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Wenn man in Mögelin Eva sagt, ist jedem klar: Hier geht es nicht um die Bibel, sondern um hohe Politik: Denn Eva, das ist die beliebte Bürgermeisterin. Die heißt mit vollem Namen Evamaria Kober, ist 51 und setzte sich als parteilose Bewerberin auf der Liste der PDS klar durch. Im Interview mit unserem Mitarbeiter Reinhard Witteck spart sie nicht mit klaren Worten.
Wie kommt man auf die Idee, sich für den Bürgermeisterposten zur Wahl zu stellen?
Evamaria Kober: Ich arbeite seit Jahren in der Gemeindevertretung mit. Dies ist jetzt meine zweite Legislaturperiode als Bürgermeisterin. Da fiel mir dieser Schritt sehr leicht, man will ja für sein Dorf etwas erreichen. Ich sage immer, haltet mir die große Parteipolitik aus dem Gemeinderat heraus und konzentriert Euch auf die Sachfragen unserer Leute. Das ist unser Erfolgskonzept.
Worauf ist die Bürgermeisterin besonders stolz?
Evamaria Kober: Natürlich auf unseren kommunalen Kindergarten den wir erhalten konnten und heute bei den vielen Neuzuzügen auch benötigen. Gleichzeitig konnten wir damit einige qualifizierte Arbeitsplätze erhalten. Mit der neuen Hauptstraße hat sich das Angesicht des Dorfes verschönert. Finanziell sind wir als Gemeinde mit im Boot beim Neubau der Bundesstraße. Für die neuen Bushaltestellen und die Ampelanlage haben wir tief in die Kasse gegriffen.
Was hat sich Ihr Gemeinderat für die nächsten Jahre vorgenommen?
Evamaria Kober: Wir möchten, daß die Infrastruktur verbessert wird. Dazu sind viele Straßen und Wege in der Gemeinde dringend zu erneuern. Über deren derzeitigen Zustand beklagen sich die Bürger zurecht. Ganz oben an steht der dringend erforderliche Neubau unseres Spritzenhauses der Freiwilligen Feuerwehr. Ganz besonders am Herzen liegt mir die Sanierung unseres Gemeindehauses. Hier muß sich etwas tun, um einen Treff für alle Einwohner und einen betreuten Jugendklub zu schaffen. Doch ohne Fördermittel ist für eine arme Gemeinde wie Mögelin da nicht viel zu bewerkstelligen. Vom Amt erwarte ich daher, daß dort ordentliche Fördermittelanträge geschrieben werden, die wir dann als Gemeinde auch mitfinanzieren können.
So viel Engagement, bleibt da für Familie und Hobby Zeit?
Evamaria Kober: Als ehrenamtliche Bürgermeisterin ist man ganz schön gefordert. Ohne Rückendeckung der Familie ginge das nicht. Für meinen Mann ist es selbstverständlich, auch mal Telefondienst zu machen. Ich muß dabei sehr darauf achten, daß die Familie nicht zu kurz kommt, schließlich gilt es auch meine kranke Mutter zu betreuen. Für mein Hobby, meinen großen Garten, bleibt damit kaum Zeit. Meine Kinder sind glücklicherweise schon erwachsen.
Als Bürgermeisterin sind Sie Mitglied im Amtsausschuß des Amtes Premnitz. Wie werden sich hier nach der Wahl die Verhältnisse entsprechend dem Wählerwillenändern?
Evamaria Kober: Da wird sich nicht viel tun, denn dieses Brandenburger Amtsmodell ist nun einmal so gestrickt. Mit dem Amtsdirektor arbeite ich kontinuierlich zusammen. Sicher, vom Amt kommen zu unseren Gemeinderatssitzungen immer der jeweilig zuständige Sachbearbeiter oder Dezernent und berät uns. Aber wenn ich richtigüberlege, fällt mir auf, daß ich den Amtsdirektor selbst vor vielleicht drei Jahren das letzte Mal bei uns gesehen habe beim Dorffest. Was mich momentan befremdet, ist dieser Wirbel um die Teppichrecyclingfirma. Die angesagten 300 Arbeitsplätze halte ich für illusorisch. Als studierter Chemiker müßte der Amtsdirektor doch wissen, daß da heute alles automatisch geht. Ich bin da skeptisch und erwarte höchstens dreißig neue Stellen. Alles andere geht doch dort als Rauch durch den Schornstein und bringt nur Dreck und Gestank. |