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Wanderung im Mittelalter
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Von der Autobahn A10 kommend, wird man sehr freundlich empfangen, in Jüterbog. Mit einer Keule!
Am Zinnaer Tor hängt sie mit dem berühmt-berüchtigten Spruch: Wer seinen Kindern giebt das Brodt und leidet nachmals selber Noth, den schlage man mit der Keule todt. Rauhe Sitten.
Aber Gott, oder wem auch immer, sei Dank, die Jüterboger haben sich für meine Kinder und mein Brot nicht interessiert. Die Keule blieb an ihrem Platz.
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Dafür erwartet den Besucher ein Ausflug ins Mittelalter. Jüterbog hat das Glück, sehr alt zu sein. Immerhin weiß man von einem Iutriboc schon seit 1007. Ab 1832 wird Jüterbog Garnisonsstadt und bleibt es bis 1994. Um so erstaunlicher ist es, wieviel wertvolle Bausubstanz, gerade aus mittelalterlichen Zeiten, den Zweiten Weltkrieg überstanden hat.
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Nach dem Passieren des Zinnaer Tores gelangt man in die Innenstadt. Gleich rechts geht es entlang der Stadtmauer bis zum Wursthof. Dort wendet man sich nach links und erreicht nach wenigen Schritten den Marktplatz.
Der wird dominiert vom gotischen Rathaus aus dem frühen 16. Jahrhundert. Auffällig ist die offene Vorhalle, die Gerichtslaube genannt. Sie soll 1534 der Ort gewesen sein, an dem man über den Kaufmann Hans Kohlhase, aus dem bei Kleist die literarische Figur des Michael Kohlhaas wird, zu Gericht saß.
Von der Nordostecke des Gebäudes schaut der Schutzpatron der Stadt, der heilige Mauritius, als überlebensgroßes Standbild, auf das Markttreiben herab.
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In Jüterbog läßt sich das Mittelalter hautnah nachempfinden. Die Stadtmauer mit ihren Toren ist größtenteils erhalten geblieben.
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Über die Mittelstraße gelangen wir, vorbei an mittelalterlichen Fachwerkhäusern, hin zur Nikolaikirche, deren zwei Türme von weit her sichtbar sind. Errichtet wurde das gewaltige Bauwerk in mehreren Abschnitten im 14. und 15. Jahrhundert. Macht man sich die Mühe einer Turmbesteigung, wird man mit einem herrlichen Rundblick auf Jüterbog und die Umgebung belohnt.
In der Kirche ist der sogenannte Tetzelkasten zu finden, der auf den Dominikaner Johann Tetzel zurückgeht. Dieser betrieb hier um 1517 regen Ablaßhandel: Wer Geld hatte, konnte sich von seinen Sünden freikaufen. Eine Praxis, die für immer mehr Empörung sorgte und schließlich die Reformatoren um Martin Luther und Thomas Müntzer, der übrigens eine zeitlang in Jüterbog in der Nikolaikirche Prediger war, zum Bruch mit der Kirche veranlaßte.
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Durch die Kleine Kirchstraße erreicht man den Planeberg. Dort ist der Abtshof zu finden, ein Backsteinbau aus dem Jahre 1500. Er diente dem Kloster Zinna als Stadtresidenz und beherbergt heute das Städtische Museum.
Derzeit Baustelle, ist das Museum dennoch geöffnet und man darf gespannt sein, wie sich das Gebäude nach der Sanierung präsentiert.
Nachdem man den Markt erneut gekreuzt hat geht es weiter die Mönchenstraße entlang. Rechter Hand ist die Mönchenkirche zu sehen, die ehemalige Klosterkirche der Franziskaner. Der imposante Backsteinbau stammt ebenfalls aus der Zeit um 1500, beherbergt heute die Stadtbibliothek und wird als Theater- und Konzertstätte genutzt. Unweit des Dammtors, an das man am Ende der Mönchenstraße gelangt, ist bereits, versteckt hinter dichten Bäumen, der Giebel des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters zu sehen.
Gleich daneben auf dem Friedhofsgelände steht die Liebfrauenkirche. Sie gilt als ältestes Gebäude der Stadt und wurde am Tag der Verleihung des Stadtrechts an Jüterbog, am 29. April 1174, geweiht.
Durch das Dammtor geht es zurück in die Innenstadt, die Pferde- und Große Straße entlang, einst wie jetzt wichtige Einkaufsstraße. Am Ende der Straße wird das Neumarkttor erreicht. Oder aber man biegt vorher links ab, schlendert durch die Straßen und Gassen und achtet auf die zahlreichen Details an den historischen Fassaden.
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Nostalgische Wasserpumpen verschönern das
Stadtbild Jüterbogs.
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