Interview mit der
Baureferentin der Stiftung Stift Neuzelle
Mit der barocken Klosteranlage verfügt Neuzelle über ein einzigartiges Ensemble historischer, kultureller und architektonischer Zeitzeugen, wie sie in Nord- und Ostdeutschland in dieser Form nicht noch einmal zu finden sind. Zudem bietet das ehemalige Kloster Raum und Kulisse für vielfältige kulturelle Ereignisse. Von Antje Zimdars-Weigelt von der Stiftung Stift Neuzelle wollten wir wissen, welche Rolle das ehemalige Kloster und die Stiftung jetzt und künftig spielen sollen.

Was ist die Stiftung Stift Neuzelle und welche Aufgaben hat sie?
Antje Zimdars-Weigelt:
Nach der Säkularisierung des Klosters 1817 durch König Friedrich Wilhelm III. wurden die Gebäude und Liegenschaften bis zum Jahre 1955 bereits einmal durch eine staatliche Stiftung verwaltet. Danach gelangten die einzelnen Liegenschaften in verschiedenste Rechtsformen. Per Stiftungsgesetz wurde die Stiftung Stift Neuzelle 1996 als Stiftung des öffentlichen Rechts des Landes Brandenburg ins Leben gerufen.

Das Stiftungsvermögen besteht aus noch verbliebenen Liegenschaften des 1955 aufgelösten Stifts Neuzelle, die ihr vom Land Brandenburg übertragen wurden. Unsere Aufgabe ist es vor allem, das einzigartige Klosterensemble zu erhalten und baulich wieder herzustellen, es derÖffentlichkeit zugänglich zu machen sowie Wissenschaft, Bildung und Kultur zu fördern.

Das kostet eine Menge Geld. Woher kommt das? Wie finanziert sich die Stiftung?
Antje Zimdars-Weigelt
: Die Stiftung selbst finanziert sich aus der Bewirtschaftung der in ihrem Besitz befindlichen Liegenschaften. Dazu kommen vom Land Brandenburg jährlich zwei bis drei Millionen Mark für den Bauunterhalt und Restaurierungsmaßnahmen an den Gebäuden der Klosteranlage. Aber das reicht natürlich bei weitem nicht.

Allein in die Stiftkirche, das Klausurgebäude und den allgemeinen Bauunterhalt sind bis jetzt 10,5 Millionen geflossen. Etwa 30 bis 40 Millionen Mark werden für weitere Baumaßnahmen benötigt. Die Stiftung sieht deshalb eine wichtige Aufgabe darin, zusätzliche Fördermittel einzuwerben, um zu einem schnelleren Abschluß der Baumaßnahmen zu kommen.

Welches sind die nächsten Projekte?
Antje Zimdars-Weigelt:
Da ist zunächst einmal die Beendigung der Restaurierung der katholischen Stiftskirche. Der Klostergarten soll wiederhergestellt werden. Dafür stehen auch EU-Mittel zur Verfügung. In diesem Zusammenhang soll auch die Orangerie restauriert werden, die dann als sommerliche Veranstaltungsstätte zur Verfügung stehen wird.

Für das nächste Jahr ist die Restaurierung des Galeriegebäudes und Fürstenflügels vorgesehen und auch der Kreuzgang muß wiederhergestellt werden, um dort einen angemessenen Rahmen für Ausstellungen und Veranstaltungen zu schaffen.

Lohnt sich eigentlich der ganze Aufwand?
Antje Zimdars-Weigelt:
Und ob. Es geht ja nicht nur um die Sicherung eines Kulturdenkmals und um die architektonische Bedeutung des Klosterensembles. Das Kloster bietet Chancen für viele Lebensbereiche. Wir können hier Geschichte lebendig machen und die Gegenwart beleben.

Das heißt, wir werden Kulturveranstaltungen haben, weit mehr als bisher schon hier stattfinden. Konzerte, Ausstellungen, Symposien und vieles mehr ziehen Besucher an. Aber auch in der unmittelbaren Region ist die kulturelle Nachfrage trotz mancher Unkenrufe nachweislich vorhanden. Also ist es doch nur folgerichtig, entsprechende Angebote zu unterbreiten.

Das hat natürlich auch positive wirtschaftliche Auswirkungen für Neuzelle. Denn jede Veranstaltung erfordert Serviceleistungen, die durchaus vom örtlichen Gewerbe erbracht werden können. Die Besucher wollen essen, trinken vielleicht auch übernachten. Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Lebenswichtig für den Ort und die Region ist auch die Erhaltung und Entwicklung des Gymnasiums, das im Kloster untergebracht ist. Das Internat soll wieder nach Neuzelle verlegt werden, von der baulichen Seite wird das einmal die schönste Schule im Land Brandenburg sein.

Historische Verbindungen, beispielsweise nach Polen, Tschechien und Frankreich können aufgespürt werden, die Chancen für einen Austausch und eine Zusammenarbeit heute und morgen eröffnen. Das ist ganz spannend und immer kommen neue Aspekte hinzu, so daß man mit Fug und Recht sagen kann, der Aufwand lohnt auf alle Fälle.

Antje Zimdars-Weigelt
Kloster Neuzelle
Stiftskirche
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