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Wer an Fontane und seine Schwärmereien denkt, Brecht vor Augen hat, wer gern in malerischer Landschaft am Rande eines idyllischen Ortes seine schöpferischen Kräfte aktiviert und Buckow bis dahin noch nicht kennt, ist bei seinem ersten Besuch sehr wahrscheinlich enttäuscht.
Die holprige Straße führt vorbei an kleinen Häuschen, von denen viele ein trauriges Gesicht machen. Der Putz ist bei vielen davon müde und oft nicht nur der. Ungeklärte Eigentumsverhältnisse tun ein übriges. Allen, die es nicht bei diesem ersten flüchtigen Blick belassen wollen sei geraten, sich einer Stadtführung anzuschließen. Wann und wo die Möglichkeit dazu ist, erfährt man im Fremdenverkehrsamt im ehemaligen Warmbad.
Und dort ist man bereits mittendrin in der Geschichte. An der Stelle des heutigen Mühlenplatzes vermutet man eine Grenzburg um 1249. Doch schon 1253 wird an jener Stelle eine Mühle erwähnt. Die gab es wirklich. Bis 1911 verrichtete sie brav ihre Arbeit. Dann wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Heute erinnert nur ein Wasserrad an der rückwärtigen Häuserfront an das einstige Wahrzeichen von Buckow.
Später hat die Stadt die Gebäude gekauft und ein Elektrizitätswerk eingerichtet, das bis 1943 in Betrieb war. Die Abwärme bei der Elektroenergieerzeugung reichte aus, um das Warmwasser für das Warmbad, ein Wannenbad für die Buckower, bereitzustellen. Seit 1944 übrigens befindet sich im ehemaligen E-Werk das Buckower Kino. Das Warmbad ist seit 1992 Domizil des Fremdenverkehrsamtes und beherbergt eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen. Wer nicht aufpaßt, findet den Marktplatz nicht. Heißer Tipp: Der kleine Brunnen, eigentlich eine Wasserpumpe, bildet so ziemlich das Zentrum des Platzes. Dieser Zierbrunnen wurde 1924 aus Spendenmitteln der Buckower erbaut. Zahlreiche Figuren und Verzierungen lohnen, sich die Sache näher zu betrachten. Offensichtlich mochten die Buckower ihren damaligen Bürgermeister, Albrecht Krebs, sehr, bekam er doch einen Ehrenplatz am Brunnen: Eine schmiedeeiserne Krebsdarstellung hält den Wasserauslauf. Auf der derzeitigen Brache am Markt, direkt gegenüber der Amtsverwaltung, stand das frühere Zentralhotel. Im Mittelalter gab es hier Kellergewölbe, die zum Bierbrauen dienten. Im Besitz der Kirche befindlich, durften hier alle Buckower ihr Bier herstellen.
Eine soziale Einrichtung könnte man sagen, konnte sich doch kaum jemand zu mittelalterlichen Zeiten eine Brauerei privat leisten. Bier war zu jener Zeit allerdings wichtiges Nahrungsmittel und diente dem unmittelbaren Lebensunterhalt. Wer wachen Auges durch Buckow geht, entdeckt an vielen Stellen noch den inzwischen wildwachsenden Hopfen, Hinterlassenschaft jener Zeit der Bierbrauerei. Netter anzusehen sind da schon die Rosenstöcke vor vielen Häusern, die die Zeiten Buckows als Rosenstadt wieder aktivieren sollen. Durch die Schulstraße geht der Spaziergang, vorbei an der alten Schule, die noch bis 1953 in Betrieb war hin zum Gebäude Ecke Königstraße. Jenes war einst die erste Apotheke Buckows. Der Apotheker Hofacker war für seine Kräuterkenntnisse und seinen Fleiß beim Sammeln derselbigen bekannt. Was er in Buckow nicht verwerten konnte, das karrte er nach Berlin, um es dort zu verkaufen. So jedenfalls erzählt es meine Stadtführerin Christine Herold vom Kneipp- und Heimatverein. Von den holprigen Straßen sprach ich ja bereits. Theodor Fontane soll sie als hals- und wagenbrecherisch bezeichnet haben mit der gleichzeitigen Entschuldigung, die Chirurgen und Stellmacher wollten schließlich auch leben. Da blieb den heutigen Erben doch gar nichts anderesübrig, als diese Straßen, zumindest im Zentrumsbereich, unter Denkmalschutz zu stellen.
Über die Wallstraße, eine der ältesten Straße Buckows, gelangt man in den Schloßpark, sozusagen über den einstigen Dienstboteneingang. Vom Schloß ist nur noch ein Hügel zu sehen, einen schönen Spaziergang kann man hier dennoch unternehmen oder aber die Konzert- und Theateraufführungen im Park besuchen. Vom Park aus kann man am anderen Ufer des Griepensees die Reha-Klinik erkennen, die wegen des sumpfigen Untergrundes auf 380 Betonpfählen errichtet wurde.
Nach dem Verlassen des Parks geht es über die Ringstraße hinauf zur Bertolt Brecht Straße, vorbei an mondänen Villen aus der Zeit um 1880 bis 1920, als es vor allem reiche Berliner hierher zog. Immer wieder blitzt der Schermützelsee zwischen den Häusern durch. Mit einer Fläche von 145 Hektar ist er schon eine imposante Erscheinung. Seine Tiefe liegt bei 45 Metern.
Für eine ausgedehnte Wanderung empfiehlt sich eine Seeumrundung, allerdings sollte man da schon so acht Kilometer einplanen. Am Ende der Brechtstraße gelangt man zum Brecht Weigel Haus. Unterwegs sind viele Details an den Häusern zu entdecken, die den Spaziergang interessant machen, Balkons, Verzierungen, eine herrliche Magnolie beispielsweise in der Brechtstraße 11. Von den Türmen auf manchen Häusern kann man erfahren, dass sie einen Wassertank beschirmten. Schließlich wollten die Berliner, damals bereits an Wasserleitung gewöhnt, in ihrer Sommerfrische nicht auf diesen Komfort verzichten. Buckow aber wurde erst 1934 an das Wassernetz angeschlossen. Von der Weigel ist zu hören, die die Buckower Kinder zum Ostereiersuchen einlud, eine Tradition, die heute vom Brecht Weigel Haus fortgesetzt wird und und... Und über den Werderberg, wo man die ersten Ansiedlungen durch slawische Siedler annimmt, geht es zurück ins Stadtzentrum.
Klaus Zahn
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