Schnaps und Pferde
Wie es mit Dahlwitz, in früheren Zeiten als Dolewitz bezeichnet, einst begann, ist nicht mehr genau bekannt. Man geht von slawischen Ursprüngen vor gut 750 Jahren aus. Dem „Erfinder des Grundbuches“, Kaiser Karl IV. und seinem Landbuch verdanken wir aber eine offizielle urkundliche Erwähnung im Jahre 1370.

Als Straßenangerdorf existierte Dahlwitz über viele Jahrhunderte in nahezu unveränderten sozialen und wirtschaftlichen Strukturen. Erst im 18. Jahrhundert entwickelte sich aus dem Rittergut eine Gutswirtschaft, die auf dem entstehenden Agrarmarkt bestehen konnte. Freie Bauern und auf dem Gut beschäftigte lohnabhängige Landarbeiter bestimmten nun die Sozialstruktur. Beeinflußt wurde damit auch die Siedlungsstruktur, denn Produktionsstätten wurden benötigt und dem Gutsherrn war danach, seinen Reichtum durch repräsentative Bauten zur Schau zu stellen. So beginnen wir den kleinen Bummel am ehemaligen Zentrum des Dorfes, der Kirche.

Zunächst turmlos erbaut, ist die Kirche wohl das älteste Gebäude und stammt etwa aus dem Jahre 1300.

Heute präsentiert sie sich frisch renoviert. Sie gehört zu den wenigen erhaltenen Zeugnissen des mittelalterlichen Dorfes. Ihren barocken Turm bekam das Bauwerk um 1720, dem der Ostausbau des Kirchenschiffes 1732/33 folgte. Hier entstand auch die Gruft für die Familie von Marschall. Dem preußischen Minister Samuel von Marschall gehörte das Dorf seit 1718. Er war es auch, der in den Innenausbau der Kirche erheblich investierte.

Im Bereich Magazinstraße/Rudolf Breitscheid Straße ist der Gutshof mit seinen Gebäuden der damaligen Verarbeitungsindustrie für den geschichtsinteressierten Betrachter aufschlußreich. Die Neue Brennerei als jüngster Teil der Anlage entstand während der Gutsherrschaft der Familie von Treskow.

Das Kesselhaus mit seinem Schornstein, ebenfalls aus dieser Zeit, stellt die Verbindung zum ältesten Teil der Bauanlagen, dem Magazin dar. Das Gebäude wurde 1765 als Getreidespeicher errichtet. Ein Brauhaus gehörte ebenfalls zum Komplex, Zeichen des Wandels von der reinen Landwirtschaft hin zu Getreidehandel, Brauerei und Brennerei. Das Spritzenhaus von 1800 ist noch vorhanden, direkt in der Straßengabelung Magazin-/R. Breitscheid Straße wie auch das Kutscherhaus, heute R.Breitscheid Str. 41.
Das ursprüngliche Schloß der Marschalls im Lenné-Park ist nicht mehr vorhanden. Mauersteine davon fanden beim Neubau des Herrenhauses der Familie von Treskow Verwendung. Das Gebäude, auch als „Schloß“ bekannt, entstand 1856. Architekt war der Berliner Friedrich Hitzig, der sich vom italienischen Stil der auslaufenden Romantik inspirieren ließ.

Einige Schritte Am Stöhr hinauf, gelangt man zum Schulgebäude von 1913, das heute den Hort beherbergt. Daran schließt sich der Komplex der neuen, modernen Gesamtschule mit Grundschulteil an. Die Lindenallee in nord-östlicher Richtung hinauf gelangt man an der Amtsverwaltung vorbei, zur Rennbahn. Einige Anlagen der Bahn stammen noch aus der Anfangszeit, wie etwa der Wirtschaftskomplex, die Schmiede, die alte Waage und die Sattelboxen. Einen Besuch der denkmalgeschützten Gesamtanlage sollte man nicht versäumen. Von hier sind es auch nur ein paar Schritte bis zum S-Bahnanschluß.

Prof. Dr. Rudolf Dau

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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