Schwestern als Managerinnen mit Handy und Internet

Viele Klöster waren früher für ihren sagenhaften Reichtum bekannt. Andere wieder, denke man nur ans bayrische Andechs auf dem Berg über dem Ammersee, sind immer noch für ihr selbstgebrautes Bier berühmt und damit Anziehungspunkt für Prominente und „normale“ Menschen. Wie sieht es da in Marienthal aus?
Reporter Andreas Schönstedt wollte hinter die Kulissen blicken. Und kam darauf, dass sich unter frommen Kutten clevere Managerinnen verbergen. Die Zisterzienserinnen führen ein hochmodernes kleines Wirtschaftsimperium. Schwester Maria Hildegard Zelletzki stammt aus Berlin, ist deshalb schon dank ihrer verbalen Befähigung, die ihr in die Wiege gelegt wurde, bestens als Priorin geeignet. Dazu kommt: Mit ihren 66 Lenzen ist sie eine der Youngsters in dem Kloster. Schließlich geht das Alter hier erst mit 90 an! Aber immerhin: Jüngstes Mitglied ist eine 29jährige Nonne. Eng verwoben mit dem Kloster ist eine Begegnungsstätte mit modernster Konferenz-Technik, die sich für Tagungen in einem ungewöhnlichen Ambiente eignet: Die "Stiftung Internationales Begenungszentrum St. Marienthal"
„Der Konvent hat sich 1992 zur Gründung als einer öffentlichen Stiftung bürgerlichen Rechts entschlossen. Wir wollten einen Beitrag zum Frieden und der Völkerverständigung - und nicht zuletzt zum Umweltschutz bei uns hier im Dreiländereck leisten und gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen. Doch über Geld spricht man hier nicht so gerne, geht es im Kloster doch um höheres. Aber immerhin: „Unser Kloster war sicher früher einmal reich und mächtig, doch die Zeiten ändern sich. Früher lebten wir als selbständige Abtei von der Landwirtschaft, aber Sie wissen ja, damit ist kein Geld mehr zu machen und wir sind auch zu wenige Schwestern um das selbst zu bewerkstelligen. Allerdings besitzen wir noch die drei Güter Jauernick, Schlegel und Leuba. Die haben wir verpachtet.“ Das bringt jedenfalls sichere Einnahmen. Dazu kommen die Klosterschenke, der Klostermarkt und die Klosterbäckerei. „Die Gärtnerei ist leider ein Zuschußgeschäft“, seufzt die Priorin. „Zu diesen Einnahmen kommen noch die Renten unserer Schwestern und ein wenig Geld von der Kirche.“ Schade, dass man mit dem Bierbrauen aufgehört hat und das Rezept nun an die Eibauer Brauerei weitergegeben hat!Ein Besucherziel ist St. Marienthal vor allem wegen der Museen und Veranstaltungen. Die barocken Gebäude sind schon für sich einen Besuch wert. Dazu kommen das historische Schausägewerk, die Ausstellung „Energie-Werk-Stad(t)“ und nicht zu vergessen, die Ausstellung über das Klosterleben „Ora et Labora“. Außerdem ist das Kloster der Träger für das Behindertenheim Pater-Kolbe-Hof in Schlegel. „Ohne ABM-Kräfte und Zivildienstleistende würden wir all diese Arbeiten gar nicht schaffen.Um die Aktivitäten von Kosterbäckerei bis zum Devolotionalenverkauf im Griff zu haben, hantieren die Schwestern ganz modern mit Handy und Internet-Computer. -Da wäre noch viel zu ergründen, doch beinahe wie in einem Unternehmen üblich, ist die Zeit eingeteilt und die Rriorin greift zu ihrem Mobiltelefon.

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