Zehn Jahre Aufbauarbeit in Strausberg

Für eine bunte Stadt

Die Frau, die das neue Strausberg entscheidend mitbaut, hat kein Problem damit, die
Kelle selbst in die Hand zu
nehmen. Da muss wie früher der „Blaumann“ her.
Rita Schmidt ist seit nunmehr zehn Jahren Baudezernentin in Strausberg. Sie ist gelernte Ingenieurin für Hochbau und hat sich vor dem Studium als Betonbauer in der harten Praxis des Baugewerbes betätigt.
Heute legt sie per Kelle natürlich nur noch fürs Foto oder zuhause am Eigenheim in Petershagen Hand an. Dort war sie beliebte Bürgermeisterin, bevor sie ihren neuen Posten in der Strausberger Stadtverwaltung antrat. Eine Frau an der Spitze der Bauverwaltung, das trifft man selten an. Hat sie es da manchmal schwer, sich durchzusetzen? „In gewisser Weise hat man es als Frau immer schwerer. Einem Mann wird leichter vergessen, wenn er sich mal verbal vergriffen hat. Als Frau muss man immer darauf achten, sich perfekt zu äußern!“ Von ihrem Arbeitszimmer im Rathaus sind es nur wenige Schritte, und schon sind wir im Altstadtbereich. Wir biegen in die Große Straße und dann geht es links hinauf in die G. Kurtze Straße. Die meisten Häuser präsentieren sich mit frisch renovierter Optik, an vielen Stellen wird gebaut. „Das ist der südliche Teil der Altstadt, hier sind wir am meisten fortgeschritten. Wir sind seit 1993 im Städtebauförderungsprogramm. Das bedeutet, dass sich Bund, Land und wir als Stadt die Kosten zu je einem Drittel teilen. Damals wurde eingeschätzt, dass die Sanierung in 20 Jahren beendet sein soll. Nun haben wir leere Stadtkassen und gehen davon aus, dass die Maßnahmen frühestens 2015 vollendet sein können“, so Rita Schmidt. Altstadtsanierung bedeutet, dass die privaten Hausbesitzer überwiegend im Bestand sanieren. Dafür gibt es dann Zuschüsse, aber natürlich muss eigenes Kapital ebenso aufgewandt werden. „Es kostete eine ganze Menge Überzeugungsarbeit, bis die ersten wirklich damit anfingen. Dann kam es zu dem von uns erhofften Mitnahme-Effekt, jetzt haben wir viele vorzeigbare Ensembles.“ Eines davon ist Alte Rathaus. Das gehört allerdings der Stadt. Bei der Sanierung ist man besonders umsichtig vorgegangen: So wurden mittelalterliche Fundamente im Erdgeschoss freigelegt und sind nun sichtbar, während der Rest des Innenbodens aus Dielen besteht. In diesem Gebäude entstand nun ein repräsentatives Trau-Zimmer für Hochzeiten. Über die Gesamtnutzung wird noch getüftelt. Der Markt vor dem Gebäude ist terrassiert und hat so gar nichts von dem ursprünglichen Marktplatz an sich. Da hat Rita Schmidt gleich die nächste Aufgabe vor sich. Schon sind wir wieder an der Großen Straße. „Beim Pflaster hat man aber viel Liebe aufgewendet. Gleich mit Muster in der Mitte!“, wundere ich mich.
„Ich war dafür, dass wir hier die Straßenbahn entlang führen, doch am Ende entschieden die Stadtverordneten anders. Die beabsichtigte Trasse ist nun durch das Pflaster gekennzeichnet“, erklärt Rita Schmidt. Sie zeigt nach links: „In der nördlichen Altstadt beginnen die Sanierungsarbeiten. Dort ist viel zu tun!“
Wir gehen nach rechts und ich bin erstaunt über die vielen unterschiedlichen Geschäfte in Strausbergs Einkaufsmeile. Drogerie, Kinderartikel, Boutiquen, Restaurants – eine Vielfalt, die man immer seltener antrifft. Und schon sind wir am schönen Straussee. Jetzt wird klar, wieso die Stadt als Wohnstandort gute Chancen hat: Der Blick ist himmlisch. Und alles ist vorhanden: Strandbad, Gastronomie, gepflegte Uferpromenade. „Und durch den S-Bahn-Anschluss ist man schnell in Berlin!“
Die Stadt hat zusammen mit Investoren vier erfolgreiche Wohngebiete entwickelt, die, so Rita Schmidt, „mittlerweile zum Teil belegt sind.“ Doch keine Bange, auf der ehemaligen GUS-Liegenschaft an der Hegermühlenstraße könnten schon bald neue Eigenheime entstehen. Der Clou: Das Areal hat eine hervorragende Lage. Es ist direkt am Zentrum der Stadt.
Und die Hauptsorgen von Rita Schmidt? „Die Stadt ist finanziell nicht handlungsfähig. So bleibt uns oft nur, Mängel zu verwalten.
Das ist aber ebenfalls teuer. Die Bürger reagieren darauf sauer, aber wir haben nur begrenzt Möglichkeiten, was zu tun, ohne Geld!“

ZUR PERSON
Rita Schmidt ist verheiratet, hat eine erwachsene Tochter, einen Hund und zwei Katzen und genießt die wenige Freizeit, die ihr bleibt, im Eigenheim in Petershagen. Wenn der Sonntag wirklich mal frei sein sollte, dann wird lange gefrühstückt, anschließend vielleicht ein wenig Tennis gespielt. Sehr gerne steht Rita Schmidt hinterm heimischen Herd. „Ich koche gerne und esse alles außer weißen Bohnen“, verrät sie. Eine Spezialität ist „Süße Suppe mit Bratkartoffeln“. Sie trinkt im Alltag meist Stilles Wasser, selten Kaffee, Sekt oder Wein. Wenn es ein Likör sein darf, dann sollte es am liebsten ein Bailey’s sein. Ihren Ehemann bezeichnet sie als „den ruhenden Pol“, der ihr hilft, nach einem aufreibenden Tag abzuschalten.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


Impressum | Datenschutz