Hobby-Brieselanger führt Traditionsverein

Immer weniger gute Töne

Der gute Ton gehörte in Brieselang offenbar von Anfang an zum guten Ton.
Jedenfalls feiert der Männerchor 2006 seinen 80. Geburtstag – ein Jahr nachdem Brieselang selbst dieses für einen Ort jugendliche Alter erreichte.
Aber irgendwann einmal muss die Entwicklung des Ortes und seines Traditionsvereins auseinander getriftet sein. Während Brieselang immer jünger wird, ist das Durchschnittsalter bei den sangesfreudigen Herren mittlerweile stolze 66 Jahre. „Unser ältester Sänger ist 86 Jahre alt. Unser jüngster Sangesbruder ist 36, aber berufsmäßig nicht verfügbar, weil er in Österreich arbeitet“, hat Statistik-Fan Wilfried Otto errechnet. Mit 64 Jahren gehört der Ruhestands-Beamte aus Berlin und neue Vorsitzende des Männerchors also zum „jugendlichen“ Teil der 26 Aktiven. Damit heißt es alles andere als „Eulen nach Athen tragen“, wenn der Eulen-Sammler mit der Kraft seiner Stimme vom benachbarten Pausin aus die Brieselanger Stimmkünstler klanglich und organisatorisch unterstützt. Er löste zum Jahresbeginn den langjährigen Vorsitzenden Horst Olschewski ab, der in seiner Familie den Chor bis an die Anfänge zurückverfolgen kann. Onkel Julius Olschewski war Gründungsmitglied. Bruder Peter Olschewski ist Dirigent des Brieselanger Klangkörpers.
Doch trotz der offenkundigen Nachwuchsprobleme wird der gute Ton in Brieselang mit viel Elan aufrecht erhalten. „Etwa 20 öffentliche Auftritte“ im Jahr bedeuten für die Sänger, dass sie alle vierzehn Tage beweisen, was sie drauf haben. Um gut anzukommen, treffen sie sich jeden Dienstag Abend ab 19.30 Uhr in der Gaststätte „Zum ersten Einsiedler“. Dabei sind „Interessenten immer willkommen“, lädt Wilfried Otto ein. Vielleicht geht es dann einigen so wie ihm? Denn eigentlich hatte der frühere Beamte in der West-Berliner Senats-Gesundheitsverwaltung mit Singen wenig am Hut, als er auf Einladung von Verwandten das Pfingst-Konzert des Männerchors besuchte. Das überzeugte den passionierten Kegler und Skat-Bruder so sehr, dass er spontan seinen Aufnahme-Antrag stellte. „Dabei habe ich seit dem Schulchor in Steglitz nicht mehr öffentlich gesungen!“
Nun will der Neu-Havelländer mit Wohnsitz in einem liebevoll zur hellen Wohnung ausgebauten ehemaligen Kuhstall den Chor reif für die nächsten 80 Jahre machen. Dazu gehört, dass der Fan von Chris Barber, Jonny Cash und Nicole das Repertoire behutsam erweitern will. Frauen sind allerdings nach wie vor nicht vorgesehen – bestenfalls als „fördernde Mitglieder“.

Infos Tel. 03 32 31/62 01 70

Wilfried Otto will als neuer Vorsitzender des traditionsreichen Männerchors den Klangkörper ganz im Sinne der Gründer wieder verjüngen.

Wenn Wilfried Otto mal nicht singt, dann widmet er sich seinen 600 Eulen, die er in wenigen Jahren gesammelt hat.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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