Gute Ideen aus Nauen

Eisbein – nee danke!

Kultur hört am Gaumen auf – diese Erfahrung machen die freundlichen Havelländer zumindest ab und zu. Meistens dann, wenn wieder einmal eine Delegation aus dem südindischen Vijayawada zu Gast ist.
„Natürlich geht es darum, dass die Inder unsere Kultur und damit die regionale Küche kennenlernen. Doch bisher war eine Bockwurst das höchste, zu dem wir sie gerade noch bewegen konnten“, schmunzelt Dr. Volker Mueller. Er steht dem Landesverband Brandenburg des „Humanistischen Freidenkerbunds“ vor und ist in Personalunion Geschäftsführer und Sozialarbeiter des fürs Havelland zuständigen Kreisverbands. Und als solcher knüpft er regelmäßig zarte Bande in „die größte Demokratie der Welt“, wie sich Indien gerne nennt. Im jährlichen Wechsel besuchen sich seit 1996 jeweils etwa zehn Jugendliche im Alter von 16 bis 25 Jahren. Dabei sind meistens zwei Betreuer. Dr. Mueller selbst fühlt sich mittlerweile in Indien pudelwohl: Fotos zeigen ihn mit Elefantenbabys oder Jugendlichen beider Nationen, die sichtlich Spaß haben. „Und das indische Essen finde ich ebenfalls ganz klasse. Meist wird dort vegetarisch gekocht, ich hätte nie gedacht, dass das so lecker schmecken kann“, strahlt Dr. Mueller, der unumwunden einräumt, ein Genussmensch zu sein, der gerne und viel isst. Natürlich ist der Jugendaustausch nur ein Teil der Arbeit des Vereins. „Wir veranstalten Jugendreisen in viele europäische Länder, wir sind Träger von Jugendclubs in Bredow, Nauen, Rathenow, Kotzen und Kriele, wir bieten Jugendfreizeiten an und führen Informationsveranstalten zu Problemen wie AIDS, Drogen oder Sexualität durch.“ In Nauen gibt es ein Begegnungszentrum mit Suppenküche, in Nauen und Falkensee eine „Tafel“, die günstig Lebensmittel an Bedürftige ausgibt. Überregional bekannt ist der Humanistische Freidenkerbund durch die Jugendweihen: „In der DDR wurde diese Idee sehr missbraucht. Tatsächlich geht die Tradition bis aufs Jahr 1852 zurück, als in Nordhausen die erste Jugendweihe durchgeführt wurde.“ Dr. Volker Mueller sieht sich persönlich in der Tradition der französischen Aufklärung, einem Thema, mit der er sich bereits in seiner Diplom-Arbeit an der Humboldt-Universität befasst hat. „Der Mensch steht im Mittelpunkt. Wir müssen uns aufs Jetzt und Heute orientieren. Die Religionen dagegen sehen die Erfüllung oftmals im Dieseits“, erläutert Dr. Mueller den Hintergrund seines Vereins, der allein in Brandenburg an die tausend Mitglieder hat.
„Das Bedürfnis nach Ritual ist bei vielen Menschen vorhanden. Deshalb sind öffentliche Feiern so wichtig!“ Darum bietet der Freidenkerbund eine Betreuung wie in der Kirche, aber ohne Pfarrer an. Der „Service“ geht von der Taufe über die Jugendweihe bis zur Eheschließung und zur Bestattung. „Wir stellen immer wieder fest, dass manche Jugendlichen zur Jugendweihe und zur Konfirmation gehen!“
Info Tel. 0 33 21/45 07 46

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