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So weitläufig, wie Ludwigsfelde ist, erkundet man die Stadt am besten per Fahrrad, Auto oder noch besser mit einem Motorroller made in Ludwigsfelde. Nur schade, dass die heute nur noch als Museumsstück verfügbar sind! Also doch Fahrrad. Dachten sich auch die Stadtoberen und planten bei der Neugestaltung des Bahnhofvorplatzes gleich einen Fahrradverleih mit ein. Reporter Andreas Schönstedt traf sich dort zum Stadtrundgang mit Dr. Bernhard Rink (Foto), 48, verheiratet, zwei Kinder. Der ist als gelernter Historiker auf den Spuren Ludwigsfelder Geschichte wenn er nicht gerade an seinem Arbeitsplatz imStadtmuseum anzutreffen ist. Hier werden wir mit dem Museum bald einziehen, verweist er gleich mal auf das Bahnhofsgebäude. Es wurde 1886 erbaut, stand nach der Wende lange leer und wurde zum ärgerlichen Schandfleck für die Stadt. Inzwischen strahlt der Bau aber in voller Schönheit und wird bald gemeinsam mit dem neugestalteten Vorplatz das Aushängeschild für Besucher, die mit der Bahn anreisen. Nun geht es in die Potsdamer Straße Richtung Preußen Park. Direkt am Kreisel rechter Hand befindet sich das älteste Haus von Ludwigsfelde: Der alte Krug. Im Volksmund Napoleon genannt, war dort schon immer, seit 1753 das Schankrecht verliehen wurde, eine Kneipe. Angeblich sei hier der große französische Feldherr eingekehrt. Wenn der an all den Orten, von denen das behauptet wird, gewesen wäre, hätte Napoleon das biblische Alter von über 150 Jahren erreichen müssen, lacht Rink und erzählt gleich eine Anekdote zum Krug:Einer der Vorbesitzer der Kneipe hatte oftmals keine Lust zu bedienen und war wohl zugleich sein bester Gast. So soll es vorgekommen sein, dass er einem Zecher schon mal fünf Mark in die Hand gedrückt hat und ihm eine Kneipe um die Ecke empfahl. Weil hier aber tatsächlich die Franzosen 1813 anrückten und vor dem Kampf Quartier nahmen, fand man um den Alten Krug Waffen und Uniformteile, die zu DDR-Zeiten schon mal von der Volkspolizei beschlagnahmt wurden.
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Die Straße weiter bis zum Bahndamm und dann scharf links kommt man an die Wurzeln der Stadt: Bei den Arbeiten zum Preußen Park wurde der Brunnen einer mittelalterlichen Vorgängersiedlung von etwa 1240 gefunden. Mit viel Aufwand wurde das überbleibsel aus dem Mittelalter nachgebaut.Eine Schautafel erklärt die Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion. Auf der Potsdamer Straße geht es zurück Richtung Stadtzentrum. Wer sich für Siedlungsgeschichte interessiert, sollte am nächsten Kreisel nach links in die Ringstraße einbiegen und danach rechts in die Ernst Thälmann Straße. Parallel zu dem Industriekomplex im Norden entstand hier in den dreißiger Jahren für tausende von Techniker und Ingenieure eine Siedlung auf dem Reißbrett. In drei Bauabschnitten wurden Einzel- und Doppelhäuser sowie Volkswohnungen als doppelgeschossige Wohnblocks errichtet. Interessant sind die Fertigteilhäuser, historisch wertvolle Typenhäuser, in der Holzhaussiedlung an der Walther Rathenau Straße ein Novum in der damaligen Zeit. Am Ende der Ernst Thälmann Straße erreicht man die Potsdamer Straße, schräg gegenüber vom 1996 fertiggestellten Rathaus mit seinem großzügigen Platz, auf dem Märkte abgehalten werden. Links daneben steht das Kulturhaus, in dem Veranstaltungen stattfinden. Wie zufällig entdeckt man dann eine Büste vom märkischen Dichter Theodor Fontane, der zwar Ludwigsfelde nie erwähnt hatte, dem man deswegen aber augenscheinlich nicht sonderlich böse ist. Von hier aus sind es nur ein paar hundert Meter bis zum ehemaligen Nadelöhr der Stadt, der Autobahnbrücke. Die alte wurde im vergangenen Jahr abgerissen und durch eine Stelzenkonstruktion ersetzt. Hier soll das neue Stadtzentrum entstehen, mit Geschäften und Gaststätten. Gleich hinter der Autobahnbrücke geht es rechts in die Straße der Jugend. Richtung Potsdam sieht man Geschosswohnungsbau aus den 60er bis 80er Jahren. Wir fahren aber zum (noch) Arbeitsplatz von Bernhard Rink die Straße der Jugend bis zum Ende und beenden den Rundgang am Museum.
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