Ahnen "wachen" über die Sitzungen in der Schlosskapelle

Erlauchte Geister
für die Stadtverordneten

Bisher gab es an den Entscheidungen von Oranienburgs Stadtvätern ja wenig auszusetzen. Die Kommune wird fast von Tag zu Tag schöner, die Bürger fühlen sich zunehmend wohler und immer mehr Firmen kommen und befördern den Aufschwung. Doch ab Oktober 2003 könnte alles noch besser werden. Dann nämlich nehmen die Stadtverordneten ihren neuen Sitzungssaal in Besitz. Der befindet sich in der früheren Schlosskapelle. Da ist zu erwarten, dass der „Heilige Geist“ über die Ratsherren kommen wird, um sie mit guten Ideen zu beflügeln. Dabei können sie sich von den vielen Berühmtheiten inspirieren lassen, die Oranienburg bereits hervorgebracht hat. Sie alle werden dann auf die grübelnden Stadtverordneten herabblicken – die ganze Ahnenreihe von der allgegenwärtigen Louise Henriette über den hyperaktiven Multi-Wissenschaftler Friedlieb Ferdinand Runge bis zum jüngsten Ehrenbürger Michael Blumenthal, der es vom Nazi-Verfolgten bis zum amerikanischen Finanzminister brachte. Zu danken ist der Blick zurück in die Geschichte einem langjährigen Kunsterziehungslehrer am Runge Gymnasium. Brunolf Metzler, 63, wollte seiner Wahlheimat ein bleibendes Geschenk vermachen. Auf fünf Tafeln sollte sich Oranienburg wiederspiegeln. „Diese Idee trug ich bereits zwei Jahre mit mir herum. Ein Jahr lang arbeitete ich nun intensiv an den Tafeln. Ich sehe sie als Morgengabe zur Geburt des neuen Oranienburgs an, das ja mit dem Vollzug der Eingemeindungen am 3. Oktober in neuen Dimensionen entstehen wird“, erklärt der gebürtige Sachse aus Merschwitz bei Riesa die Gründe für sein Engagement. Er selbst wohnt in Friedrichsthal und kann auf ein sehr wechselhaftes Leben zurückblicken. Nach so unterschiedlichen Stationen wie Textilarbeiter in einer Weberei, Schäfer, Heimerzieher und LPG-Buchhalter schaffte er es schließlich doch, seinen Traum, Kunsterzieher zu werden, zu verwirklichen. Dass der Weg dahin so beschwerlich war, hat er seiner „Sturheit“ zu verdanken. Er hatte sich schnell vom Autodidakten zum ambitionierten Maler entwickelt. Allerdings sah er seine Vorbilder bei den alten Meistern der Renaissance, pflegte einen „altmeisterlichen Malstil“ und passte damit nicht in den „Sozialistischen Realismus“, der offizielle Stilrichtung der DDR war. Dennoch waren Hans Grundig, der kurzzeitig und Lea Grundig, die 1964 bis 1970 Vorsitzende des Verbands der Bildenden Künstler in der DDR war, von ihm angetan. Im Zuge der Ausbildung zum Kunsterzieher lernte Metzler in Erfurt seine spätere Ehefrau Heike kennen. Die stammte aus Velten und wollte wieder in den Berliner Raum zurück. Seit 1969 fühlt sich Metzler in seiner Wahlheimat zuhause. In Oranienburg und seit 1975 im kleinen Häuschen in Friedrichsthal fand er die innere Ruhe, um als Künstler zu wirken. Im Ruhestand nun fand er Zeit zu dem Geschenk an seine Wahlheimat.

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