Aus für Amtsdirektor?

Mit der Gemeindegebietsreform stehen Veränderungen in der Struktur derVerwaltung und in den Gemeinden selbst an.Kleinere Gemeinden sollen sich als Ortsteile den größeren anschließen und die Ämter, vor kaum zehn Jahren gebildet, werden wieder aufgelöst. Ob diese Reform sinnvoll ist, darüber wird unter Abgeordneten und Verwaltungsleuten Land auf, Land ab heiß diskutiert.Reporter Andreas Schönstedt wollte von Zossens Amtsdirektor Dr. Hartmut Klucke (Foto), wissen, ob er nun seiner eigenen Arbeitslosigkeit entgegensieht.
Werden Sie mit derGebietsreform arbeitslos?
Dr. Hartmut Klucke: Nein, seien Sie um mich nicht besorgt! Es gibt genügend Arbeit für mich und nach dieser Richtlinie für die Gemeindegebietsreform ist eine Weiterbeschäftigung nicht ausgeschlossen.
Was halten Sie von der Reform?
Dr. Hartmut Klucke: Als Amtsdirektor und Verwaltungsleiter begrüße ich den Versuch übersichtlichere und straffere Verwaltungen zu schaffen. Als treuer Staatsdiener nehme ich zur Kenntnis, dass die Leitlinien zur Reform korrekt sind, weil sie das eben genannte Ziel verfolgen. Das gilt unter dem Vorbehalt, dass keine kleinteiligeren Strukturen neu geschaffen werden, durch die Reform weniger Ausschüsse an der Entscheidungsfindung beteiligt sind, die Geltungsbereiche der Satzungen vergrößert werden, also die Entscheidungsprozesse beschleunigt werden und die Legitimation der Bürgermeister stärker wird, weil mehr Menschen sie gewählt haben.
Bleibt da nicht Demokratie auf der Strecke?
Dr. Hartmut Klucke: Das kommt auf den Blickwinkel an. Natürlich kann man beklagen, dass durch die Vergrößerung der Wahlkreise, oft über alte Gemeindegrenzen hinweg, die Wirkung der Entscheidungen des Einzelnen eingeschränkt werden. Doch wir leben ja ohnehin in einer Vertreterdemokratie. Die Frage ist also, wie viele Vertreter brauchen wir, um Demokratie umzusetzen.
Wir reden hier die ganze Zeit über Demokratie. Wird die denn vonden Bürgern des Amtes Zossen überhaupt wahrgenommen?Oder kümmern sich da nur die älteren Menschen drum, denn viele Abgeordnete sind ja wohl Rentner?
Dr. Hartmut Klucke: Das ist schon richtig, doch ich sehe Ehrenämter allgemein bei Menschen angesiedelt, die Zeit haben. Und Senioren haben Zeit! Sie nutzen diese Zeit häufig, um sich mit viel Engagement in Sachthemen zu vertiefen. Ein normal arbeitender Mitbürger kann diese Zeit oft gar nicht aufbringen. Mit diesem Vorsprung an Sachkenntnis und mit ihrer Lebenserfahrung treffen die Senioren sehr gute Entscheidungen für ihre Gemeinden. Im übrigen hatten wir immer genügend Menschen, die sich zur Wahl gestellt haben.
Kommen wir zu den Alltagsproblemen. Wie schätzen Sie die Entwicklung des Amtes Zossen ein?
Dr. Hartmut Klucke: Im Landesmaßstab hat sich das Amt gut entwickelt, wobei die Entwicklung für Zossen nicht befriedigend ist. Doch immerhin haben wir eine stabile Bevölkerungsentwicklung.

Noch kann der Amtsdirektor gemütlich im Rathaus sitzen.

ZUR PERSON
Dr. Hartmut Klucke ist 57 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Als promovierter Physiker arbeitete er zu DDR-Zeiten im Staatlichen Amt für Strahlenschutz in Berlin. Für den bekennenden und aktiven Protestanten war das auch damals kein Widerspruch, arbeitete er doch nach eigener Überzeugung am Schutz der Menschen gegen radioaktive Strahlung. Nach 20-jähriger Tätigkeit ging er nach der Wende freiwillig, wie er betont, und bewarb sich damals parteilos auf die ausgeschriebene Stelle als Amtsdirektor im Amt Zossen. Hier könne er etwas gestalten und bewegen, war seine Hoffnung. Inzwischen ist Dr. Hartmut Klucke SPD-Mitglied und hat wenig Zeit für Hobby und Familie. In der wenigen Freizeit malt er in Öl und ist dabei bei den Impressionisten „hängen geblieben“. Ansonsten verreist er gern mit der Familie oder mit Freunden. Der Weintrinker Klucke hat kein ausgesprochenes Leibgericht, isst aber immer weniger Fleich und dafür mehr Gemüse.

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