Ein Paradies für Vögel

Der Beobachtungsturm ist für den Ortsunkundigen nicht leicht zu finden. Gut versteckt liegt er am Ufer des Rietzer Sees. Hier traf sich unser Reporter Frank Weber mit Lutz Manske, dem Geschäftsführer des Naturschutzbundes Brandenburg-Havel. Der Vogelschutzwart kennt den See und seine gefiederten Bewohner wie kaum ein anderer. „Seit 1958 steht der östliche Teil unter Schutz, in den 70er Jahren kam der Rest dazu“, erklärt mir der Vogelschutzwart. „Nach der Wende wurde die Entwässerung im Poldergebiet eingestellt“, fährt er fort, „die Bauern brauchten das feuchte Gelände nicht und die Entwässerung war teuer.“ Eine breite Wasserfläche ist entstanden. „Der See ist so kostbar, weil er wegen des sauberen, flachen Wassers zu einem Lebensraum für viele seltene Tiere und Pflanzen geworden ist“, erklärt der engagierte Tierschützer. Wie als Beweis entdecken wir einen Seeadler, der es sich gerade auf einem kahlen Baum gemütlich macht. Das reiche Nahrungsangebot und die störungsfreie Lage locken Tiere in Mengen an den See. Durch das Fernglas kann ich das bunte Treiben bestens beobachten. „Nahezu alle Wasservogelarten des Binnenlandes, selbst vom Aussterben bedrohte Arten, gibt es hier“, freut sich Manske. „Der Schwarzhalstaucher hat mit 170 Brutpaaren hier den größten Bestand in Deutschland.“ Im Schilfgürtel tummeln sich große Populationen von Blaukehlchen und Bartmeisen. „Das Geschrei, das Sie hören veranstalten die Saatgänse. Sie legen auf ihrem Weg nach Skandinavien hier Zwischenstopp ein.“ Jetzt weiß ich, wo man in Wasservogelkreisen den Urlaub verbringt. Die Kraniche wissen das saubere Urlaubsressort ebenfalls zu schätzen. Im Herbst bis Mitte November verbringen bis zu 1100 der stolzen Vögel die „Freizeit“ am See. Anschließend fliegen sie nach Spanien weiter. Selten gewordene Arten wie Seeadler, Kampfläufer, Bekasinen und Störche nutzen das reichhaltige naturgegebene Büffet des Sees. Salzastern und Sumpfknabenkraut wuchern in Mengen. Wann ihn die Leidenschaft für die Vögel gepackt hat, will ich von Manske wissen. „Als kleiner Junge habe ich regelmäßig Kraniche und Gänse beobachtet, ich war fasziniert. Im Laufe der Jahre bin ich mit dem Gebiet verwachsen” Ob sich manche Leute wundern, wie er stundenlang Vögel beobachten kann? „Andere gehen zum Fußballspiel. Ich kann in der Natur die Seele baumeln lassen.“ Dabei blickt er nachdenklich auf den See. „Die Blassgänse sind diesmal spät dran“, sinniert Manske. „Die werden in diesem Jahr doch nicht woanders Urlaub machen?“ Frank Weber

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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