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An Staßfurts starker Frau kommt niemand vorbei sogar der Bürgermeister muss sich mit ihr gut stellen. Denn gegen ihren Willen kann in der Verwaltung niemand eingestellt werden. Bei vielen anderen Fragen und Problemen ist ihre Meinung im Rathaus und in der Stadt gefragt. Die Rede ist von der Gleichstellungsbeauftragten. Heidi Pechler, gelernte Kita-Erzieherin, füllt diesen gesetzlich für die öffentlichen Verwaltungen vorgeschriebenen Posten seit nunmehr acht Jahren aus. Und ist dabei in ständiger Bewegung: So pendelt sie fast ununterbrochen zwischen ihrem Büro im Rathaus und dem Frauentreff Laura im Neubaugebiet. Leider haben wir für den Treff immer nur eine ABM-Kraft mit einem befristeten Vertrag. Wenn die nach einem Jahr wieder ausscheidet, entsteht meist eine zeitliche Lücke, in der ich dann niemanden für &Mac226;Laura habe! Und so muss sich die 52-Jährige eben selbst darum kümmern, dass die Besucherinnen zu den gewohnten Zeiten offene Türen vorfinden. Und wäre das nicht schon genug, so fungiert Heidi Pechler zusätzlich noch als Ausländerbeauftragte und ist für den Seniorenbeirat zuständig. Die freundliche Staßfurterin sieht sich keineswegs als Emanze: Die Frauen bei uns waren ja alle berufstätig und damit den Männern durchaus gleichgestellt. Unser Problem ist jetzt, dass viele in den Betrieben nicht mehr gebraucht werden. Damit fertigzuwerden ist alles andere als leicht. Deshalb sehe ich eine meiner Hauptaufgaben darin, Frauen nicht in Mutlosigkeit versinken zu lassen! Heidi Pechler erkannte schnell, dass es einen zentralen Anlaufpunkt für frauen in der Stadt geben sollte. Laura ist mein Lieblingskind, freut sie sich deshalb, dass sie vor fünf Jahren im Obergeschoss einer früheren Kita entsprechende Räume erhalten konnte. Was da wohl ihre eigenen beiden erwachsenen Töchter und die zwei Enkelkinder sagen? Im Kommunikationszentrum kann man sich nun zwangslos treffen. Dort ist Platz für Gesprächskreise und Gruppen, dort gibt es immer wieder Vorträge, etwa von der Kreisvolkshochschule. Zu den regelmäßigen Nutzern gehören die Frauengruppe Lisa, die Frauenbrücke Ost-West, der Seniorenrat, Handarbeitsgruppen und die Staßfurter Frauenrunde. Innerhalb der Verwaltung, so Heidi Pechler, ist sie noch nie auf Fälle gestoßen, in denen sich Frauen über geschlechtsbedingte Benachteilgung beklagten. Von den Mitarbeitern ist der überwiegende Teil weiblich und Bürgermeister Martin Kriesel hat immer ein offenes Ohr für meine Anliegen. Die Hauptprobleme der Mädchen und Frauen resultieren aus der hohen Arbeitslosigkeit und sind eher Familienprobleme: Finanzielle Sorgen, Schwierigkeiten mit der Kindererziehung, die Suche nach einem Ausbildungsplatz für den Nachwuchs oder Unterstützung bei der Orientierung im Behördendschungel, zählt sie als häufigste Fragestellungen auf. Selbstverständlich nimmt Heidi Pechler alle, die bei ihr Rat und Hilfe suchen, an die Hand. Von Berufs wegen Frauen und Ausländer, und ansonsten ohnehin jeden. Fürs Familienleben bleibt da wenig Zeit: Mein Mann unterstützt mich bedingungslos. Anders wäre es gar nicht möglich. Denn auf Stunden sehen kann man in dieser Position nicht. Und vieles spielt sich eben am Wochenende oder abends ab!
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