Heimatbühne Eden sorgt für Wirbel

Jubiläum verpasst –
Ärger mit Kishon

Edens Laienschauspieler sorgen für Wirbel – diesmal eher unfreiwillig.So zeigte sich der weltbekannte in Israel und in der Schweiz lebende Satiriker Ephraim Kishon höchst interessiert, wie man auf der Laienbühne in Oranienburg seine Werke inszeniert. Die Theatermacherin Ingrid Scharfschwerdt hatte sich an den Einakter „Sabine oder heirate Deine Mutter“ herangewagt. Die Inszenierung war ein Erfolg, doch der Satiriker zeigte sich weniger humorvoll. Schließlich war er vorher nicht gefragt worden! Und Geld gab es aus Eden auch keines. „Unser Prinzip ist, dass wir freien Eintritt haben. Deshalb gibt es keinerlei Grundlage für Autoren, bei uns finanzielle Forderungen zu stellen“, berichtet die Theaterleiterin. Seit zehn Jahren steht die jugendlich wirkende 60-Jährige im Rahmen eines Honorarvertrags an der Spitze der traditionsreichen „Edener Heimatbühne“. Dabei war es reiner Zufall, der die langjährige Schauspielerin an der Vorpommerschen Landesbühne in Anklam nach Oranienburg brachte: „Ich war zu Besuch bei einer Freundin in Hohen Neuendorf. Die ist Keramikerin und hatte einen defekten Brennofen. Gerade als ich da war, kam ein Handwerker, der den Ofen reparieren sollte. Er bekam durch Zufall mit, dass ich Schauspielerin bin, berichtete, dass er aus Eden kommt und sie so jemanden bräuchten. Schwups, da war ich engagiert.“ Ingrid Scharfschwerdt begann, die Laienbühne völlig neu aufzubauen. „Mir ging es darum, dass wir Qualität bieten, uns professionell auf der Bühne verhalten.“ Dabei half ihr die vielfältige Erfahrung als Schauspielerin, Chansonsängerin und Kabarettistin. Schließlich war sie jahrelang im Zuge von Gastspielen zusammen mit ihrem Mann Gerhard Fiebig durch Ostdeutschland getingelt. „Das erste Stück, das wir probten, war &Mac226;Die Liebe als Arzt‘ von Molière. Dafür brauchten wir fast ein Jahr. Es galt, den Spielern zu vermitteln, dass Bühnenarbeit mit viel Freude aber ebenso mit eiserner Disziplin verbunden ist. Das bedeutet, regelmäßig zu den Proben zu kommen, selbst wenn mal was dazwischen kommt!“ Mittlerweile ist die Edener Laienbühne anerkanntes Mitglied im Brandenburgischen Amateurtheaterverband und gibt in der ganzen Region Gastspiele. „Die sind dann ein guter Gradmesser für die Qualität unserer Arbeit. Wenn wir in Eden spielen, dann ist das Publikum uns immer freundlich gesonnen. Schließlich stehen auf der Bühne die Kinder, Ehegatten oder Freunde. Vor neutralem Publikum zählt nur die Qualität.“
Die älteste Darstellerin im Ensemble ist 77 Jahre alt und mit Feuereifer dabei. „Das spezifische Problem unserer Bühne ist die hohe Fluktuation bei den jungen Ensemble-Mitglieder. Viele stoßen im Schulalter zu uns. Danach kommt die Phase von Lehre oder Studium, da ziehen viele aus Eden weg. Für ein eingespieltes Ensemble ist das jedes Mal ein herber Verlust!“
Für die Auswahl der Stücke hat Ingrid Scharfschwerdt ihr besonderes Rezept: „Ich sehe mir die Schauspielern an und versuche Stücke zu finden, die ihnen auf den Leib geschrieben sind.“ Lustig können die Stücke durchaus sein, zum Nachdenken sollen sie ebenfalls anregen.
Und vor zeitgenössischen lebenden Autoren will sie jetzt lieber einen Bogen machen – um sich etwaige Probleme zu ersparen. Ob sie dieses Jahr, zu ihrem zehnjährigen Eden-Jubiläum etwas besonderes vor hat? „Oh Gott, dieses Jubiläum habe ich völlig vergessen!“

Infos: Tel. 0 33 03/40 24 56

„Bühnenarbeit ist mit Freude und Disziplin verbunden” – so lautet das Motto der künstlerischen Leiterin Ingrid Scharfschwerdt.

Hart proben heißt es, bis alles wie am Schnürchen klappt.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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