Blick hinter die Museumskulissen

Im Museum auf Entdeckungstour gehen ...

Kaum eine Gemeinde hat so viele Museen auf so kleinem Raum wie Binz. Die meisten davon finden sich in Prora. Doch was verbirgt sich hinter wohlklingenden Namen wie „Museum zum Anfassen“ oder „Wasserwelt“? Das wollten wir bei einem Rundgang mal genauer erkunden. Nach dem Lösen der Eintrittskarte hat man schon die Qual der Wahl.
Wasserwelt
Nach rechts ins Museum zum Anfassen oder nach links zur Wasserwelt?
Also erst mal nach links. In einem abgedunkelten Raum werden wir darauf eingestimmt, wie unsere Erde aus Weltraum-Sicht aussieht. Soviel Wasser! Dann geht es durch eine Ausstellung, die eigentlich ein Erlebnis-Paradies ist. Überall ist ein Knopf vorhanden. Man kann draufdrücken, dann tut sich etwas. Spielerisch werden wir in augenfälligere oder kompliziertere Phänomene aus Natur und Physik eingeführt. In wenigen Worten sagt uns jeweils eine Tafel, was wir machen sollen. Eine Angelegenheit für Kinder? Na klar, für „Kinder“ in jedem Alter. So übt ein Pool mit Modellschiffen eine unbeschreibliche Anziehungskraft aus. Ein Ehepaar im mittleren Alter kann einfach nicht mehr von den Knöpfen lassen und sorgt für eine spannende Regatta. „Hersehen fürs Foto?“ – „Geht nicht, sonst kollidieren unsere Schiffe!“ Spielen mit dem Wasser, es sinnlich erleben, gehört ebenso dazu wie Informationen über Seeräuber und Meere, alte Badesitten oder die Schusterkugel, mit deren Hilfe das Licht einer Kerze so im Raum gestreut wurde, dass der Handwerker bei spärlicher Beleuchtung weiter arbeiten konnte.
Museum zum Anfassen
Dem gleichen Konzept folgt das Museum zum Anfassen. Hier lässt sich das ganze Spektrum der Physik verständlich nachvollziehen. Für die Kinder ist das ein Riesenspaß. Für die Erwachsenen ein tolles Erlebnis mit vielen Aha-Effekten. Für Menschen wie ich, die um den Physik-Unterricht immer einen Bogen gemacht haben, wird plötzlich vieles verständlich. Hätten wir es nur annähernd so gelernt, wären wir vielleicht schlauer aus der Schule gekommen! Dabei gelingt es den Museumsmachern, selbst Dinge zu veranschaulichen, die man nicht sieht: Schall und Rauch kann man hier im wahrsten Sinne des Wortes selbst produzieren und erleben!
Geschichte zum Verstehen
Die unendlich scheinende Kette der Betonbauten in Prora lässt schaudern und macht neugierig. Sie „verkörpern“ im wörtlichen und übertragenen Sinne das vergangene 20. Jahrhundert wie kaum ein anderes Bauwerk. Das Prora Museum schafft die Gratwanderung, ohne ideologische Färbung Positives und Negatives vom NS-Staat bis zum Ende der DDR in Dokumenten, Videos, Fotos und Ausstellungsstücken näher zu bringen. Das KdF-Zimmer wirkt ja ganz freundlich. Aber kann man sich vorstellen, dass in 11000 gleichen Zimmern 22000 Touristen gleichzeitig urlauben sollten? Dennoch, sieht Massentourismus heute prinzipiell anders aus? KdF-Chef Robert Ley als vorausschauender Neuerer der Tourismusbranche? Während man versucht ist, darüber nachzudenken, liest man, dass Ley zu den wenigen gehörte, die den Nazi-Diktator zum Gifteinsatz in den letzten Kriegstagen überreden wollten! Ebenso zwiespältig und damit realistisch gibt sich das Bild der DDR-Ära: Prora als Truppenübungsplatz, Binz als sozialistisches Ferienparadies...
Gerne würde man im Prora-Museum den Blick in die Zukunft wagen: Doch wie es mit der Beton gewordenen Geschichte weitergeht, ist immer noch unsicher...

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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