Das Rhinluch erleben
Das Amt Fehrbellin, gelegen im Südwesten des Landkreises Ostprignitz-Ruppin, erstreckt sich über eine Fläche von fast 270 Quadratkilometern. Knapp 10 000 Menschen sind in der Stadt Fehrbellin und den anderen 16 Orten des Amtes zuhause. Sitz der Amtsverwaltung ist die Stadt Fehrbellin. Zuächst als Bellin oder Bellyn bezeichnet, 1216 erstmals urkundlich erwähnt, kam im 17. Jahrhundert der Bezug zur Fähre zwischen dem Ländchen Bellin und dem Ruppiner Land dazu. So wurde aus Bellin Fehrbellin.

Die strategische Bedeutung Fehrbellins am Rand des Rhinluchs und am Übergang zwischen Ruppiner Land und Havelland war seit jeher von Bedeutung. So soll es Ende des 13. Jahrhunderts sogar eine hölzerne Burg, etwa an der Stelle der heutigen Grundschule, gegeben haben. Ein echter Nachweis allerdings steht bis heute aus.

Dreißigjähriger Krieg, Siebenjähriger Krieg, Brände und Seuchen spielten der Stadt und der Region durch die Jahrhunderte arg mit. Bekannt wurde der Ort jedoch durch die Schlacht von Fehrbellin 1675. Damals wurden wurden die Schweden geschlagen, der Kurfürst wurde nach dieser Schlacht zum „Großen Kurfürsten” und die Stadt feiert in diesem Jahr den 325. Jahrestag dieses blutigen Ereignisses.

Betzin
Als Butsin erstmals erwähnt, hat Betzin eine schicksalsreicheüber 700jährige Geschichte hinter sich. Feuersbrünste und Seuchen spielten dem Ort arg mit. So vernichtete der Milzbrand im Jahre 1784 die gesamten Rinderbestände. Heute ist auf jeden Fall die 1888 im neoromanischen Stil errichtete Kirche sehenswert. Wer ländliche Romantik mag, der besucht das verträumte Angerdorf sieben Kilometer südlich von Fehrbellin.

Brunne
Aus dem Jahre 1387 sind zwei Rittergüter nachgewiesen. Eines gehörte der Familie von Zieten, das andere den von Bredow. Rund um die restaurierte Kirche auf dem Dorfanger stehen die Häuser und auch hier die typischen Weiden. Die Zeit scheint stehengeblieben. Und doch hatte auch Brunne arg mit dem Schicksal zu kämpfen 1675 zogen die Schweden raubend durch den Ort und verschonten selbst die kleine Kirche nicht, 1800, 1812 und 1870 vernichteten Brände große Teile des Ortes. Heute läßt sich hier wunderbar die Natur genießen, auf Wunsch auf dem Rücken eines Pferdes.

Dechtow
Die Familie von Zieten siedelte sich 1490 im Ort an und war bis 1870 hier ansässig. Am 2. Oktober 1813 brannte die Schule samt Nebengebäuden sowie zahlreiche Wohnhäuser ab. Man erzählt sich, ein Blitzschlag sei die Ursache gewesen. Die Leute seien aus ihren Häusern gerannt und hätten „riet ut, riet ut“ geschrieen, was so viel wie „reiß aus, reiß aus“ bedeutet. Nun schließt man, daß daraus der Straßenname Riet ut Straße entstanden sein könnte.

Deutschhof
Das Vorwerk und die Kolonie Deutschhof werden 1732 im damaligen Amt Königshorst gegründet. Die Vorwerke Kuhhorst, Ribbeckhorst und Sandhorst werden 1928 eingemeindet. In Kuhhorst, das etwa 1720/21 entstand, betrieb der erste Pächter eine Stuterei und Rinderzucht. Mit dem Übergang in Erbpacht an die Familie Ribbeck erfolgt 1840 die Umbenennung in Ribbeckhorst.

Hakenberg
Wer die Region um Fehrbellin besucht, kommt an der Schlacht von 1675 nicht vorbei. Mit 11 000 Mann fielen die Schweden im Mai 1675 nach Brandenburg ein. Am 15. Juni errang der Große Kurfürst einen ersten Sieg über den Gegner bei Rathenow, am 17. bei Nauen und am 18. Juni schließlich gab es die entscheidende Schlacht bei Hakenberg, die dem Kurfürsten den Beinamen „der Große“ einbrachte. Zwei Denkmale erinnern an das blutige Geschehen, die der Militariabegeisterte gesehen haben muß: Das direkt an der Hauptstraße stehende, ein Sandsteinobolong, der 1800 von Friedrich Eberhard von Rochow errichtet wurde und die Siegessäule. Deren Grundstein wurde 1875 anläßlich des 200. Jahrestages der Schlacht gelegt. Einweihung war dann am 2. September 1879.

Detail der Linumer Kirche
Karwesee
Caruensee, Caruesehe, Carwesee, die Schreibweise des Ortes änderte sich mehrfach im Laufe der Jahrhunderte. Seit 1932 gilt jedoch die heutige Schreibweise Karwesee. Auch die Herrschaft wechselte, wie in anderen Orten ebenfalls. So gehörte der Ort unter anderen der Familie von Bellin, der Familie von Zieten, der Familie von den Hagen und den Berends. Von 1991 bis 1995 erhielt die Kirche aus dem Jahre 1756 eine Schönheitskur.

