Mit Tempo 200 in die Kurve

Wie ist das eigentlich, wenn man mit Temo 200 über Kurven und Geraden braust? Ist das ein toller Spaß, ist das Nervenitzel, ist das überhaupt auszuhalten?Reporterin Carmen Krickau wollte es näher wissen. In Oschersleben befindet sich eine Grand Prix Rennstrecke, die sich sicher besser als die „alten“ Konkurrenten Hokkenheim und Nürburgring für die Formel Eins eignen würde. „Wir sind die sicherste Bahn in Deutschland“, versichert Motopark-Geschäftsführer Timo Rumpfkeil. Hat er wohl selbst erprobt. Jedenfalls verfügt der 26-Jährige, der aus einer Rennfahrer-Familie stammt, auch selbst über eine Fahrerlizenz, also den Führerschein für Rennfahrer. Und klemmt sich selbst ans Steuer des gelben Renntaxis, das zur Verfügung steht, um Besuchern den Kitzel dieses harten Sports näherzubringen. Schneller als ich gucken kann, schiebt mich Timo Rumpfkeil vom Fahrersitz weg. Helm auf, ab auf den harten Beifahrersitz. Ist das nicht übertrieben: Der Renault Spider hat zwar 220 PS, fährt aber auch nur 200 Stundenkilometer, so schnell ist fast jeder bessere Mittelklasse-PWK! Doch dann: Dröhnendes Motorgeheul – na mal ruhig, mein gelber Schlitten, denke ich. Bis zur 3,667 Kilometer langen Rennstrecke geht es mit 30, so wie die Flugzeuge eben auch ganz gemächlich zur Startbahn rollen. Auf der Start- und Zielgeraden lächle ich noch erwartungsfroh und habe gesunde Farbe im Gesicht. Mein Renntaxi-Chauffeur grinst unter seinem Schutzhelm – und gibt Gas. Die Tachonadel springt – und mir bleibt die Luft weg. Wer war jetzt schneller an der Rückenlehne: mein Magen, mein Kopf – dank der harten Polsterung behält meine Wirbelsäule wenigstens ihre Form. O Gott, will er den Rennwagen ins Kiesbett setzen? „Bremsen!“ schreie ich, die gesunde Gesichtsfarbe ist dahin. Rasend schnell wechselt Timo zwischen Gas und Bremse. Scharfe Linkskurve, kurz bremsen, schon beschleunigt er wieder. Selbst in der folgenden Rechtskurve tritt er drauf. Timo Rumpfkeil gibt weiter Gas, steht kurz darauf erneut auf der Bremse. Er ist hochkonzentriert und trotz des ständigen Gas- und Bremsenwechsels überhaupt nicht hektisch. Es ist ein bißchen wie Achterbahn-Fahren. Immer wenn man denkt, es kann nicht schlimmer kommen, kommt es schlimmer. Rechts, Gas weg, links, bremsen, links, beschleunigen und auf der Geraden zeigt der Geschwindigkeitsmesser knapp 200 Stundenkilometer. Noch nie sind die mir so schnell vorgekommen. Nach anderthalb Minuten sind die 3,667 Kilometer abgerast. Und zwei weitere stehen bevor. Das kenne ich schon! Jippie! Rechts geht’s lang, und dann weiter rechts, was für eine gemeine Rechtskurve. Und beschleunigt in die folgende Gerade! Ich quittiere das mit einem schadenfrohen Lachen. Die dritte Runde ist dann der blanke Spaß. Dabei gehe ich in Gedanken schon durch, wem ich dieses Vergnügen schenken werde. Denn eine Fahrt mit dem Renntaxi kostet 75 Euro und ist das ideale Geschenk für Leute, die das Außergewöhnliche lieben und für Nervenkitzel zu haben sind.

Veranstaltungen 2002 im MOTOPARK
Autorennsport:
26.04.-28.04. BERU Top 10
12.07.-14.07. DTM - Deutsche Tourenwagen Masters
26.07.-28.07. GTP Porsche Weekend
27.09.-29.09. BERU Top 10
Motorradrennsport:
17.05.-20.05. 1000 Berge Trophy
01.06.-02.06. Internationale Deutsche Motorrad Meisterschaft
19.07.-21.07. Historischer Bode Grand Prix
07.08.-11.08. 5. German Speed- week / 24-Stunden-WM Auto- und Motorrad gekoppelt

Zucker für den Rennsport
Neben Zuckerindustrie und noch früher Bergbau hatte Oschersleben nicht viel zu bieten. Also versuchte man zu DDR-Zeiten das Mini-Flüsschen Bode als Erkennungszeichen einzusetzen. Heute wundert sich jeder nur noch über den komischen Klammerzusatz zum Ortsnamen. Denn mit dem mittlerweile sanierten Städtchen verbinden Hunderttausende nur eins: Rennsport! Dank Initiative von privaten Renn-Enthusiasten entstand hier in nur zwölf Monaten Europas sicherste Grand Prix Rennstrecke. Initiatoren waren die Brüder und Rennsport-Fans Hans-Peter Klein und Hans-Joachim Klein. Als letzterer 1993 unerwartet verstarb, setzte sein Bruder die Vision fort. 1994 stieß Peter Rumpfkeil, dazu. Der heute 62-Jährige war in Rennsport-Kreisen als Veranstalter des Flugplatzrennens in Diepholz bei Hannover und als ADAC-Sportleiter Weser-Ems bekannt. Am 25. Juli 1997 wurde die 3,6 Kilometer lange Rennstrecke eröffnet. Die FIFA hatte ihr „Formel Eins-Tauglichkeit“ attestiert. Seitdem finden Rennen in vielen Klassen statt. Damit bommt in Oschersleben plötzlich der Tourismus. Timo Rumpfkeil (Foto oben), 26, der wie sein Vater aktive Rennsport-Erfahrung hat, ist heute Geschäftsführer. Mittlerweile hat die Anlage Konkurrenz vom mit öffentlichen Mitteln gebauten Lausitz-Ring in Brandenburg bekommen. Allerdings häufen sich dort die tödlichen Unfälle. Deshalb schicken selbst Berliner, wie Autohaus Chef Peter Mücke, ihre Mitarbeiter lieber ins weiter entfernte Oschersleben zum Fahrer-Training, Sicher ist sicher!

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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