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Sparen durch Geldausgeben mit dieser Methode will die Stadt Hennigsdorf bereits 2005 einen ausgeglichenen Haushalt erreichen. Wichtiges Mittel soll dabei das eigene Rathaus sein. Bürgermeister Andreas Schulz erläutert im Interview wie das funktionieren soll.
In ganz Deutschland klagen Gemeinden über leere Kassen. Sie bauen ein neues Rathaus. Haben Sie zuviel Geld?
Andreas Schulz: Nein, genau das Gegenteil. Unser neues Rathaus ist eine entscheidende Säule zur Haushaltskonsolidierung. Wir zahlen momentan eine Million Euro jährlich an Miete. Dazu kommen die Betriebskosten. Unser neues Rathaus kostet etwa zwölf Millionen Euro an Baukosten. Damit kommen wir schnell unter die bisherigen Aufwendungen.
Wo wird der Standort sein?
Andreas Schulz: Das Gebäude entsteht an der Ostseite des Bahnhofs und stellt damit ein wichtiges Bindeglied zwischen historischem Ortskern und dem neuen Stadtzentrum dar. Mit dem Neubau einhergehend erfolgt eine Sanierung der Außenanlagen und somit des gesamten Umfeldes.
Haben Sie Probleme mit Bevölkerungsabwanderung?
Andreas Schulz: Bei uns geht die Entwicklung erfreulicherweise mit einer leichten Steigerung in Richtung Bevölkerungszuwanderung. Wir haben mittlerweile fast 27000 Einwohner mit immer noch zunehmender Tendenz. Unser Ziel ist, dass wir bis Ende des Jahrzehnts eine Größe von 30000 Einwohner erreicht haben.
Wer sollte nach Hennigsdorf kommen?
Andreas Schulz: Wir bemühen uns sehr, junge Familien mit Kinder für unsere Stadt zu interessieren. Wir können eine gute Infrastruktur bieten: Ein breites Bildungsangebot, Kitas und Einkaufsmöglichkeiten, viel Natur und die Nähe zu Berlin. Das ist doch schon eine ganze Menge. In Nieder Neuendorf gibt es vielfältige Möglichkeiten, sich in Wald- und Wassernähe den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Hier entsteht neben den Wohnhäusern eine komplett neue Infrastruktur mit Schule, Kita und Ortsteilzentrum. Nach der verkehrsmäßigen Entlastung durch die Umgehungsstraße erhoffe ich mir weitere Ansiedlungsimpulse.
Während in Randgebieten Eigenheime entstehen, klagen die Wohnungsgesellschaften oftmals unter erheblichen Leerständen.
Andreas Schulz: Dieses Problem konnten wir durch eine zielgerichtete Wohnungspolitik vermeiden. Bei uns liegen die Leerstände unter drei Prozent. Im Land Brandenburg sind es 15 Prozent. Dass wir den Leerstand so niedrig halten können, ist sicher den zügigen Modernisierungen und der attraktiven Gestaltung des Wohnumfeldes zu verdanken.
Sie werben mit Wald und Wasser, mit Natur und hoher Wohnqualität. Ist die Zeit von Hennigsdorf als Industriestandort vorbei?
Andreas Schulz: Hennigsdorf ist und bleibt ein zukunftsweisender Wirtschafts- und Technologiestandort. Wir haben an die 4000 industrielle Arbeitsplätze, ein Gros davon bei Bombardier und im Riva-Stahlwerk. Diese industriellen Kerne wollen wir ausbauen. Wir wollen ein Zentrum für Verkehrstechnik werden. Wir sehen unsere Stärke in den mittelständischen Strukturen der Unternehmen und bieten mit dem geplanten Bahntestring wichtige Test- und Prüfmöglichkeiten für Schienenfahrzeuge. Die Stärkung mittelständischer Strukturen ist uns ein wichtiges Anliegen. Neben den traditionellen Sektoren Metall- und Elektroindustrie haben wir die Biotechnologie hinzugewinnen können. In 15 Unternehmen entstanden 400 Arbeitsplätze. Durch Erwerb bestehender Immobilien und gezielten Neubau sollen mit Unterstüzung der Stadt die Voraussetzungen einer Erweiterung geschaffen werden.
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