Königshorst
Seine Existenz verdankt der Ort König Friedrich Wilhelm I., der 1719 hier Pfälzer ansiedelte. Der Niederländer Heinrich Bröne begann 1722 die Bauern in den Fragen der Milchbehandlung zu unterweisen. Auf Befehl Friedrichs II. entstand 1780 aus dieser Unternehmung die „Ordentliche Akademie des Buttermachens“. 1950 wurde aus Königshorst Friedenshorst, 1990 wieder Königshorst.

Langen
Weithin sichtbar ist der schlanke, allesüberragenwollende Kirchturm des Ortes. Das dreitorige Friedhofsportal an der Dorfstraße stellt eine eigene Sehenswürdigkeit dar. Die erstmalige Erwähnung des Ortes geht auf das Jahr 1291 zurück. Von 1417 und 1484 stammen die Nennungen der beiden Rittergüter von Barnmewitz und von Zieten. Wie Walchow wird auch Langen 1638 im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannt. Torfausbeutung, Gut, Brennerei, Windmühle und Schäferei sind die wirtschaftlichen Stützen im 19. Jahrhundert.

Lentzke
Auf einen berühmten Sohn kann Lentzke stolz sein. 1777 erblickte hier im Gutshaus von Lentzke der Dichter Friedrich Baron de la Motte-Fouqué das Licht der Welt. Ansonsten ist es ein Dorf wie andere auch in der Region. Interessant vielleicht noch zu wissen, daß es einst hier vier Rittergüter, von Lentzke, von Döberitz, von Bellin und von Eichstädt gab, alle mit eigener Gerichtsbarkeit. Von Lentzke führte Mitte des 18. Jahrhunderts die Rittergüter zusammen, seit 1825 sind sie dann endgültig vereint.

Linum
Der weithin als Storchendorf bekannte Ort wurde erstmals 1294 erwähnt. Sein Name, abgeleitet vom lateinischen Wort für Leinen deutet auf die frühere landwirtschaftliche Nutzung in der Region hin. Ab 1788 begann die Ausbeutung der Torfvorkommen. Die große Nachfrage nach dem Rohstoff führte zum Ausbau der Schifffahrtswege. Nach der Einstellung der Torfausbeutung wurden in den Restlöchern Fischzuchtteiche angelegt. Der imposante Backsteinbau der Kirche ist nicht zu übersehen. Besondere Zierde auf dem Turm des 1868 errichteten Gebäudes ist eine vergoldete Krone. Sie wurde 1701 durch König Friedrich I. dem Vorgängerbau gestiftet.

Manker
Als Straßendorf um 1200 angelegt, hat das Dorf seine Grundstruktur bis heute bewahrt. Im Zusammenhang mit einem Nicolaus Manquer wird der Ort 1365 erstmals erwähnt. Sehenswert ist die Wehrkirche, die als eine derältesten im Ruppiner Land angesehen wird.

Protzen
Der Ort Protzen ist ein Straßendorf, das auf die Wenden zurückgeht. Hier, wie in zahlreichen anderen Orten der Region, dominiert die Feldsteinkirche das Dorfbild. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert. Der Turm, 1682 gebaut, beherbergt dieälteste Glocke im Kreis. Sie stammt von 1476 und mißt einen Meter im Durchmesser. Die beiden anderen Glocken sind jünger. Sie datieren aus den Jahren 1578 und 1682. Wirtschaftlichen Aufschwung erlangte Protzen im 19. Jahrhundert durch den Torfstich.

Tarmow
Seit wann die Gegend genau bewohnt ist, weiß niemand zu sagen. Einst von Slawen besiedelt, wird der Ort 1294 erstmals als „Terme“ erwähnt. Charakteristisch sind die Weiden am Straßenrand. Die Kirche im italienisierenden Stil der Schinkelschule wurde 1835 geweiht, nachdem die alte Kirche zweihundert Jahre davor, 1639, bei einem Sturm zerstört wurde.Den Badesee verdankt der Ort der naheliegenden Autobahn. Er entstand 1972 bis 1974 durch Sandaushub für den Autobahnbau.

Walchow
Seit 1445 ist das Straßendorf Walchow bekannt. Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges brannte es 1638 völlig nieder. Heute ist die Kirche aus dem Jahre 1850 besonders sehenswert. Sie ist in roten Backsteinen errichtet im Gegensatz zu ihren mittelalterlichen Schwestern aus Feldstein.

Wall
Die Gemeinde Wall ist seit jeher durch die Landwirtschaft geprägt. Seine größte Sehenswürdigkeit erhielt das kleine Dorf jedoch nach 1827. Zu diesem Zeitpunkt wurde es von General Karl Friedrich von dem Knesebeck erworben. Der errichtete unter anderem das Herrenhaus, das in den Jahren auch als Bethaus, Schule, Gemeindeamt und nun frisch restauriert als Gemeindezentrum dient.

Wustrau-Altfriesack
Vor allem der berühmteste der Zietenfamilie, der Husarengeneral Hans Joachim von Zieten, hat im Ort Wustrau seine Spuren hinterlassen. So ließ er 1750 das Schloß errichten, das später als Schule und seit 1983 als Weiterbildungsinstitut des DDR-Justizministeriums genutzt wurde und heute der Deutschen Richterakademie als Tagungsstätte dient. Im alten Fischerdorf Altfriesack sind die technischen Denkmäler Schleuse und Klappbrücke immer wieder sehenswert und versetzen den Betrachter in längst vergangene Zeiten. Also ein Ausflug lohnt sich auf jeden Fall.

Von Klaus Zahn

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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