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Wer in die Mark reisen will, der muß zunächst Liebe zu Land und Leuten mitbringen, zumindest keine Voreingenommen-heiten, schrieb Theodor Fontane 1864 im Vorwort zu seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Weniger wohlmeinende Zeitgenossen titulierten den Landstrich abfällig als die Streusandbüchse des Heiligen Römischen Reiches und nannten die Märker maulfaul, mißtrauisch und dickköpfig. Fontane konnte daher recht bissig werden, wenn es um seine geliebte Heimat ging. Schätzte der Dichter doch die sanft geschwungenen Hügel, die unzähligen kleinen und größeren Seen und die schattigen Alleen in der Mark. Spitz bemerkte er: Es gibt gröbliche Augen, die gleich einen Gletscher oder Meeressturm verlangen, um befriedigt zu sein. Diese mögen zu Hause bleiben. Tun wir es dem großen Meister gleich und begeben uns mit aufmerksamen Blicken erst einmal auf die Reise durch Brandenburg.
Die Stadt im Land Im 1723 erbauten Frey-Haus in der Ritterstraße schlagen besonders Kinderherzen höher. Im einzig erhaltenen barocken Gebäudekomplex findet man neben Heimatgeschichte Spielzeug von Ernst Paul Lehmann: aufziehbare Blechautos, Kletteraffen und Motorradfahrer. Von der riesigen Modelleisenbahn sind große und kleine Fans fast nicht wieder wegzubekommen. |
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Brandenburg | |||
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Im Garten erblicken wir einen hölzernen Roland, das Wahrzeichen des Stadt. Ganz Neugierige erfahren hier auch, woher die vielen Löcher in seinem Körper stammen. Wenige Meter entfernt erreicht man das Altstädtische Rathaus, vor dem ein steinerner Roland wacht. Eine Seltenheit bietet die romanische Kirche St. Gotthard am Gotthardwinkel. Auf einem Gobelin aus dem 15. Jahrhundert kann man erfahren, wie einst die Einhornjagd stattfand. Ein festlicher Abend im Brandenburger Theater sollte den Besuch in der Stadt im Land krönen. In der 182. Spielzeit lockt das Haus mit Premieren wie Dracula, Gräfin Mariza oder Heut geh'n wir morgen erst ins Bett. Den letzten Tip kann man sich für Brandenburg ruhig einmal öfter vornehmen.
Zisterzienser-Kloster Lehnin Raubritterarme gestohlen Ist man erst einmal in Golzow, sollte man sich auch noch etwas Zeit für eine Schulstunde nehmen. In Reckahn steht eine Schule für 900 Taler, die heute ein interessantes Museum beherbergt. Im Jahre 1772, als diese erste preußische Landschule gebaut wurde, waren die 900 Taler ein Batzen Geld. Kurze Zeit später, im Januar 1773, öffnete die Land-Volksschule den Kindern der Umgebung ihre Pforten. Zwei Klassen galt es damals zu absolvieren, Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, steht am Giebel des Gebäudes. Heute beherbergt es ein Museum und die Gedenkstätte für Friedrich-Eberhard von Rochow, der das preußische Schulwesen ankurbelte. Viel gibt es zu bestaunen. Ein Klassenzimmer ist eingerichtet wie einstüblich: Schiefertafeln, Griffel, Schulmappen, Gänsekiele, Tintenfässer, Rechen- und Lesekästen. Auf dem erhöhten Lehrerpodest liegt der einst so gefürchtete Rohrstock. Im nahen Schloß verfaßte von Rochow das erste Volksschullesebuch Der Kinderfreund. |