Steine für Deutschland

Dass sich mit dem Rüdersdorfer Kalk gut Geld verdienen läßt, das sprach sich sogar in kirchlichen Kreisen schnell herum. Und so waren die Zisterziensermönche, die den Ort gründeten, die ersten, die sich um den Kalkabbau verdient machten. Allerdings merkten die „Buddelmönche“ schnell, dass damit einiges an schweisstreibender Tätigkeit verbunden war. Also verkauften sie „Bruchrechte“ an die Adligen, Gutsherren und Städte der Umgebung. Bis zur Reformation entwickelte sich ein schwunghafter Handel. Fürstenwalde, Cölln und Berlin waren Hauptabnehmer. Nachdem die Mönche enteignet wurden, fiel die kostbare Mine an Kurfürst Joachim. Unter seiner Regentschaft wurden dann die ersten Bergleute, damals Steinbrecher genannt, beschäftigt. Vorher wurden Leibeigene für diese harte Arbeit herangezogen. In dieser Zeit entstanden das Berliner Stadtschloß, die Domkirche zu Berlin und das Jagdschloß im Grunewald – alles aus Rüdersdorfer Kalkstein. Sogar Tangermünde und Hamburg zählten zu den Abnehmern. Per Schiff wurden die Steine über Kalkgraben und Kalksee zur Spree gebracht, von wo aus der Weg weiter bis zur Elbe führte. Nach Osten gab es eine Landverbindung bis zur Oder, weshalb der Rüdersdorfer Stein in Stettin und in der Lausitz in großen Mengen verbaut wurde.

Ab 1578 wurden die ersten Brennereien gebaut. Dadurch konnte Rüdersdorf sowohl die Steine, als auch den passenden Mörtel liefern. Der Abbruch der Steine war sehr schwer und oft gefährlich. Auf den Feldern der Bauern wurde eine Grube ausgehoben und solange Stein
gebrochen, bis das Grundwasser in der Grube stand. Ständig gab es deshalb Ärger mit den Bauern, die so ihr gutes Ackerland Stück für Stück verloren. Das Gebiet muß damals ausgesehen haben, wie eine Kraterlandschaft.
Friedrich II. wollte deshalb System ins Chaos bringen. Dafür hatte Oberberghauptmann Friedrich Anton von Heinitz zu sorgen. Er wirkte von 1777 bis 1802. Ihm ist darüberhinaus zu verdanken, dass im Bergbau in Preußen die Industrialisierung sich durchsetzen konnte. Er ließ die Dampfmaschine einführen, beförderte die Knappschaftsbildung und kümmerte sich um die Weiterbildung.

Ab 1863 wurde die Sohle des inzwischen entstandenen Tagesbaus auf 30 Meter unter den Wasserspiegel abgesenkt. Dazu waren ausgeklügelte Kanalsysteme und Pumpenanlagen notwendig, die in der damaligen Zeit eine enorme technische Herausforderung bedeuteten. Heute wird auf der dritten Sohle gearbeitet, die immerhin schon 90 Meter unter dem Wasserspiegel liegt. Kalkstein, als Stein zum Bauen wird hier nicht mehr gefördert. Die ganze Fördermenge wird im Zementwerk von Ready Mix verarbeitet. Bis zum Jahr 2040 sollen die Vorräte noch reichen. Dann könnte aus der Grube wieder in See werden – vielleicht als Ersatz für den legendären Heinitzsee, der der zweiten Sohle zum Opfer fiel. Andreas Schönstedt

Die Arbeit der Rüdersdorfer Bergleute war extrem anstrengend.

Kalkstein-Abbau war eine schweißtreibende Tätigkeit.

Nach 1900 nahm der Besucherverkehr zu. Besucher ließen sich von Bergleuten gegen ein kleines Eintrittsgeld durch die Ruinen führen.

Ortschronist Reinhard Kienitz kümmert sich um Rüdersdorfs
Geschichte und ist errichbar unter 033638/8201 oder Dienstags im Kulturhaus von 9-16 Uhr.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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