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Eine Stadt aus der Retorte, da denkt man an kühle Funktionalität, aber kaum an Romantik und Eleganz. Eines der wenigen gelungenen Beispiele findet sich auf Rügen.
Putbus, die weiße Stadt istdeshalb unbedingt einen Ausflug wert.
Fürst Wilhelm Malte zu Putbus sorgte mit seiner Traumstadt überhaupt erst für einen Aufschwung der verträumten Fischerinsel. Er erkannte die unge-wöhnliche Schönheit von Rügen und wollte 1810 neben einem standesgemäßen Schloss gleich eine ganze Siedlung entstehen lassen. Als vielgereister Mann von Welt ließ sich Fürst Malte vom Londoner Vorort Bath zu einer Kombination von rechteckigem Markt, Parkanlage und kreisrundem Circus anregen. Diese ungewöhnliche Kombination lässt sich heute noch gut erkennen und macht zusammen mit den klassizistischen Gebäuden den unvergleichlichen Reiz der Gemeinde aus.
Die meisten der genau aufeinander abgestimmten Gebäude sind bis 1865 entstanden. Sie verleihen Putbus eine einzigartige Atmosphäre derRuhe und Würde, die weltweit ihresgleichen sucht. Schade dass die DDR-Führung das Schloss Anfang der 1960er Jahre abreißen ließ.
Vielleicht war es Walter Ulbricht und der roten Hilde Benjamin bei ihrem jährlichen Sommerurlaub auf der gegenüber liegenden Insel Vilm ein zu großer Dorn im sozialistischen Auge.
Heute besticht Putbus durch die Vielfalt aus Kultur, Bauten und gestalteter Natur. Die Orangerie, das Theater, der Circus mit dem Obelisken, der Marstall, das Pädagogium, das Affenhaus sind Ausflugsziele ersten Ranges. Nach seiner umfangreichen Restaurierung Anfang der 1990er Jahre spielen im Theater heute internationale Ensembles ein sehr abwechslungsreiches Programm. In der Orangerie ist eine große Werkschau des Bauhaus-Schülers Wolf Hildebrandt, alias Hil aus der Sammlung Barbara und Heinz Nied zu sehen sowie neuerdings eine informative Ausstellung zur Geschichte von Putbus.
Der Marstall wird als Konzertbühne und gelegentlich als Tanzboden genutzt, und das große Gebäude gegenüber dem Pädagogium beherbergt ein weiteres heimatkundliches Museum sowie eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen zeitgenössischer Grafik. Weiterhin bietet Putbus zwei Museen mit beachtlichen Sammlungen von Uhren, Puppen und anderen Spielgeräten, sowie ein kleines Zimmertheater, das Tusculum vis-á-vis der Orangerie. Zu den Gütern des kunstliebenden und gastfreundlichen Fürsten gehörten übrigens ebenfalls das Jagdschloss Granitz, von dem die ersten Badegäste nach Binz herabgestiegen sind, und das Badehaus in der Goor, das Putbus zum ersten Seebad auf Rügen werden ließ.
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