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Die Jüterboger und ihre Böcke

Als „Bockhüter“ wurden von altersher die Jüterboger von Auswärtigen bespöttelt. Der Ziegenbock im Stadtwappen gab dazu genügend Anlaß. Doch der Hintergrund liegt noch viel tiefer:

Aufgrund eines kaiserlichen Erlasses wurden in Jüterbog außereheliche Kontakte weit weniger hart geahndet, als in anderen Orten des Reiches. Die Strafe für Seitensprünge betrug maximal 50 Goldgulden, und sogar, wenn das Geld nicht aufzubringen war, galt, daß „keiner seinen Kopf verlieren darf“. Außerhalb von Jüterbog griff die hohe Gerichtsamkeit nämlich sehr oft zu diesen drakonischen Strafen.

Aber wie ist denn nun überhaupt der Ziegenbock ins Stadtwappen gesprungen? Die Stadt war schon gegründet und bewohnt, aber sie hatte noch keinen Namen. Und da die weisen Männer des Rates auch keinen Rat wußten, gingen sie vor das Stadttor. Hier sprachen sie, was jetzt von draußen in die Stadt hinein wolle, nach dessen Namen soll die Stadt benannt werden. Als die Ratsherren so ratlos standen und Ausschau hielten, da kam ein altes Mütterlein. An einem Strick führte sie einen weißen Ziegenbock. Der sollte auf dem Markt verkauft werden.

Wie sie denn hieße, fragten die Stadtväter.„Ich bin Frau Jutte”, antwortete das Mütterchen. Und da sie noch das Tier bei sich führte, formten die Ratsherren daraus den Stadtnamen Jüterbog. Die spöttische Volksweisheit kennt noch viele weitere Überlieferungen. So soll ein einfältiger Bauer seinen Bock an einem Windmühlenflügel festgemacht haben. Und als das Tier dann im Windsturm abhob, rief er:„Mein juter Bock!” Soweit die Legenden.

Fest steht aber auf alle Fälle: Die erste urkundliche Erwähnung Jüterbogs und damit der erste Nachweis des Stadtnamens ist von 1007. Thietmar von Merseburg erwähnt in seiner Sachsenchronik einen befestigten slawischen Ort namens „Iutriboc”. Jahre später, am 29. April 1174, erhält Jüterbog das Stadtrecht. Erzbischof Wichmann von Magdeburg gibt dem Ort „die Freiheit des Rechts, dessen sich die Stadt Magdeburg erfreut”. Gleichzeitig wird die Marienkirche, auch Liebfrauenkirche genannt, auf dem Damm zur Hauptkirche des Landes erhoben. Dies ist 1999 der Anlaß für die 825-Jahr-Feier zur Stadtgründung.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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