Das Havelland aus der Vogelperspektive

Freie Sicht aufs Havelland

Nauen wird größer. Schon bald werden die Orte Berge, Bergedamm, Börnicke, Groß Behnitz, Klein Behnitz, Kienberg, Lietzow, Markee, Ribbeck, Selbelang und Tietzow neue Ortsteile von Nauen sein. Nicht jeder ist davon begeistert, aber ein Ausflug in die Region ist immer empfehlenswert. Wir haben uns diesmal nicht für das Fahrrad, nicht für das Auto und auch nicht für eine Bootstour auf dem Großen Havelländischen Hauptkanal entschieden, sondern für einen Rundflug über die Region. Denn so kann man die Weite und Schönheit des Havelland erst richtig ermessen. Wir treffen uns mit dem netten und gut aufgelegten Piloten Gert Trömel am Flugplatz Bienenfarm in Selbelang. Ein Hauch von Nostalgie liegt beim Anblick der kleinen Flugzeuge in der havelländischen Luft. Wer aber mit Gert Trömel mitfliegt braucht keine Angst zu haben, denn der hat 22 Jahre beim Agrarflug als Techniker gearbeitet. In seiner Obhut sind fünf Maschinen. Wir steigen ein und ich suche mir eine bequeme Sitzposition, um imposante Fotos schießen zu können. An der Tür ist ein Fenster, das ich öffnen kann. Und schon geht’s los. Wir starten mit einer viersitzigen Cessna 172 in den Himmel überm Havelland. Die Maschine hebt nach nur wenigen Metern Startbahn behutsam ab und schon sind wir in der Luft. Die maximale Reisegeschwindigkeit beträgt 220 Stundenkilometer, aber so eilig haben wir es ja nicht. Schon bald taucht die markante Kirchturmspitze von Lietzow auf. Deutlich sieht man die B5, die sich durch den Ort schlängelt. Sie führt nach Friesack und Kyritz in die eine und nach Nauen und Falkensee in die andere Richtung. Rechts neben mir erblicke ich den Großen Havelländische Hauptkanal der in viel Grün eingebettet liegt. Weiter geht der Flug über Berge, einem 563-Einwohner-Ort, in Richtung Ribbeck. Jeder erinnert sich dabei gleich an das lange Gedicht von Theodor Fontane über den „Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“, der die Kinder immer mit Birnen beschenkte und sich obleich seines knausrigen Sohns einen Birnbaum aus seinem Grab wachsen ließ. Die Ahnentafel verweist dabei auf Hans Georg von Ribbeck, der 1759 starb. Und schon sieht man die Silhouette des Schlosses, das um 1821 erbaut wurde. Obwohl Rittmeister Hans von Ribbeck als Nazi-Gegner 1945 in Sachsenhausen ermordet worden war, wurde der Familie nach der Wende die Rückgabe des Guts verweigert. Deshalb haben sie nun mehrere Teile aufgekauft und versuchen sie zu neuem Leben zu erwecken.
Gleich neben dem Schloss erblickt man die Kirche. In ihr wird noch der Rest des legendären Birnbaums aufbewahrt, der 1911 einem Sturm zum Opfer gefallen war. Das sehen wir von hier oben natürlich nicht. Wir fliegen über die Kirchturmspitze hinweg mit einer steilen Rechtskurve und machen einen großen Bogen in Richtung Nauen. 300 Meter unter uns „grüßt“ die Funkerstadt. Man kann erkennen, wie viele Nauener ihren Kopf in den Nacken werfen um dem brummenden Flugzeug nachzusehen. Nauen ist von hier so vielseitig, man sieht Häuser die im Kreis gebaut sind und natürlich den Altstadtkern. Ich bin von dieser Aussicht absolut begeistert. Nun geht es weiter nach Markee. Man erkennt die Straße nach Ketzin, die Autos sehen wie Spielzeuggefährte aus. Die Fachwerkkirche spitzelt durch die Baumwipfel, und dann, noch eine Kirche? „Das ist Markau, das ursprünglich eigenständig war und mittlerweile mit Markee zusammengewachsen ist,“, berichtet Gert Trömel. Schon sind wir über den idyllischen Orten Klein Behnitz und Groß Behnitz. Zusammen haben sie fast 800 Einwohnern. Man sieht, dass hier gut wohnen ist, eingebettet zwischen Wasser und Wald. Das Blau des Wassers, das Grün der Landschaft und das Gelb der Felder sorgen für ein beeindruckendes „Farbgemälde“. Auf einer Wiese tummelt sich eine Herde von schwarz-weiß gefleckten Kühen. Nun geht es über Bergerdamm, Kienberg, wo wir einem Storchenpaar ins Nest sehen können, über Börnicke und Tietzow. Wir sehen die Autobahn, die dichtbefahren ist und legen uns schon wieder in eine Kurve.„Die Gemeinden, die wir heute überflogen haben, werden die Einwohnerzahl von Nauen fast verdoppeln. Denn insgesamt wohnen etwa 6000 Menschen in den Dörfern, die früher zum Amt Nauen-Land gehörten“, resümiert Trömel. Der Flugplatz Bienenfarm ist leicht an dem markanten Gebäude am Platzende zu erkennen. Behutsam setzt die Cessna auf der Landebahn im Feld auf. Kaum zu glauben, auf welch kurzer Distanz das Flugzeug zum Stehen kommen kann!
Info:
Flugplatz Bienenfarm
Am Flugplatz 1, 14641 Selbelang
Tel. 03 32 37/8 82 80

Gert Trömel führt fachkundig übers Havelland.

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