Unterwegs mit dem Bau-Fachmann

In Weißenfels wird an allen Ecken und Enden gebaut. Doch hinter dem scheinbaren Chaos steckt ein wohldurchdachter Entwicklungsplan. Das gilt vor allem für die Verkehrsführung, die ja unbestritten seit Jahren für Zoff in der Stadt sorgt. Mit der Fertigstellung der Umgehungsstraße konnte die Innenstadt endlich entlastet werden. Trotzdem muss man auch heute noch unfreiwillige Runden um den Stadtkern drehen. Wie dieses Chaos aufgelöst werden soll, war eines der Themen, auf das Redakteur Andreas Schönstedt beim Stadtrundgang Thomas Jähnel, 36, verheiratet, in seiner Funktion als Leiter des Stadtentwicklungsamtes ansprach. Vom absolut sehenswerten Rathaus direkt am Marktplatz geht es linke Hand in die Große Burgstraße. Am Georgenberg wurde ein großes Parkhaus direkt in den Berg gebaut. Über das Dach hat man jetzt einen schönen Zugang zum Stadtpark. Von hier oben kann man direkt zusehen, wie die alte Georgenbergstraße saniert wurde und mit erheblichem Aufwand die neue Trasse geschlagen wird. „Es waren mehrere Varianten im Gespräch. Nun wird die neue Trasse mit einem Gründach versehen, um so einen optimalen Schallschutz zu gewährleisten. Das allein kostet über acht Millionen Mark. Wir erreichen dadurch aber eine bessere Innenstadtanbindung,” erklärt Thomas Jähnel. Von hieraus gehen wir ein Stück zurück Richtung Innenstadt und biegen in die Nikolaistraße ein. Rechts fällt das Heinrich-Schütz-Haus auf. Es ist das einzige erhaltene Gebäude weltweit, in dem der große Komponist gelebt und gearbeitet hat. Dort erinnert nun ein Museum an den berühmten Sohn der Stadt. Es hat dienstags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Kurz vor dem Gebäude geht eine kleine Gasse rechts ab. In ihr befindet sich das Orgelmuseum, das dienstags bis sonntags 14 bis 17 Uhr geöffnet hat. Hier wird an einen weiteren berühmten Spross der Stadt, den Orgelbaumeister Friedrich Ladegast, erinnert. Am Ende der Nikolaistraße, wo wir nun sind, soll die Trasse der Neuen Georgenstraße einmünden. Die Straße führt später dann auf den neu gestalteten Kreisverkehr. „Wie Sie sehen haben wir hier schon die Straßenanbindung vorbereitet. Hier soll der Verkehr wieder gegenläufig fließen können, so dass die ungewünschten Runden durch die Stadt aufhören.“ Kurz vor dem Kreisverkehr ist links der Eingang zum Stadtpark. Hier befindet sich das Grab von Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, der unter dem Pseudonym „Novalis“ als Dichter der deutschen Romantik von sich reden machte. Sein Wohn- und Sterbehaus, das Novalishaus, befindet sich eine Querstraße weiter in der Klosterstraße 24. Der Gartenpavillon kann nach Absprache mit der Stadtinformation besichtigt werden. Etwas versteckt am Kreisverkehr steht der Schwedenstein, der an die Besetzung im Dreißigjährigen Krieg erinnert. Von hier aus geht es vorbei am Goethegymnasium und am wunderschönen Amtsgerichtsgebäude in der Friedrichstraße zum Niemöllerplatz. „Hier wollen wir ebenfalls einen Kreisverkehr einrichten, um einen stetigen Verkehrsfluss zu gewährleisten. Die Fahrzeuge aus der Saalstraße haben derzeit kaum eine Chance, sinnvoll auf die Große Brücke zu fahren“, erklärt der Stadtentwickler. Weiter geht es in die Dammstraße. „Kommen Sie mal mit“, lockt mich Jähnel in einen unscheinbaren Stichweg Richtung Saale. „Hier wollen wir einen Bummelweg direkt am Ufer anlegen“, zeigt er mir die vielversprechenden Anfänge. „Leider spielen nicht alle mit. Die Gaststätte da hinten zum Beispiel will diesen Weg nicht, weil sie angeblich befürchtet, dass so Zechpreller schnell verschwinden könnten.“ Zurück auf der Dammstraße bin ich konsterniert: Die sieht genauso aus, wie früher die DDR-Durchgangsstraßen – unbelebt, grau und schmutzig. „Ja, hier müssen wir uns noch etwas einfallen lassen. Im Moment ist es wie eine Beschleunigungsstrecke. Das ändert sich aber, wenn der Verkehr auch wieder in die andere Richtung fließt.“ Schon kurz darauf sind wir an der Pfennigbrücke angelangt. Sie ist das Kontrastprogramm zum eben gesehenen. Wunderschön angelegte Uferpartie mit einem kleinen Pavillon, in dem die Stadtinformation residiert. In der warmen Jahreszeit kann man hier Ruderboote für eine Bootspartie auf der Saale ausleihen. An der Saale weiter geht es über den Töpferdamm und den Klingenplatz zur Leipziger Straße. Hier zeigt mir mein Stadtführer einige schöne Details an den Fassaden. „Die Häuser warten alle noch auf ihre Sanierung,“ meint er. Inzwischen stehen wir wieder auf dem Markt. „Wenn Sie noch Lust haben, können wir uns ja noch die sanierte Jüdenstraße anschauen,“ meint Jähnel. Es ist die Flanierstraße in Weißenfels. Neben dem neuen Straßenbelag sind die restaurierten Fassaden sehenswert. Zum Abschluss unseres Rundganges zeigt mir Jähnel noch den Stadtbrunnen mitten auf dem Boulevard von Weißenfels. „Sieht man ihm gar nicht an, aber der hat fast soviel wie ein Eigenheim gekostet.“ Ich persönlich finde ihn sehr schön, diese Ausgabe hat sich gelohnt.

Prunkstück am Markt ist der neue Brunnen. Durch die Wasserfontäne erschließt sich ein ganz neuer Blick auf das Rathaus als eines der Wahrzeichen von Weißenfels.
Interessante Perspektiven bieten die Skulpturen am Saale-Ufer. Der neu gestaltete Uferbereich lädt zum Promenieren an der Saale ein.
Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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