Zu Gast bei
Gerhart Hauptmann

Erkner und der Literatur-Nobelpreisträger von 1912, Gerhart Hauptmann, sind auf eine ganz besondere Weise miteinander verbunden gewesen. Zwar lebte der sozialkritische Dichter nur vier Jahre, nämlich von 1885 bis 1889 hier. Aber in diesem Zeitraum nahm er sein literarisches Werk auf.

Anlaß für die Übersiedlung des damals 23jährigen Gerhart Hauptmann nach Erkner war eine Typhus-Erkrankung, die er sich in Italien zugezogen hatte und die nun in der guten märkischen Luft ausgeheilt werden sollte. Und so zog das frisch-verheiratete Ehepaar, Hauptmann hatte kurz zuvor die junge Dresdnerin Marie Thienemann geheiratet, in das Untergeschoß der Villa Lassen.

Das Landhaus war erst zehn Jahre vorher von Nicolaus Lassen erbaut worden und lag, man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, im Wald! Platz genug zum Arbeiten war wohl, und privat scheint sich das Ehepaar ebenfalls wohlgefühlt zu haben. Schließlich kamen in den vier Jahren in Erkner die drei Söhne Ivo, Eckart und Klaus auf die Welt.

Hier nahm der spätere Nobelpreisträger seine literarische Arbeit auf. Werke wie „Fasching“, „Bahnwärter Thiel” und „Vor Sonnenaufgang“ entstanden. In "Fasching" verarbeitete er den tragischen Unfalltod des Schiffbaumeisters Eduard Zieb aus Erkner, der 1887 samt Frau und Kind im Flakensee ertrank.

Bekannt wurde Hauptmann mit seinem Stück „Vor Sonnenaufgang“, das 1889 durch den Verein „Freie Volksbühne“ im Berliner Lessing Theater uraufgeführt wurde und für einen der größten Theaterskandale in Deutschland sorgte: Das Thema Alkoholismus, ein damals brennendes soziales Problem, und die aufrührerische Tendenz des Stückes in einer Zeit, wo die Sozialistengesetze Bismarcks für Ruhe sorgen sollten, war Bürgertum und Obrigkeit zuviel! Doch der Naturalismus als Stilmittel ließ Hauptmann weltberühmt werden, sein Stück „Die Weber“ wird immer noch gespielt.

Hauptmann übersiedelte 1889 wieder nach Berlin, doch war er sich sein Leben lang der Prägung, die Erkner für ihn bedeutete, bewußt. So schrieb er 1936 in einem Brief an die Gemeinde Erkner: „Die vier Jahre sind sozusagen die vier Ecksteine für mein Werk geworden.” Hauptmann starb 1946 in Agnetendorf, dem heutigen Jagniatków im polnischen Riesengebirge und wurde auf Hiddensee beigesetzt.

Das Gerhart-Hauptmann-Museum zeigt im liebevoll sanierten Wohnhaus Hauptmanns Wohnräume, wie sie in etwa damals gewesen sein dürften. Möbel und Accessoires aus dem Nachlaß machen dies möglich. Außerdem hält man in der Villa Lassen Materialien, Archive und Bibliotheken für wissenschaftliche Arbeiten bereit und führt verschiedenste Kulturveranstaltungen durch.

In der Villa Lassen fühlte sich Hauptmann wohl.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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