Samurais rätseln über ihren Namen

So unglaublich es ist, es soll sie geben, Samurais in Budenheim. Das wollte unser Reporter natürlich etwas genauer wissen. Der Kontakt zum 1. Budenheimer Samurai Sport Club 1983 e.V., wie sich die asiatischen Kämpfer nennen, war schnell hergestellt und ein Termin vereinbart.

Wohl war mir nicht, mich mit schwertschwingenden asiatischen Superkämpfern zu treffen, man weiß ja nie... Lautloses Töten, spritzendes Blut und was einem da noch so im Kopf herumspukt, man sollte vielleicht doch weniger fernsehen. Erika Bartsch (30) und Ernat Mujanovic (24), die beiden Vereinsvorsitzenden, sehen absolut nicht martialisch aus, im Gegenteil.

Ihr Metier und das der etwa 40 Vereinsmitglieder ist Teakwondo, eine fernöstliche Kampfkunst. Trainiert wird in der Gymnastikhalle der Budenheimer Grund- und Hauptschule. „Bei uns kann jeder von sechs bis 86 oder länger mitmachen“, erzählt Ernat Mujanovic. „Ob als Selbstverteidigung oder Wettkampfsport, Teakwondo ist immer auch mit Ausdauer und Kraft sowie Beweglichkeit verbunden, dient also der Gesundheit und Fitneß“.

Dazu kommt noch, dass man ständig an sich selbst arbeiten muss, um die Techniken immer mehr zu beherrschen, seinen Körper immer besser kennenzulernen. Warum aber beschäftigt man sich ausgerechnet als Frau mit einer Kampfsportart? „Ich mache es in erster Linie als Ausgleichssport, für meine körperliche Fitneß“, erfahre ich von Erika Bartsch.

„Aber seitdem ich mich mit Teakwondo beschäftige, ist mein Selbstbewußtsein gewachsen, ebenso mein Sicherheitsgefühl auf der Straße. Man lernt mit eigenen Ängsten umzugehen und Situationen nüchtern einzuschätzen. Ein tolles Gefühl.“

Vom Ausgleichssport bis zum Wettkampfsport reicht die Palette der sportlichen Betätigung bei den „Samurais“, die ein qualifiziertes Trainerteam zur Verfügung haben, mit Ernat Mujanovic vorndran. Immerhin hat er den schwarzen Gürtel und den dritten Dan, das heißt, den dritten Meistergrad. „Es macht Spaß, den Leuten etwas beizubringen, zu sehen, wie sie an sich arbeiten. Mehrere Landesmeister haben wir schon gestellt“, freut sich Ernat Mujanovic.

Inzwischen treffen die Sportler zum Training ein. Keine Schwerter, keine geheimnisvolle schwarze Kleidung, eher judoähnliche Kimonos. Intensive Erwärmung und dann üben, üben, üben. Immer und immer wieder die Elemente, an denen jeder Einzelne gerade arbeiten will und muss, bis sie richtig sitzen. „Dieser Sport ist nichts für Leute, die schnell ein paar Tricks lernen wollen, um sich besser prügeln zu können. Die geben sehr schnell auf“, so Ernat Mujanovic.

Warum aber nun der Name Samurai? „Keine Ahnung“, so Mujanovic. „Offensichtlich war das damals das, was einem bei asiatischer Kampfkunst einfiel, aber auch Teakwondo hat sich weiterentwickelt. Mit Samurai haben wir wenig zu tun, dafür mit der asiatischen Philosophie, seine Techniken so weit zu perfektionieren, um zu wissen, dass man sie, notfalls sogar tödlich, anwenden könnte, man aber jede Situation so beherrscht, diese Dinge im richtigen Leben nie anwenden zu müssen.“

Charmanter kann ein Samurai kaum sein!

Mit Erika Bartsch sollte man sich lieber nicht anlegen – der Grüne Gürtel signalisiert: „Vorsicht!“

Uff, darüber muss man erstmal nachdenken. Vielleicht bei einem Training bei den „Budenheimer Samurais”, die gar keine sind, sich aber mit einem interessanten und fordernden Sport beschäftigen.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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