Ausflug ins Zwergenland

Da rennt glatt ein Zwerg durchs Unterholz des Löbauer Berges. Aber den kennt man doch, ist das nicht...?Richtig das ist doch Ullrich Pilz, 58, seines Zeichens Tourismuschef der Stadt Löbau. Irgendwann ist ihm die Idee gekommen, mit den Sagen, die sich um den Löbauer Berg ranken, in denen es um Wunderblumen, Zwerge und Gold geht, müsse man doch die Touristen gut unterhalten können. Das ganze verbunden mit einer Bergwanderung, das sollte doch Spass machen! Da er nach eigenem Bekunden für jeden Spass zu haben ist, zieht er sich jetzt in unregelmäßigen Abständen ein Zwergenkostüm über und schon wird aus dem biederen Verantwortlichen für Tourismus der kegelschiebende Zwerg „Olli“. Den Namen hat der Zwerg übrigens wegen „olle Ulli“, oder kurz „Olli“. Und kegelschiebend ist der Zwerg einer Sage nach. Zwei Jungen hatten demzufolge Zwerge beim Kegeln am Löbauer Berg überrascht. Sie durften mitspielen und erhielten zum Dank jeder eine Kugel. Dem einen war sie zu schwer und er warf sie fort, der andere nahm sie mit nach Hause und da war sie dann aus purem Gold. Pech für Olli: Die aus Gold ist ihm bisher noch nicht zugeflogen... Am König Friedrich August Turm beginnt die Sagenwanderung. Von hier aus geht es über den Löbauer Berg durch den Wald und über Schotterpisten. Überall finden die Wanderer kleine Süßigkeiten, die wohl nur die Zwerge kurz vorher verloren haben können. An der Bautzner Kuppe liegt der ebenfalls sagenumwobene Geldkeller. Hier warten Schokotaler auf die Entdecker. In der Silvesternacht öffnet sich der Geldkeller für eine Stunde. Wer zu spät wieder ans Tageslicht tritt, den bestraft die Sage, denn die Tür bleibt für ein Jahr verschlossen. Wer die Wanderung mitgemacht hat, bekommt als Andenken zum Schluß eine Urkunde vom „kegelschiebenden olle Ulli“. Das mit den Erlebniswanderungen der Tourismuschefs muß hier in der Oberlausitz wohl so etwas wie ein Volkssport derselben sein. In dem nur 20 Kilometer entfernten Seifhennersdorf werden zwar keine Zwerge gejagt, dafür kann man dort den Räuber Karasek bei einer Wanderung kennenlernen – wie unser nebenstehender Bericht zeigt.

Nur einen Steinwurf von Löbau entfernt findet sich der Grenzort Seifhennersdorf. Und dort ist was geboten – rund ums Jahr!Dafür sorgt der Tourismus-Manager Heiner Haschke, ein oberlausitzer Original, der es faustdick hinter den Ohren hat. Gelang es ihm doch, einen fast schon in den Analen der Geschichte ergrauten Ganoven zum Volkshelden hochzustilisieren und damit einen Tourismusboom zu initiieren. Dabei hatte Johannes Karasek und seine Bande damals, Anfang des 19. Jahrhunderts, nur gemacht, was viele andere auch taten: Ein wenig geklaut, ein wenig geplündert, ein bißchen Spaß gehabt! Nun trifft man den Räuberhauptmann überall im Ort: Es gibt Karasek-Brot, in den Restaurants ißt man Karasek-Platte und allen scheint das Riesen-Spaß zu machen! So trifft man sich jeden ersten Mai zum „Familienspaß mit Räuberhauptmann Karasek“ im Kindererholungszentrum „Querxenland“. Jedes Jahr im März und September findet im Karasek-Museum der Oberlausitzer Leinewebertag beziehungsweise Leinewebers Pilzwochenende statt. Großer Beliebtheit erfreuen die „Schatzsuchen mit Räuberhauptmann Karasek.“ Sie finden jeweils von Juni bis Oktober am ersten Sonntag im Monat um 15 Uhr statt. Treffpunkt ist am Eingang des Querxenlandes. Außerdem ist immer was geboten ist im Karasek-Museum, dessen Chef Heiner Haschke noch ganz nebenbei ist.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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