Zossens Jugend hat ihren eigenen Bär

Die Jugend im Amt Zossen läßt sich keinen Bären aufbinden. Doch mit einem ganz bestimmten Bär sind viele junge Zossener gerne auf Du und Du.Die Rede ist von Evelyn Bär. Die 41jährige ist als „Streetworkerin“ tätig, um sich hauptberuflich um die Jugend zu kümmern. Reporter Andreas Schönstedt wollte näheres wissen.
Wie wird man denn „Streetworker“?
Evelyn Bär: Ich bin gelernte Erzieherin und habe eine Weiterbildung in diese Richtung abgeschlossen. Da ich sehr gern mit Jugendlichen umgehe, keine Berührungsängste habe und auf Menschen zugehen kann, habe ich mich auf die Stelle beworben. So bin ich jetzt beim Jugendclub „Leo“ hier in Zossen angestellt.
Was sind Ihre Aufgaben?
Evelyn Bär: Ich bin auf den Straßen im Amt Zossen unterwegs und suche die Treffpunkte der Jugendlichen auf. Das sind meist Bushaltestellen oder irgendwo in Parks. Dort versuche ich, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und Kontakte zu knüpfen. Ich höre mir ihre Probleme an und versuche, wenn das gleich möglich ist, eine Lösung zu finden oder Lösungsansätze zu vermitteln. Oft leiste ich auch Einzelfallhilfe, denn die Probleme sind vielschichtig. Oft dreht es sich um das Elternhaus, um abgebrochene Lehre oder um die Beantragung von Sozial hilfe.
Was hat das mit dem Club zu tun?
Evelyn Bär: Wir sind hier drei Mitarbeiter. Unser Leiter, Dr. Rainer Reinecke, 54, kümmert sich hier im Club um die Jugendlichen und hilft zum Beispiel beim Schreiben von Bewerbungen. Unsere Mitarbeiterin Karin Liebig, 48, ist zuständig für den Kontakt zum Arbeitsamt und versucht dort freie Lehrstellen zu bekommen und problematische Jugendliche zu vermitteln. Ansonsten ist der Club natürlich unser Stützpunkt, von dem aus wir arbeiten.
Mit welchen Problemen haben Sie es besonders zu tun?
Evelyn Bär: Das größte Problem ist wohl, dass wir nicht alle Jugendliche erreichen, denn nur wer sich helfen lassen will, dem können wir auch helfen. Die Jugendlichen selbst haben oft Probleme mit Drogen oder Alkohol, doch glücklicherweise haben wir hier keine Drogenszene und harte Drogen und Gewaltstraftaten sind recht selten. Natürlich gibt es Eigentumsdelikte und Beschwerden über Dreck und Lärm an den Treffpunkten der Jugendlichen.
Ist das nicht frustrierend, denn die Erfolge sind doch sicher bescheiden und die Probleme wachsen täglich nach?
Evelyn Bär: Das ist ein ewiges Auf und Ab. Manchmal, wenn wir eine tolle Veranstaltung mit den Jugendlichen gemacht haben, sind wir stolz darüber, jetzt haben wir sie von der Straße! Aber schon ein paar Tage später sind die Probleme wieder da. Aber wir hatten ja auch sieben Jugendliche in der „Intensivbetreuung“, davon haben wir sechs in eine neue Lehrstelle vermittelt. Wir motivieren uns aus den Einzelschicksalen. Unser persönlicher Erfolg ist es, wenn jemand von der Straße den richtigen Weg gefunden hat.

Rene Rehwein, 17, Azubi im Garten- und Landschaftsbau aus Schöneiche
„Hier im Club abzuhängen ist viel besser als zu Hause. Hier trifft man ein paar Freunde und kann Musik hören. Unser Club in Schöneiche macht ja erst 15 Uhr auf, solange bin ich dann hier in Zossen.“

Tobias Donath, 16, Schüler, macht mangels Lehrstelle die zehnte Klasse noch einmal
„Ja was machen wir hier? Wir sitzen bisschen rum, hören Musik, trinken Kaffee bis zum Abwinken, denn Alkohol ist im Club verboten. Außerdem kann man hier Computerspielen. Manchmal gehen wir bowlen.“

Juliane Ramin, 17, lernt Verkäuferin
„Ich bin Stammgast und verbringe alle Mittagspausen im Club. Ist immer ganz lustig hier und man trifft jemanden.
Manchmal grillen wir oder veranstalten ein Fest. So wollen wir zum Beispiel wieder Halloween gemeinsam feiern.“

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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