Das Gehirn der NVA

Atombunker kann in Garzau besichtigt werden

Ein großer Teil der Mess-technik stammt aus der UdSSR.

So sieht also der Atomkrieg aus: Ewig lange Gänge, gigantische Dieselmotore zur Stromerzeugung, eine unübersehbar große Klimaanlage – wir sind im Atom-Bunker Garzau.
„Hier ist der einzige Atom-Bunker in Europa, in dem so ziemlich alles außer der Rechner-Technik weitgehend original und sogar weitestgehend funktionsfähig erhalten ist“, berichtet Thomas Rahmig. Er führt sonnabends und nach Absprache durch das ehemalige „Gehirn“ der NVA. „Hier liefen alle Drähte zusammen. Die Rechner erhielten jeden Tag exakte Informationen aus allen Truppenteilen. Tagesaktuell war damit abrufbar, wieviel Kranke es gab, wo Defekte an Waffen oder Technik zu vermelden waren, wie es in den Truppen aussah.“
In das 17 Meter unter der Erde befindliche Gebäude geht es über einen harmlos wirkenden zweistöckigen Plattenbau. Rahmig macht sich in einem Elektroraum zu schaffen, dann geht es durch eine Doppeltür, wie man sie bei einem Casino erwarten würde. Plötzlich tut sich ein unendlich scheinender Gang auf.
Kurioserweise hat man das Gefühl, es geht nach oben. Die Lösung: Der Bunker be-findet sich in einem Erdberg.

Schließlich sind wir im Dispatcher-Raum, einem Riesen-Meer von Schaltern und Pulten. „Hier war 24 Stunden Dienst.“ Offenbar war das nicht allzu interessant. Ein versteckter Fernseher scheint für Abwechslung gesorgt zu haben. Herzstück des zweigeschossigen Bunkers ist der Rechner-Raum. Auf ingesamt 400 Quadratmetern standen vier Großrechner. Kaum zu glauben: Die Klimaanlage im anderen Geschoss benötigt fast den gleichen Platz! Neben der Technik sind sogar die Feldbetten und die Küche samt kleinem Speisesaal erhalten. Insgesamt 4000 Quadratmeter Fläche hatte der Bunker und dort waren gerade acht bis zehn Personen im Einsatz. Kaum vorstellbar, dass das Gehirn der gefürchteten NVA mit so wenig Leuten zu bedienen war! Übrigens hatten die Verteidigungsminister Heinz Hoffmann und ab 1985 Heinz Keßler den direkten Zugriff auf die Anlage: Vom Ministerium für Nationale Verteidigung in Strausberg konnten sie jederzeit auf die Daten der Rechenanlage im 1976 in Betrieb gegangenen Atombunker zugreifen.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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