Das neue Stadtmuseum lädt zum Probewohnen anno 1920 ein

Ultraschall gegen schmutzige Wäsche

Das neue Stadtmuseum in Ludwigsfelde lädt mit einer interessanten Ausstellung ein.

Stalinwerke Treptow steht noch fein-säuberlich auf der Plakette mit dem Herstellungsdatum: 1956! Das Instrument, das wie ein Ufo mit Stil aussieht war eine der ungewöhnlichsten Innovationen der ostdeutschen Haushaltswaren-Industrie: Eine Waschmaschine, die per Ultraschallwellen stinkende Socken und verschmutzte Tischtücher wieder wie neu erscheinen lassen sollte!
„Das Gerät funktioniert tatsächlich, wir haben es selbst ausprobiert“, versichert Ines Krause und steckt es zum Beweis in die Steckdose. „Sie können es ruhig anfassen, es passiert nichts!“, ermuntert sie mich zum Test. Etwas skeptisch halte ich meine Hand darunter, spüre eine leichte Vibration, aber keine Wärme, sonst nichts. „Wenn das funktioniert hat, warum hat es sich dann nicht verbreitet?“ So genau weiß dies Ines Krause auch nicht: „Es wurde gemunkelt, dass damit heimliche Abtreibungen vorgenommen wurden!“
Im Vergleich zu dem handlichen Ultraschall-Gerät wirkt die fast hundert Jahre alte Miele-Waschmaschine mit ihrem voluminösen Holzbottich schon viel überzeugender. Eine Kurbel zum Drehen überträgt die Kraft auf ein bewegliches Teil im Inneren, das ähnlich wie ein Knethaken die Wäsche bewegt. An der Seite sind zwei Rollen als Trocknungszusatz angebracht. Wer hätte gedacht, dass es damals bereits einen Waschtrockner gab! „Das Prinzip der Waschmaschine ist heute noch das selbe“, schmunzelt Ines Krause. Sie freut sich über die neue Abteilung, die „ihr“ Ludwigsfelder Stadtmuseum mit dem Umzug ins frühere Bahnhofsgebäude zusätzlich bekam. Damit ist in dem liebevoll sanierten zweitältesten Haus von Ludwigsfelde nun neben der bisher bereits dokumentierten Industriegeschichte das Leben in der Anfangszeit der Stadt eindrucksvoll in Exponaten dokumentiert. Besucher-Magnete sind die Küche aus der Jugendstilepoche, die gute Stube mit DDR-Interieur oder das Schlafzimmer mit Wiege und Bett, das Ines Krause fürs Foto mal schnell Probe liegen musste. Original erhalten ist übrigens auch eine Wand der früheren Holzbaracke, die in der Nachkriegszeit der Stadtverwaltung als Übergangs-Domizil diente.

Am Bahnhof 2, 14974 Ludwigsfelde
Tel. 0 33 78/80 46 20
Di.-Fr. 10-17 Uhr, Sa.-So. 13-17 Uhr

Die etwas andere Art
zu heiraten...

Vor dem Museum steht ein historischer Eisenbahnwagen, der allerdings verschlossen ist. Darf man ihn nicht besichtigen? „Nur zu zweit, denn das ist unser Salonwagen, in dem nun Eheschließungen im besonderen Ambiente vorgenommen werden!“, macht Ines Krause neugierig. „Leider“ hat sie nun keine Zeit mehr, mit mir dort einen Besuch vorzunehmen – es wartet ja schon eine Besuchergruppe. Erika Preusche springt in die Bresche. Der Salonwagen strahlt wirklich ein ganz besonderes Ambiente aus und wird sich sicher zum Renner bei den Heiratsfreudigen entwickeln.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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