Ein Bummel durch Hennigsdorf

Auf dem Bahnhof in Hennigsdorf angekommen, stürzen wir nicht wie magisch angezogen in das neue Zentrum der Stadt.

Das heben wir uns für später auf. Wir verlassen den Bahnhof in östlicher Richtung, quasi über den Hinterhof, halten uns leicht rechts und schlendern die Kirchstraße entlang. Rechter Hand befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofes eine kleine Parkanlage mit einem Gedenkstein für die Opfer des Kapp-Putsches 1920, die Märzgefallenen.

Nach wenigen Schritten steht man bereits vor der Martin-Luther-Kirche, die in den Jahren 1854 bis 1855 erbaut wurde und mithin im Zentrum des alten Fischerdorfes. Links in die Friedhofstraße eingebogen gelangt man zum alten Dorfanger, auf dem sich heute, neben einigen netten Sitzgelegenheiten, ein Denkmal zur „Erinnerung an den Arbeiteraufstand des 17. Juni 1953 und den Fall der Mauer im Herbst 1989” befindet.

Wer sich für Industriehistorie interessiert, sollte seinen Spaziergang entlang des Dorfangers, vorbei am Haus Berliner Straße 40, in dem sich einst die Post befand, und vorbei an der frisch sanierten Polizeiwache auf der rechten Seite fortsetzen und nach wenigen hundert Metern rechts in die Seilerstraße einbiegen. Die neu sanierten Wohnblöcke gehören zur Werksiedlung Seilerstraße. Weiter geht es rechts in die Fabrikstraße, in der sich, wie der Name schon sagt, Betrieb an Betrieb reiht. Lohnend nur für echt interessierte Leute und dann erst wieder nach Abschluß der dortigen Straßenbauarbeiten.

Wer Hennigsdorf ins Gesicht schauen will, ein erstes Kennenlernen möchte, der wendet sich nach der Besichtigung des Dorfangers und der Kirche nach rechts in die Hauptstraße. Gleich an der Ecke Haupt-/Kirchstraße steht das Alte Rathaus aus dem Jahre 1907.

Unmittelbar vor der S-Bahnbrücke auf der linken Seite sind Gebäude des früheren Gaswerks zu sehen. Nun gelangt man in die Neuendorfstraße. Genau gegenüber der ehemaligen AEG-Feuerwehr befindet sich ein gerade restauriertes altes Bürgerhaus, das den einstigen Glanz der Gegend erahnen läßt.

Neuen Glanz erhält die Straße durch das „Blaue Wunder”, einen futuristisch anmutenden Gebäudekomplex aus kaltem blauen Glas. Abstoßend und anziehend-spannend zugleich präsentiert sich damit das Gewerbegebiet Technopark Süd 1, in dem auch Hennigsdorfs Stadtverwaltung ihren Sitz hat. Einige Schritte weiter auf der rechten Seite erwartet den Stadtwanderer der Rathenau-Park mit einem sowjetischen Ehrenmal. Dessen Zustand ist derzeit bedauernswert, wird aber vielleicht im Zuge von Bauarbeiten, die im Park stattfinden, wieder geändert.

Jetzt kommt man, der Neuendorfstraße immer folgend, am Haupteingang von Adtranz vorbei, den ehemaligen AEG Werken, die mit ihrer Backsteinarchitektur an die Gründerzeit erinnern. An der Ecke Spandauer Allee/Edisonstraße werfen wir einen kurzen Blick auf das Stadtkulturhaus und wenden uns nach rechts, verschnaufen am Brunnen in der Wattstraße. Die gehört zum denkmalgeschützten Ensemble des Rathenauviertels, das ab 1910 erbaut wurde und in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der AEG stand.

Die „Hennigsdorfer Siedlungsgesellschaft” der AEG errichtete hier bis 1931 450 Wohnungen. Die Wattstraße entlang geht es bis zur Voltastraße und dort nach rechts durch den Torbogen und links in die Rathenaustraße bis hinunter zur Parkstraße.

Nach dem Überqueren der Parkstraße laufen wir die Rathenaustraße weiter vorbei am „Alexander S. Puschkin”-Gymnasium und erreichen das neue Zentrum der Stadt am Postplatz, dem Bahnhofsvorplatz. Dort sollte man einige Minuten an der Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus verweilen.

Wer einen Gruß an die Lieben daheim senden möchte, bekommt in der Post auf der anderen Seite des Platzes sicher eine Briefmarke zu kaufen. Der Bahnhof ist selbstredend einen Besuch wert, das wußten wir ja schon seit unserer Ankunft.

Zum Abschluß unserer Stadtwanderung schlendern wir durch die Havelpassage, gegenüber des Postplatzes, vorbei an zahlreichen Geschäften, Restaurants, kleinen Sitzgruppen und Spielgeräten, der Brunnenplastik „Hennigsdorfer Vögel” von Rainer Muhrbeck bis zum Havelplatz. Und mit der S-Bahn ist man in einer halben Stunde wieder in Berlin.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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