Wenn ein Bürgermeister träumt

„Der Königssee der Mark“

Wer könnte sich das heute vorstellen: Rüdersdorf und die Region als einzigartiger Touristenmagnet? Einer weiß schon heute, wie das aussehen wird: „Dann haben wir den Königssee der Mark Brandenburg!“
Davon träumt der Bürgermeister von Rüdersdorf. Wilfried Kroll ist für viel Humor und Geradlinigkeit bekannt und beliebt. Aber als Phantast? „Der Tagebau rückt schon jetzt an die Ortslage heran und wird früher abgebaut sein, als geplant. Damit kann man schon in naher Zukunft das Bergbauschutzgebiet in der ehemaligen Redenstraße aufheben und zur Bebauung freigeben. Leider werden noch 30 bis 40 Jahre vergehen, ehe die Grund-wasserpumpen abgestellt werden können. Weitere 20 bis 25 Jahre wird es dauern, bis sich der See gefüllt hat. Dann haben wir ein Gewässer, das drei Kilometer lang, hundert Meter tief und einen Kilometer breit ist. Der See wird von Kalkfelsen eingefasst sein und ein Paradies für Taucher darstellen“, erklärt Wilfried Kroll. Damit hat Rüdersdorf einen Bergsee wie es der Namensgeber „Königssee“ in den Alpen ist. So weit war man vor hundert Jahren schon einmal. „Von 1914 bis 1916 wurde der Heinitz-Tagebau geflutet und es entstand ein wunderschöner Bergsee mit sehr klarem sauberem Wasser. Als Königssee der Mark Brandenburg benannt, übte er eine magische Ausstrahlung auf Touristen, Ausflügler und Wassersportfreunde aus“, schreibt Ortschronist Reinhard Kienitz in seinem historischen Bildband „Rüdersdorf“.
So rosig der Blick in die Zukunft ist, momentan drücken Bürgermeister Kroll sehr viele Sorgen: „Wie kann man bei fehlenden Mitteln in der Gemeinde etwas bewegen?“ Straßenbahn, Kulturhaus, Kita und Schulen möchte natürlich kein Bürger missen. Aber sie alle kosten Geld. Jetzt drohen weitere Kürzungen vom Land. „Sparpotenzial sehe ich aber nirgenwo mehr“, gibt sich Bürgermeister Kroll etwas ratlos. Dabei ist er sonst nie um Ideen verlegen. So ist der Mitinhaber einer Firma bereits seit letztem Jahr damit beschäftigt, bei „Kollegen“ in den Chefetagen die Klinken zu putzen, um sie als Sponsoren zu gewinnen: Nun unterstützte die EWE die Modernisierung der Gesamtschulturnhalle. Das Zementwerk, so fand Kroll heraus, hat ein offenes Ohr, wenn es um die Jugend-arbeit geht. Jahreshöhepunkte wie Seefest, Bergfest und Weihnachtsmarkt wären ohne die Unterstützung von Firmen nicht mehr durchführbar. Als kleinen Dank hat sich Kroll zusammen mit Kulturhaus-Leiterin Marina Krüger ein „Neujahrskonzert für Sponsoren“ ausgedacht. „Ich habe selber gestaunt, wieviele Gäste wir da auf der Liste hatten: Über hundert Sponsoren.“ Trotz dieses Erfolgs kommt Wilfried Kroll ins Grübeln, wenn es um die nahe Zukunft geht: Denn kommt es zur Großgemeinde Rüdersdorf, dann bedarf es eines hauptamtlichen Bürgermeisters. Wird Wilfried Kroll nach zwölf ehrenamtlichen Amtsjahren dafür zur Verfügung stehen? „Mein Motto ist, dass man nur eine Sache richtig machen kann. Ich bin froh, dass unsere Firma seit drei Jahren läuft. Ob ich das aufgeben sollte?“

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


Impressum | Datenschutz