Was wäre Bayern ohne Pritzwalk?
Es klingt ganz schön anmaßend, zumal Bayern und Preußen so gut nicht miteinander können oder konnten. Oder ist das auch wieder so ein lästiges Vorurteil?

Aber mal langsam. Der Ball ist rund wie die Welt. Neben Weißwürsten und einer Fahrzeugmarke fällt einem beim Namen Bayern spätestens an dritter Stelle der Fußball ein, selbst denjenigen, die nicht viel davon halten. Eben dieser FC Bayern wiederum ist weltweit keine unbekannte Größe. Dank Franz. Ja klar, der Beckenbauer, Franz der Präsident, raunt es da gleich. Weit gefehlt! Franz den Beckenbauer gab es noch gar nicht, als aus einem Häuflein unzufriedener Sportsfreunde des MTV München 1879, die sollten lieber Turnübungen machen als dem Ball hinterherzujagen, der FC Bayern wurde. Das ist fast genau 100 Jahre her.

Einer der Initiatoren, die die Gründungsurkunde am 27. Februar 1900 unterzeichneten und erster Präsident des FC Bayern war der „Preuße“ Franz John. Der wurde am 28. September 1872 in der Bergstraße in Pritzwalk geboren.

Dank der Märkischen Allgemeinen Zeitung und den Recherchen des Berliner Journalisten Joachim Rechenberg sowie Erkenntnissen des Leiters des Pritzwalker Heimatmuseums Dr. Rolf Rehberg sind wir nun genau einhundert Jahre nach dem denkwürdigen Ereignis der Vereinsgründung in Bayern schlauer.

Bisher war Johns Herkunft eher weniger bekannt. Es reichte, daß er ein „Preuße“ war. Bis 1904 blieb Franz John in München, kehrte dann nach Pankow zurück, wo er bereits vor seiner Münchener Zeit gelebt hatte. Hierübernahm er ein Fotolabor und arbeitete als Fotograf.

Dem Sport blieb er trotzdem treu, engagierte sich unter anderem im VfB Pankow, dessen Präsident er wurde und war Mitglied im Satzungsausschuß des Verbandes Brandenburgischer Ballspielvereine. Ehrenpräsident des FC Bayern wurde er 1933.

Franz John starb am 17. November 1952 in Berlin und wurde in Fürstenwalde beigesetzt. In Pritzwalk hat man bislang leider keine sportlichen Spuren Johns entdeckt.

Franz John
Gründungsurkunde
Tipps & Info
Wer mehr erfahren möchte, wird bestimmt im Heimatmuseum Pritzwalk fündig, wo Franz John nun Aufnahme in die Reihe der berühmten Pritzwalker findet. Den Fußballfans indes seien die beiden Bücher „100 Jahre FC Bayern München“ und „100 Jahre deutscher Fußball“ empfohlen, die im powerplay Verlag, bemerkenswerter Weise ein Berliner Verlag, erschienen sind. Zu bekommen sind die Werke beim powerplay Verlag unter der Hotline 030/3900290 oder im Handel unter anderem bei Karstadt und Hertie. An dieser Stelle Dank des Augusta Verlages an den powerplay Verlag, der uns freundlicherweise Informationen und die Fotos zu diesem Beitrag zur Verfügung stellte.
Wie es früher Sozialbetrügern ging
Kaum zu glauben, wenn man die friedlichen Pritzwalker so sieht, daß sie auch schon mal ganz schön ärgerlich werden können. Wer die Gutmütigkeit von Menschen schamlos ausnutzt, braucht sich über deren Zorn und Strafe nicht zu wundern.

Die ganze Härte des Gesetzes bekamen die gerissenen Taugenichtse Hans Gantzelin und Achim Boddin zu spüren. Das war im Jahre 1557. Zu dieser Zeit besaß Pritzwalk als brandenburgische Immediatsstadt noch die Hohe und Halsgerichtsbarkeit. Angesehene Bürger der Stadt bildeten das Schöffengericht.

Die beiden Pritzwalker Hans Gantzelin und Achim Boddin schienen gar arme, bedauernswerte Geschöpfe zu sein. Stumm und lahm fristeten sie ihr Leben auf Kosten der städtischen Armenkasse. Ganze elf Jahre lang dauerte es, bis der Schwindel aufflog. Denn sie waren weder stumm noch lahm, eher gerissen und faul.

So kam es, daß die angesehenen Bürger des Schöffengerichts im Jahre 1557 dem Treiben der beiden auf Kosten der anderen, ehrlichen Bürger ein Ende bereiteten. Sie wurden verurteilt und vom Scharfrichter gehenkt.

Die Geschichte der beiden Halunken wird jedoch noch heute nach mehr als 450 Jahren erzählt. Eine gewisse Aktualität kann man ihr ja auch nicht absprechen!

Wenn’s „kniept“, war’s vielleicht der Knieper
Anfang Oktober sind die Hexen los in Kuhbier und noch so manches andere. Nein, ein Getränk, welcher Art auch immer, ist Kuhbier nicht. Der kleine Ort liegt ein paar Kilometer westlich von Pritzwalk. Und wenn die Hexen tanzen Anfang Oktober, ist Knieperfest. Was es damit auf sich hat, wollten wir von Sabine Schneider wissen, ist sie doch eine Spezialistin in Sachen Knieper. „Knieper“, so meint sie, „ist eigentlich ein Armeleuteessen. In der schon immer armen Region der Prignitz ließen die Leute nichts umkommen. Zusammen mit Fett vom Schlachten ergibt der Knieper eine schmackhafte Mahlzeit“.

Wie nun, Armeleuteessen? So arm ist ja wohl heute niemand mehr. Vielleicht ist es doch ein bißchen mehr. Als „Spezialität aus der Prignitz“ kommt das Armeleuteessen von einst zu neuen Ehren. „Eigentlich ist mein Mann Bernd schuld. Er kennt den Knieper noch von früher und nach der Wende kam er auf die Idee, die alte Tradition des Kniepermachens wiederzubeleben. Stück für Stück hat er das „Was“ und „Wie“ wieder zusammengetragen,ältere Leute befragt und los ging’s.

Nun stelle ich den Knieper schon seit ein paar Jahren her“, lächelt die 41jährige verschmitzt. Und was ist das nun, Knieper, wollte ich wissen. „Ganz einfach, Weißkohl, Grünkohl, Blaukohl, der mit den ausgefransten Blättern, Weinreben und Salz. Das Ganze wird geschnitten, gestampft, nach dem Aufwallen in Steintöpfe gepreßt und dann muß alles zehn Wochen gären. Zusammen mit Eisbein, Speck oder Rauchfleisch wird serviert – eben eine Prignitzer Spezialität.“ Das Knieperfestübrigens eröffnet immer die neue Saison, denn geerntet wird der Kohl nach den ersten Frösten.Zum Schluß die Frage, wie kam man denn auf den ungewöhnlichen Namen „Knieper“? Jetzt lacht Sabine Schneider noch verschmitzter und meint: „Essen Sie nur reichlich davon. Wenn’s dann im Bauch kniept, war’s bestimmt der Knieper.“

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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