Von Bienen und Böcken in Premnitz´ Umgebung
In Pritzerbe geht es mit der Fähre über die Havel.
Die landschaftlich idyllische Umgebung von Premnitz ist mehr als einen Ausflug wert. Kenner empfehlen in nördlicher Richtung die Optikstadt Rathenow, das neueröffnete Heimathaus in Großderschau, die Otto-Lilienthal Gemeinde Stölln, das Kyritzer Lügenmuseum oder die Mumie der Ritters Kahlbutz in Kampehl.

Ein Tip in südlicher Richtung ist die altehrwürdige Stadt Brandenburg. Aber auch Tangermünde, Stendal und die Baumkuchenstadt Salzwedel sind eine Reise wert.

Der Pfarrer als Optiker
Rathenow wurde durch seine Ziegelmeister und die optische Industrie bekannt. Ziegel fürs Rote Rathaus in Berlin, das Holländische Viertel in Potsdam und das Schloß Sanssouci kamen von hier. Weltbekannt wurde die Stadt jedoch durch Pfarrer Johann Heinrich August Duncker. Hier in Rathenow geboren, eröffnete er 1801 seine „Optische-Industrie-Anstalt“ und fertigte Mikroskope und Brillengläser. Gegenüber der St. Marien und Andreas Kirche aus dem 15. Jahrhundert finden wir sein Geburtshaus. Von hier sind es nur wenige Minuten zum Kreismuseum in die Rhinower Straße 19d, dasüber die Geschichte der Brille undüber Dunckers Leben informiert.

Bockwindmühle in Bamme
Eine derältesten Bockwindmühlen im Havelland ist die 1569 in Bamme erbauten Anlage. Der Ort liegt knapp zehn Kilometer von Rathenow entfernt. War die Mühle einst wichtig fürs tägliche Brot, dient sie heute als Touristenattraktion. Beliebt ist das alljährliche Mühlenfest im August.

Bienenmuseum
Das einzige Bienenmuseum dieser Größe im Land Brandeburg befindet sich in Möthlow, im reizvollen Havelländischen Luch. Die Sammlung begann 1986 mit einem einigermaßen erhaltenen Bienenkorb. Heute verfügt die Schauüber 120 imkerliche Groß- und Kleingeräte und Modelle sowie eine 130 Jahre alte Zwei-Waben-Honigschleuder. Auch landtechnische Geräte von einst sind zu bewundern. Geöffnet ist Mittwoch von 13 bis 18 und Samstag von 9 bis 13 Uhr.

Heimathaus Großderschau
Auf den Spuren Friedrich II. im Ländchen Rhinow kann man im Heimat-Haus Großderschau wandeln. Friedrich der Große, der am 23. Juli 1779 die Kolonien im Rhinluch besichtigte, soll begeistert gerufen haben: „Ich muß Euch sagen, allen die ihr daran gearbeitet habt, Ihr seid ehrliche Leute gewesen!“

Während seiner Regierungszeit sollen sich 250 000 Menschen auf dem platten Land niedergelassen haben. Einen kleinen Einblick in die Geschichte derüber 250 Jahre Kolonistendörfer vermittelt das Heimat-Haus in Großderschau. Die Besiedelung des Rhinluchs und des Dossebruchs im 18. Jahrhundert werden anschaulich dargestellt.

Damals wurden Kolonisten aus allen Ländern Deutschlands angeworben. Sie kamen aus der Pfalz, aus Mecklenburg und fanden hier eine neue Heimat. Es ist erstaunlich, mit wieviel Enthusiasmus und Liebe zum Detail eine kleine Gemeinde so ein gepflegtes Museum unterhält. Geöffnet ist von Mittwoch bis Freitag von 13 bis 16 Uhr.

Empfehlenswert sind Abstecher nach Stölln zum Flugplatz, auf dem einst Otto Lilienthal erste Flugversuche unternahm. Besuchen sollte man auch Neustadt an der Dosse mit seinem Kutschenmuseum oder den Ritter Kahlbutz in Kampehl.

