Am Hungerstein klebt Blut
Nur die älteren Angermünder wissen noch, was es mit dem Hungerstein im Mündesee denn so wirklich auf sich haben soll. Demnach rankt sich eine märchenhafte Sage um den Stein, die zur Zeit der alten Germanen spielt. Damals sollen bärbeißige Bauern um den See herum gehaust haben, die durch vielfältige Rodungen geschickt ihren Reichtum vermehrten.

Das stieg ihnen wohl in den Kopf, jedenfalls waren sie bald weitum als verschwenderisch, anmaßend, ja sogar herzlos und grausam verschrien. Selbst als es einen ganzen Sommer lang nicht regnete und eine unglaubliche Dürre zu einer Hungersnot führte, waren die Ur-Angermünder nicht zu verunsichern.

Im germanischen Rat, dem Thing, berieten sie mit ihrem Stammesfürsten und kamen auf die Idee, einen Turm zum Himmel zu bauen, um ihren Gott zu zwingen, es regnen zu lassen. Als die Leute noch trunken von Met und taumelig vor Freude über diese geniale Idee waren, kam ein seltsamer Gast auf einem Adler eingeflogen.

Er hielt einen goldenen Stab in der Hand, der wie flüssiges Sonnenlicht funkelte. Die Bauern waren ein wenig erschrocken, als sie den Jüngling sahen, und entsetzten sich, als er sprach. Mit klarer, warmer Stimme warnte er sie, nicht zu vergessen, daß sie nur Menschen seien. Er sprach zu ihnen von Gott, dem sich auch die mächtigsten Leute unterwerfen müßten.

Aber da lachten die hochmütigen Bauern. Nun zog der junge Ritter voll Zorn sein Schwert, fluchte den Bauern und sagte ihnen, daß Gott sie furchtbar strafen würde. Am anderen Tage sollte der Mündesee ausgetrocknet und sie sollten ohne Wasser sein. Was natürlich geschah, und so begann man den Turmbau in der Seemitte. Als es soweit war, stieg der Stammesfürst nach oben, zog sein Schwert und stach in die Wolken.

Plötzlich erzitterte die Erde, ein Krachen erfüllte das Land, und ein blutroter Stein fiel aus dem Himmel auf den Frevler, zertrümmerte ihn und den Turm und fiel nieder auf den Grund des ausgetrockneten Sees. Entsetzt stand das Volk umher, dann verdunkelten Adlersfittiche den Himmel, und der Jüngling, den sie einst verhöhnt hatten, flog herbei.

Er ließ sich nieder auf dem Grund des Sees und betete. Als das ein trotziger, vermessener Bauer sah, verhöhnte er den Jüngling und begehrte, mit ihm zu kämpfen. Der Jüngling besiegte den Gotteslästerer. Nun wich das Volk entsetzt zurück, und plötzlich wurde aus dem Blute des Besiegten Wasser, und der Strom wuchs und wuchs, der See schwoll an und wurde immer größer, und bald war die Wasserfläche wie ehedem. Das Volk aber nannte den Stein früher und nennt ihn auch heute noch den Hungerstein.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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