Zuzügler als Fortschritts-Motor
Ausländer waren es, denen Petershagen/ Eggersdorf seine erste Blüte verdankte und auch heute baut man auf Neubürger: Immer mehr Berliner zieht es in die beiden idyllischen Gemeinden, die sich erst im Zuge der Gebietsreform 1993 zum Zusammengehen entschlossen.

Während die meisten Kommunen in Brandenburg sich in größerem regionalen Umfang zu Verwaltungsgemeinschaften, die hier Amt heißen, zusammenschlossen, gingen die selbstbewußten Bürger der beiden Nachbargemeinden Petershagen und Eggersdorf einen anderen Weg, den das Gesetz ebenfalls zuließ. Sie schlossen sich zum „Doppeldorf“ Petershagen/ Eggersdorf zusammen, die Größe von über 8000 Bewohner machte diesen Weg möglich.

Auch die Berliner wußten bald die Naturidylle und die sich rasch entwickelnde Gastronomie für Ausflüge zu schätzen.
Die Jahrhunderte vorher lebte man aber im wesentlichen getrennt. Der slawische Ursprung ist fast allen Gemeinden der Region gemein. Als Mitte des 13. Jahrhunderts die friedliebenden Ur-Bewohner Opfer der Ostausdehnung des Deutschen Reiches wurden, übernahmen die deutschstämmigen Siedler die Orte.

Eggersdorf wird 1333 erstmals urkundlich erwähnt, als Markgraf Ludwig der Ältere den Ort an Johannes Trebus aus Strausberg übergab. Petershagen kam die Ehre, schriftlich genannt zu werden, erst 50 Jahre später, nämlich 1376, zuteil. Anlaß war die Geldnot des damaligen Kaisers Karl: Um die Abgaben systematisch eintreiben zu können, ließ er seine Mitarbeiter Inventur im Reich machen und exakt auflisten, wo es welches Dorf mit wievielen Hufen Fläche und Einwohner gab.

Nach den üblichen Wirren, besonders nach den Verheerungen des 30jährigen Kriegs, lagen die beiden Gemeinden ausgeplündert und gebrandschatzt darnieder. Friedrich Wilhelm I., bekannt als der „Große Kurfürst“, erkannte die Lage und warb Kolonialisten aus der Pfalz und aus Frankreich, die neues Leben ins Herrschaftsgebiet bringen sollten. In beiden Gebieten litten damals die Protestanten unter massivem Druck und Verfolgung.

Allerdings schaffte es erst sein Nachfolger, Friedrich II., zu Beginn des 18. Jahrhunderts die im ganzen Land begehrten Ausländer auch nach Petershagen und Eggersdorf zu bringen. Die Blüte der beiden Orte setzte sich dann in der allgemeinen Euphorie der letzten Jahrhundertwende fort: Gas und Strom brachten den modernen Fortschritt, Telefon und Eisenbahnanbindung in Petershagen brachten die Gemeinden näher an die sich rapide entwickelnde Großstadt Berlin.

Bald wußten die Hauptstädter die Naturidylle und den Seenreichtum für Ausflüge und Wochenendgrundstücke zu schätzten. Eine Entwicklung, die sich heute fortsetzt: Aus den Wochenend-Domizilen werden dabei immer mehr schmucke Wohnhäuser für junge Familien. Damit sind es statt der Ausländer nunmehr Zuzügler von hier, die den Aufschwung vehement fortsetzen.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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