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Ganz neu gewählt und doch durch bereits zwei Amtsperioden erfahren Staßfurts Bürgermeister ist geachtet, das zeigten die vergangenen Wahlen. Ein Ergebnis von über 64 Prozent beweist, dass der CDU-Politiker im SPD-regierten Sachsen-Anhalt weit über die Grenzen seiner Partei geschätzt wird, denn er legt auf Parteilichkeit keinen Wert. Reporter Andreas Schönstedt stellte Bürgermeister Martin Kriesel, 50 Jahre alt, verheiratet, ein Kind und von Beruf Maschinenbauingenieur seine Interview-Fragen.
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Sie waren bereits zweimal Bürgermeister. Warum haben Sie sich das angetan, sich erneut dieser aufreibenden Aufgabe zu stellen? Kriegen Sie da nicht manchmal Ärger mit Ihrer Frau?
Martin Kriesel: Nein, nein, meine Frau hat vollstes Verständnis für meine Arbeit und unterstützt mich dabei. Allerdings hat sie mir vor der Wahl die gleiche Frage gestellt. Aber schauen Sie, ich bin hier geboren und bin Staßfurter mit Leib und Seele. Hier in meiner Stadt, mit diesen ganz speziellen Problemen, muß vieles gestaltet und geregelt werden das ist eine sehr spannende Aufgabe. Wir haben die Chance, etwas Neues zu machen und die will ich nutzen. Da haben dann oft persönliche Interessen zurückzustehen.
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Was haben Sie in Staßfurt für besondere Probleme?
Martin Kriesel: Segen und gleichzeitig Fluch für unsere Stadt ist der Kalibergbau. Vor 150 Jahren wurden die Schächte von der Heydt und von Manteuffel abgeteuft und Salz in großen Mengen abgebaut. Nun müssen Sie wissen, dass man damals noch wenig wußte, wie sich die Hohlräume verhalten würden, die durch den Abbau entstanden. Das rächte sich schon um 1900, als die ersten Senkungserscheinungen auftraten. Bis in die heutige Zeit haben wir dieses Problem in der Innenstadt. Doch durch das Einleiten von gesättigter Sole haben wir eine Stabilisierung des Untergrundes erreicht. Inzwischen ist aber im Senkungsgebiet viel an Bausubstanz verloren gegangen. Das bergbaugeologische Erbe ist Herausforderung für uns alle bietet aber auch Chancen der Entwicklung für die Zukunft, insbesondere im Innenstadtbereich. Wir müssen also mit Pumpen ständig den Wasserspiegel absenken. Dazu kommen die Probleme, die jede Stadt in Ostdeutschland hat: Sinkende finanzielle Mittel, nach der Wende wegbrechende Industrie und damit hohe Arbeitslosigkeit und Abwanderungsbewegungen.
Wie gehen Sie diese Probleme an?
Martin Kriesel: Ein wichtiges Zukunftprojekt ist die Sanierung unserer Innenstadt. Hier soll man sich wohlfühlen, hier soll das Herz der Stadt schlagen, hier sollen Geschäfte ihre Angebote zur Wahl stellen, hier sollen Bürger und Besucher bummeln, einkaufen, sich wohl fühlen. Für diese Massnahme benötigen wir tatkräftige Unterstützung durch das Bergamt, um die Sicherung des Untergrunds zu gewährleisten. Die Wasserhaltung wird ebenfalls verändert. Anstelle der derzeitigen Pumpstation wollen wir kleinere Einheiten errichten. Damit werden wir aber einen kleinen Salzsee in der Innenstadt erhalten, dessen Umfeld ansprechend gestaltet werden soll. Ausserdem planen wir die Infrastruktur weiter auszubauen umdamit die Vernetzung der Industrie- und Gewerbegebiete vorantreiben zu können. Wir wollen unseren Standort so attraktiv machen, dass wir wieder neue Unternehmen für unsere Stadt gewinnen können.
Welche Aufgaben liegen Ihnen besonders am Herzen?
Martin Kriesel: Der Ausbau der Infrastruktur ist vorrangig. Durch den Anschluß an die A14 und den Bau der B6 wird der Verkehr zunehmen. Wir müssen also Sorge tragen, dass der Schwerlastverkehr einerseits raus aus den Wohngebieten kommt aber gleichzeitig die Gewerbegebiete gut zu erreichen sind. Dringende Investitionen in der Infrastruktur zur Schaffung neuer Firmen sowie dem Erhalt der derzeitigen werden die finanziellen Spielräume auch in Zukunft einengen, so dass es eine Herausforderung bleiben wird, die freiwilligen Aufgaben wie Theater, Bibliothek oder Tiergarten zu erhalten.
Worauf sind Sie stolz in Ihrer Stadt?
Martin Kriesel: Stolz, das klingt so nach zufrieden zurücklehnen. Dazu haben wir noch viel zu viel Arbeit. Aber positive Beispiele kann man vielleicht nennen: Wir haben einen ganzen Stadtteil, Alt-Staßfurt, der zu DDR-Zeiten schon komplett abgerissen werden sollte, durch Sanierung und Einsatz von über 40 Millionen Mark gerettet. Viele Menschen ziehen dort jetzt wieder hin. Wir haben das Salzland-Center für 32 Millionen Mark errichtet mit einem ganz tollen Freizeitangebot für die ganze Familie. Am 1. September diesen Jahres konnte ich dort das neue Familienbad einweihen.
Was wünschen Sie sich für die Stadt?
Martin Kriesel: Ich wünsche mir noch mehr Gemeinsinn und Verständnis für die Zwänge, denen die Verwaltung unterliegt. Denn Boshaftigkeiten bringen uns nicht weiter, sondern kosten nur zusätzlich Kraft. Ich wünsche mir natürlich mehr Arbeitsplätze, starke und leistungsfähige Unternehmen, damit man auch bei uns in der Region leben kann.
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