Rathenows lange Geschichte ist überall spürbar.
Kyritzer Lügenmuseum
„Ich bin hier nur der Hausmeister“ gibt Museumsdirektor Reinhard Zapka von sich. „Mein Chef ist Professor Richard von Gigantikow.“ Und damit sind wir schon mitten in der Lügengeschichte drin. Denn besagter Professor sitzt im Käfig, knabbert an Körnern und ist ein Hamster. Das definitiv verrückteste Museum Deutschlands ist das Deutsch-Historische Lügenmuseum, versteckt in einem verfallenen Schloß im winzigen Dörfchen Gantikow, einem Ortsteil von Kyritz.

Das Deutsch Historische Lügenmuseum in Gantikow entstand streitend und flunkernd aus Unbehagen vor und nach der Wende. Es sitzt zwischen den Stühlen der unerträglichen Verrücktheiten des Politbüros und den ausgedienten Strapshaltern aus dem Bundeskanzleramt. Geöffnet ist für jeden Kulturtouristen samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr und auf gut Glück täglich. Wer mutig und kräftig klopft, bekommt auch geöffnet. Eintritt wird nach dem Robin Hood Prinzip erhoben. Wer viel hat, zahlt viel, wer nichts hat, bekommt etwas heraus. Letztes dürfte dem Lebenskünstler Reinhard Zapka schwer fallen, erwarb er doch Schloß Gantikow für die sprichwörtlich symbolische Mark. Und neben ihm als Hausmeister steht ja noch Professor Richard von Gigantikow auf der Gehaltsliste.

Die Stadt im Land
Von Premnitz gelangt manüber Döberitz und Pritzerbe nach Brandenburg. Nach Brandenburg an der Havel, das 1998 den 1050. Geburtstag feierte, locken uns der Dom und das Museum im Frey-Haus. Die Grundsteinlegung für den Brandenburger Dom erfolgte 1165.

Im 14. und 15. Jahrhundert erfolgte ein beträchtlicher Umbau. Das Dommuseum ist in den einstigen Klausurräumen des Chorherrenstiftes der Prämonstratenser untergebracht. Darin wird die kostbare Handschrift „Das Brandenburger Evangeliar“ gezeigt. Zu bestaunen ist auch die Gründungsurkunde des Bistums Brandenburg durch Otto I. aus dem Jahre 948. Das kostbarste Stück der Textilsammlung ist das um 1290 entstandene „Hungertuch“.

Blechautos & Kletteraffen
Im 1723 erbauten Frey-Haus in der Ritterstraße schlagen besonders Kinderherzen höher. Im einzig erhaltenen barocken Gebäudekomplex der Stadt findet man neben Heimatgeschichte Spielzeug von Ernst Paul Lehmann: aufziehbare Blechautos, Kletteraffen und Motorradfahrer. Von der riesigen Modelleisenbahn sind große und kleine Fans fast nicht wieder wegzubekommen.

Wenige Meter entfernt erreicht man das Altstädtische Rathaus, vor dem ein steinerner Roland wacht. Eine Seltenheit bietet die romanische Kirche St. Gotthard am Gotthardwinkel. Auf einem Gobelin aus dem 15. Jahrhundert kann man erfahren, wie einst die Einhornjagd stattfand. Ein festlicher Abend im Brandenburger Theater sollte den Besuch in der Stadt im Land krönen. In der 182. Spielzeit lockt das Haus 1999 mit Premieren wie „Dracula“, „Gräfin Mariza“ oder „Heut geh'n wir morgen erst ins Bett“. Den letzten Tip kann man sich für Brandenburg ruhig mehrmals im Jahr vornehmen.

Ein Abstecher in die Altmark
Die ehemalige Hansestadt Tangermünde liegt nur unweit von Stendal am Einfluß der Tanger in die Elbe. Eine fast vollständig erhaltene mittelalterliche Innenstadt mit Stadtmauer, Stadttoren und Fachwerkhäusern gibt einen Einblick in längst vergangene Tage. Ebenfalls Hansestadt war einst Stendal. Im größten Ort der Altmark bestaunen wir das gotische Rathaus und besuchen das Altmärkische Museum im ehemaligen Katharinenkloster.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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