Brieselangerin auf dem Weg zu Olympia

Mit Amors Pfeilen ins Schwarze getroffen

Im Wettkampf müssen ihre Pfeile über 50 Meter exakt ins Ziel treffen. Doch Amors Pfeile reichen noch viel weiter. Und so kommt es, dass Brieselangs erfolgreichste Sportlerin nun zarte Bande mit dem 800 Kilometer entfernten München verknüpfen!
Kaum jemand kennt sie, doch tatsächlich ist die 16-jährige Nathalie Heinze auf dem Sprung zu olympischen Ehren als Bogenschützin. Binnen nicht mal zwei Jahren legte sie eine unglaubliche Karriere hin. Deutsche Meisterin, Europameisterin und nun auf dem Weg zu Olympia!
Dabei musste sie dieses Jahr schweren Herzens darauf verzichten, ihren Europa-Titel zu verteidigen. Denn die Wettkämpfe fallen in die reguläre Schulzeit, und da ist eine längere Abwesenheit, wie es ein so hochkarätiges Sportereignis erfordern würde, für die Zehntklässlerin am Freien Gymnasium in Nauen nicht denkbar. Schließlich will sie weiterhin möglichst wenig Zweien, das sind ihre schlechtesten Noten, im Zeugnis haben! Mit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft wurde es dieses Jahr ebenfalls nichts: „Die findet in Südafrika statt, da sind uns die Kosten schlichtweg zu hoch“, bedauern die Eltern Birgit und Michael Heinze. Schließlich müssen insgesamt vier Kinder vom Einkommen der Krankenschwester und des technischen Angestellten versorgt werden. Und das neue Reihenhaus an der Grenze zu Zeestow gilt es ebenfalls abzubezahlen.
Also „begnügt“ sich Nathalie Heinze fürs erste damit, dieses Jahr „nur“ deutsche Meisterin zu sein! Dafür stellte sie bei den Wettkämpfen gleich zwei Rekorde auf: „Erst erreichte ich 450 Ringe von insgesamt 600, das war bereits ein Rekord. Doch der hielt nicht lange, ich selbst übertraf ihn anschließend mit 498 Ringen“, strahlt die Schülerin.
Nun hat das Wunderkind in den Fußstapfen von Winnetou und Robin Hood beste Chancen, schon bald die erste Olympia-Teilnehmerin aus Brieselang zu werden. Bundestrainer Heinrich
Börger hat sie dazu unter seine Fittiche genommen.
Wie kommt die Schülerin zu diesem kometenhaften Aufstieg? „Nathalie war immer sehr schüchtern. Alle sahen in ihr nur eine Leseratte, die am liebsten zuhause in ihrem Zimmer saß“, erinnert sich Mutter Birgit Heinze an das „erste“ Leben ihrer ältesten Tochter.
Ein Klassenausflug nach Bollmannsruh am Betzsee bei Brandenburg veränderte auf einen Schlag das Leben der ganzen Familie. „Wie bei diesen Fahrten üblich, gab es ein kleines Sportprogramm. Nathalie benutzte das erste Mal in ihrem Leben Pfeil und Bogen und gewann gleich die klasseninternen Meisterschaften. Der Trainer erkannte die Begabung und empfahl ihr dringend, sich einen Verein zu suchen, um weiterzumachen“, erinnert sich Birgit Heinze.
Das war der Beginn einer der ungewöhnlichsten Karrieren im Sport. Wenige Wochen später konnte die Brieselangerin im TSV Spandau 1860 in einen Anfängerkurs einsteigen und bereits im März 2003 die ersten vereinsinternen Titel gewinnen. Bald konnte sie hinter der amtierenden Weltmeisterin Lena Rust den zweiten Platz belegen und die Konkurrentin dann sogar 2004 bei den Europameisterschaften in Österreich überholen.
Nun holt Nathalie Heinze also jedes Wochenende ihre Pfeile aus dem Köcher und hofft darauf, dass sie gar mancher Wettbewerb in den Süden der Bundesrepublik führt. Denn dort haben Amors Pfeile gut getroffen – bei einer Ausscheidung in Nürnberg stellte Nathalie fest, dass ihre Internet-Bekanntschaft genau das Richtige für sie ist.
Und so hat der momentan wenig publikumswirksame Sport nun wenigstens einen weiteren festen Fan gefunden, der neben Nathalies Eltern und den Geschwistern Sascha, 14, Pascal, 12, und Tamara, 10, eifrig die Daumen für den Erfolg der aufstrebenden Spitzen-Sportlerin aus Brieselang drückt.

Infos: Tel. 03 32 32/4 15 45

Nathalie Heinze ist auf dem besten Weg zu olympischen Ehren. Die restliche Familie hat ebenfalls so manche Pfeile im Köcher.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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