Spannende Jeep-Safari durch den Tagebau

47 Meter unter dem Meeresspiegel

Letztes Jahr waren es gut 80000 Besucher, die sich im Museumspark Baustoffindustrie tummelten. Ein Vergnügen, das die Gemeinde Rüdersdorf dennoch im Jahr 50000 Euro kostet. Was sieht man also auf dem Gelände, auf das die Gemeindeverordneten soviel Hoffnung setzen?
Das herauszufinden, haben wir uns vorgenommen. Die Möglichkeit einer Jeeptour durch das Gelände hat es uns angetan. Einen Termin dafür zu bekommen, ist gar nicht so leicht. Doch für die Presse macht man manches möglich. Vereinbart ist Sonntag, 12 Uhr. Vorsichtshalber kommen wir um 11.30 Uhr. An der Kasse ist man freundlich und zeigt uns anhand der Aufzeichnungen: „Sie sind nicht eingetragen!“ Doch man ist um Abhilfe bemüht: „Irgendwie kriegen wir das schon hin!“ Also bezahlen wir als Familie, zwei Erwachsene, ein Kind, 20,50 Euro, „Besuch des Museumsparks inklusive“. Da wir noch etwas Zeit haben, sehen wir uns mal um: Ein begehbarer Brennofen, allerdings ohne nähere Erklärungen, eine historische Wohnstube, voll eingerichtet, man darf anfassen. Toll! Und eine historische Waschküche. Ebenfalls interessant. Eine halbe Stunde sollte nun vergangen sein, auf dem Weg zu unserem Jeep treffen wir eine Führung die gerade zurück kommt. An der Spitze ein freundlicher Mitarbeiter mit blauem Helm. „Na, was soll’s denn sein?“ – „Wir haben eine Jeeptour gebucht, um 12 Uhr!“ – „Na, dann haben Sie ja noch eine Weile Zeit!“ Glauben wir aber nicht, und da kontrolliert der Museumsparkführer seine Uhr: „Na da haben Sie noch vier Minuten, nun sollten Sie sich sputen!“ Wo es um das Erbe von Jahrmillionen geht, was machen da schon ein paar Stunden aus! „Ich bin Hans Dietrich, ich heiße Sie im Namen des Museumsparks willkommen“, begrüßt uns nun am grünen Landrover unser Führer. Ganz so, wie man es aus Safari-Filmen kennt, sitzen wir im hinteren Teil des Wagens. Zwei Sitzbänke rechts und links, überm Dach eine Plane. „Frühere Armeefahrzeuge der Briten, alle etwa 30 Jahre alt“, berichtet unser Führer später. Zu fünft sind wir hinten im Wagen, Ute und Stefan Moritz aus Schwanebeck haben sich von den freundlichen Damen an der Kasse zum Mitfahren bewegen lassen. Und los geht’s. Und wird gleich spannend. Denn am Geologischen Museum vorbei sollen wir durch ein Tunnel fahren, das kaum breiter als das Fahrzeug ist. Doch es funktioniert. Dahinter hält unser Jeep. „Links sehen Sie den Tagebau, aus dem seit etwa 1850 Kalk gewonnen wird.“ Wir sehen eine riesige tiefer gelegene Landschaft und erfahren, dass das Gelände 4,2 Kilometer lang und einen Kilometer breit ist. Von oben nach unten werden die Kalksteine abgebaut. Erst setzte man kleinere Boote zur Beförderung ein, dann war es ein Eisenbahnsystem, dessen Schienen fast täglich variiert werden mussten. Heute verwendet man 50-Tonnen-LKWs, die schon bald durch 100-Tonnen und später durch 150 Tonnen Fahrzeuge ersetzt werden sollen. Der Grund: Das Zementwerk liegt am anderen Ende der Grube, die Beförderungszeiten werden im Lauf der Jahre immer länger. „30 Jahre wird bei uns noch Kalkstein abgebaut, dann ist Schluss. Am Ende wird die Grube geflutet und zu einem Naherholungsgebiet umgewandelt“, berichtet Hans Dietrich weiter. Nächster Haltepunkt ist ein riesiger Bagger: „Der tat bis zur Wende 20 Jahre lang seinen Dienst und wurde mit Strom betrieben. Denn das Gerät stammt aus der Sowjetunion, die diesen Typ in Sibirien einsetzen wollte. Bei Temperaturen von minus 50 Grad wäre der Betrieb mit Diesel problematisch gewesen.“ Und nun geht es hinab, in die Tiefe des Heinitzsees. Der war beliebter Badesee der Rüdersdorfer und wurde dann ab 1974 mehrere Jahre abgepumpt, bis er nun ganz trocken ist. „Die Pumpen laufen Tag und Nacht und befördern in der Minute 27 Kubikmeter Wasser. Sonst würde der See ganz schnell wieder volllaufen“, berichtet Dietrich. Er reicht historische Fotos und Postkarten, die er teilweise selbst gesammelt hat, herum, damit man sich vorstellen kann, wie dies früher aussah. Am Ende des Sees erfahren wir, dass dort früher eine Brücke war. Wir bekommen erklärt, wie nun die Gesteinmassen Stück für Stück abgesprengt werden, können nachvollziehen, wie die Schichten übereinander liegen. „Ursache für unsere Kalkfelsen ist eine Salzlinse, die unter diesen Formationen liegt und sie in die Höhe hob!“ Nochmals geht es fast zwanzig Meter in die Tiefe. „Jetzt sind wir 47 Meter unter dem Meeresspiegel, tiefer soll es nicht mehr werden“, erfahren wir. Gegenüber sehen wir eine Gruppe von Menschen mit farbigen Schutzhelmen herumhacken: „Die suchen Fossilien, und haben gute Chancen.“ Fast 50 Meter geht es nun wieder hoch. Man versteht, warum die Fahrt in Geländewagen stattfindet. Auf dem Rückweg treffen wir einen Kollegen, im Gegensatz zu uns vollbesetzt. Was wohl auch besser so ist: „Meine Gäste müssten eigentlich ihr Geld zurückbekommen, denn sie mussten erst mal schieben. Mein neuer Anlasser kommt erst nächste Woche!“ Hans Dietrich kennt das Problem und hat so seine vorbeugenden Tricks: „Ich halte an Gefällstrecken!“ Weshalb er so fundierte Ortskenntnis hat? „Ich war selber 43 Jahre im Tagebau. Jetzt bin ich Rentner und stehe auf Abruf, um Führungen zu machen.“

Bitte einsteigen...

...und los geht es.

Mit Strom statt Diesel wurde dieser Bagger angetrieben.

Ob groß oder klein...

zu entdecken gibt es viel.

Fossilien-Sucher haben hier gute Chancen.

Weitere Impressionen vom Museumspark Rüdersdorf

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


Impressum | Datenschutz