für 22000 Touristen aus dem Boden stampfen. Gebäude davon sind heute noch zu sehen, unvollendet, weil der Krieg dazwischen-kam. Dahinter liegt ein kilometerlanger Strand, es gibt sogar ausreichend Parkplätze. Damit ist Prora zum Geheimtipp für Badefreudige und zum Treffpunkt von Individualisten geworden.

Einen ersten Eindruck vom malerischen Fischerdörfchen Vitt kann man im Rügen Museum gewinnen. Den eigenen Eindruck sollte man sich bei einem persönlichen Abstecher holen.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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