Vergessene Perle vor den Toren Berlins

Rüdersdorf will an alte Herrlichkeit anknüpfen

Klare Seen, Wiesen und Wälder und auf der
anderen Seite die Hauptstadt Berlin direkt angrenzend – könnte man sich was schöneres zum Wohnen vorstellen? Deshalb müsste es mit dem Amt Rüdersdorf im Schnellzugstempo voran
gehen!
Ob das wirklich so ist, das wollten wir von der amtierenden Amtsdirektorin Adelheid Bufe im Interview erfahren.

Natur, ausreichend Flächen, die Autobahn und die Hauptstadt vor der Nase, eigentlich sollten sich alle nach Rüdersdorf drängen, um hier ihr Eigenheim zu bauen oder sich eine nette Wohnung zu suchen!
Adelheid Bufe: „Natürlich würden wir uns über Neuzuzüge freuen. Platz hätten wir genügend.In den Orten gibt es viele Möglichkeiten für eine Lückenbebauung. Außerdem haben die Gemeinden Möglichkeiten für Neubaugebiete geschaffen. Leider hat das Interesse privater Investoren, ein Baugebiet zu entwickeln und zu vermarkten, in der letzten Zeit ziemlich nachgelassen.“

Was ist die Ursache für dieses Problem?
Adelheid Bufe: „Wir leiden immer noch unter dem Image einer Industriegemeinde. Dabei merkt man von der Zementindustrie doch gar nichts mehr. Stattdessen haben wir wirklich eine schöne Natur, Seen und idyllische Gemeinden zu bieten.“

Was machen Sie gegen dieses Image-Problem?
Adelheid Bufe: „Noch in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts war Rüdersdorf beliebtes Ausflugsziel der Berliner. Diesen Status wollen wir wieder erreichen. Wenn die Leute bei uns Ferien machen, dann wollen sie auch bei uns wohnen.“

Wie wollen Sie dies erreichen?
Adelheid Bufe: „Ein wichtiges Instrument ist unser Museumspark. Er ist deutschlandweit einzigartig und zieht viele Besucher aus der Region und aus weiter entfernten Gegenden an. Bedingt durch die Expo hatten wir letztes Jahr 80000 Besucher. Wenn wir diese Zahl halten und mit der Zeit steigern könnten, wäre das toll. Durch den Museumspark ist Rüdersdorf auf Messen wie der ITB vertreten. Damit können wir unseren Bekanntheitsgrad weiter steigern. Doch das ist natürlich nicht umsonst zu haben. Derzeit beträgt der Zuschuss der Gemeinde Rüdersdorf zum Museumspark jährlich 50000 Euro.“

Welche Erholungsmöglichkeiten bietet das Amt?
Adelheid Bufe: „Unsere Seen sind natürlich die Hauptattraktion. Wir haben uns dafür engagiert, dass an allen Gewässern öffentliche Strandzugänge möglich sind. Die Wasserqualität ist 1a, das ergeben laufende Überprüfungen. Der Stienitzsee und der Kalksee profitieren von der Frischwasserzufuhr durch den Tagebau. Außerdem haben wir Rad- und Wanderwege. Wir sind leicht erreichbar, von Berlin aus sogar mit der Straßenbahn.“

Wie sieht es mit Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie aus?
Adelheid Bufe: „Das ist, zugegebenerweise, ein Problem. Außer privaten Ferienquartieren
haben wir wenig zu bieten. Alle Bemühungen, die Situation zu verbessern, sind bisher im Sande verlaufen. So ist die Rüdersdorfer Zement GmbH sogar bereit, am Kalksee ein Grundstück für ein Hotel zur Verfügung zu stellen. Dennoch fand sich bisher kein Investor.“

Ein Gehalt, zwei Jobs

Als stellvertretende Amtsdirektorin ist Adelheid Bufe zugleich Leiterin des Hauptamts, das ist normal. Seit über einem Jahren ist sie amtierende Amtsdirektorin und hat damit einen zweiten Job. Bevor das Tauziehen um die
Gebietsreform nicht beendet ist und eine Entscheidung gefallen ist, ob das Amt weiter besteht, soll kein neuer Amtsdirektor gewählt werden, haben sich die sparsamen Gemeindebürgermeister vorgenommen. Adelheid Bufe zeigt dafür erstaunlich viel Verständnis: „Ich war selbst Bürgermeisterin von Rüdersdorf, da verstehe ich diese Entscheidung!“ Und so ist Adelheid Bufe von früh bis spät im Einsatz: „Mein Mann ist Kraftfahrer und während der Woche unterwegs. Kinder habe ich keine. So kann ich meine Zeit hauptsächlich dem Amt widmen!“ Adelheid Bufe stammt ursprünglich aus Zeitz, machte Abitur, studierte Baustoff-Verfahrenstechnik in Weimar und kam 1972 in die Abteilung Forschung und Entwicklung des Zementwerkes. 1978 wurde sie Laborleiterin im Tagebau. 1990 wurde sie als Parteilose über die Liste der CDU in die Gemeindevertreterversammlung von Rüdersdorf gewählt. Als der SPD-Bürgermeister damals zurücktrat, wurde Adelheid Bufe Bürgermeisterin und wechselte 1992 als Hauptamtsleiterin und stellvertretende Amtsdirektorin ins neugebildete Amt Rüdersdorf. 2000 wurde der bisherigen Amtsdirektorin die Wiederwahl verweigert, seitdem hat Adelheid Bufe einen Doppeljob beim Einfachgehalt plus Zulage. Wenn da noch Freizeit bleibt, schiebt sie beim Kegelverein manche Kugel, kümmert sich um ihren Garten oder genießt deutsche Küche, „aber mit Reis statt Kartoffeln“ und gönnt sich dazu ein Glas trockenen Rotwein.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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