Berliner Geschichtsforscher brachte es ans Tageslicht

Mönche waren fleissiger, als ihr Ruf

Die Lehniner Mönche waren viel fleißiger, als man das immer dachte. Statt 80 Jahre, wie bisher angenommen, brauchten sie „nur“ 50 Jahre, um ihre Kirche und die wichtigsten Nebengebäude zu bauen. Zu dieser verblüffenden Erkenntnis kam Dr. Stephan Warnatsch. „In der Zwischenzeit, wo man bisher von einer Baupause ausging, wurde die Kirche massiv umgebaut!“ Damit muss ein wichtiger Teil der örtlichen Geschichtsschreibung geändert werden. Doch wie es scheint, haben die Lehniner wenig Interesse an ihrer eigenen Geschichte: „Es gibt weder einen Ortschronisten noch einen historischen Verein. Das Archiv ist vor etwa zwanzig Jahren abgebrannt. Damit ist, so scheint es mir, das Interesse an der eigenen Geschichte ebenfalls erloschen“, wundert sich der Berliner. Der 34-Jährige war im Zuge seines Studiums auf das Thema Zisterzienser aufmerksam geworden und begann sich deshalb, mit der Geschichte des Klosters Lehnin zu beschäftigen. Seine Erkenntnisse liegen in Buchform vor – gleich doppelt: Im Band „Zisterzienser-Abtei Lehnin“ schildert er gut verständlich und bebildert auf 66 Seiten die Klostergeschichte. Viel dicker und ohne Bilder ist die „Geschichte des Klosters Lehnin 1180-1542“. Dieses Werk erschien im Berliner Lukas Verlag und war die Doktorarbeit des heutigen Gymnasiallehrers. Sein Doktorvater Professor Kaspar Elm von der Freien Universität in Berlin verlieh ihm dafür das Prädikat „sehr gut“. Neben kunsthistorischen Detailschilderungen wird darin viel über das Klosterleben berichtet. So liest man, dass unter den Mönchen teilweise Mord und Totschlag herrschte, weil sich im Kloster mehrere Fraktionen bekämpften. Und man erfährt, dass der Flecken Lehnin erst entstand, als es das Kloster gar nicht mehr gab. Damit wirkt es noch kurioser, dass sich die nach der Auflösung des Amtes neugebildete Großgemeinde den wohlklingenden aber historisch danebenliegenden Titel „Gemeinde Kloster Lehnin“ verpasste. Denn die Gemeinde gab es erst, als das Kloster passé war. Aber wie Historiker Dr. Stephan Warnatsch am eigenen Leib erfahren musste: „Ich habe zwar den damaligen Amtsdirektor auf meine Arbeit angesprochen, aber wirklich interessiert schien niemand!“

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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