Otto-Versand spendierte Kirchturm
Der Otto-Versand ist weltberühmt, doch wer hätte gedacht, daß der Begründer dieses erfolgreichen Unternehmens aus Seelow stammt!

Tatsächlich erblickte
Dr. Werner Otto (Foto) hier das Licht der Welt und wurde, wie es sich damals gehörte, am 7. November 1907 in der Stadtkirche getauft.

Als der mittlerweile in Hamburg ansässige Konzern-gründer bei einem Besuch nach der Wende sah, daß seine Taufkirche nicht mal einen Turm hatte, tat ihm das wohl tief in der Seele weh.

Da es seit 1994 einen Bürgerverein gab, der sich ebenfalls für den Wiederaufbau des Turms engagiert, war man sich schnell einig: In der Rekordzeit von nur vier Jahren wurde die Kirche um den „Zeigefinger in den Himmel“ ergänzt.

Feierliche Einweihung war am 19. April 1998 – fast auf den Tag genau 53 Jahre nachdem die Wehrmacht 1945 den Turm gesprengt hatte.

Hintergrund war, daß man in den letzten Kriegstagen die anrückenden Truppen der Roten Armee verwirren wollte.

Der Kirchturm, ein Wahrzeichen von Seelow, ist wieder weithin sichtbar.
Sie sollten das Wahrzeichen nicht als Orientierungsmarke benutzen können. Eine militärisch sinnlose Entscheidung, doch mit langen Folgen: Als 1956 die Stadtkirche wiederaufgebaut wurde, sparte man am Turm!

Ottos Initiative dankte die Stadt mit der Ehrenbürgerwürde – eine Geste,über die sich der Gründer eines der größten Versandhäuser der Welt sehr bewegt zeigte.

Friedliche Armeen an der Oder
„Es war an diesem westlichen Höhenrand des Bruches, daß der große König,über die goldenen Felder hinwegblickend, die Worte sprach: 'Hier habe ich in Frieden eine Provinz gewonnen" notiert Theodor Fontane in „Vor dem Sturm“.
Die Rede ist von Friedrich dem Großen, der mit seiner Armee einen friedlichen Feldzug gegen die Naturgewalten antrat und die Kulturlandschaft des Oderbruches schuf.
Die Oder ist der einzige große Fluß in Mitteleuropa, in dem sich am Grund Eis bilden kann. Dadurch entstandene Eisschollen versperrten im Frühjahr oft den Abfluß des Wassers und waren Ursachen von großen Überschwemmungen.

Nach der Hochwasserkatastrophe von 1736, bei der man mit den Kähnen sogar schon über die Bäume fahren konnte, wurden neue Projekte zur Entwässerung des Oderbruchs erarbeitet. Friedrich der Große gab seine Zustimmung für das sensationsbehaftete Projekt zum Umleiten des Oder-Flußlaufes.

Beteiligt waren damals berühmte Fachleute wie der Oberdeichinspektor Simon Leonhard von Haerlem und der damals berühmteste Mathematiker Leonhard Leuler. Dazu wurde ab 1747 ein 20,3 Kilometer langer Kanal gegraben, der die Oder um 25 Kilometer verkürzen und ihren Wassermassen einen schnelleren, geraden Abfluß ermöglichen sollte. Eingefaßt wurde der Fluß von starken Deichen, und im Land regulierten Gräben das Ableiten des Wassers.

Flußkrebse auf den Bäumen
Ein tiefer Einschnitt in die Tier- und Pflanzenwelt war die Folge. Flußkrebse suchten selbst auf Bäumen Schutz vor dem Austrocknen und wurden zu Massen heruntergeschüttelt. Aus Wäldern wurden Weiden und aus Fischern mußten Bauern werden. Kolonisten aus den umliegenden Ländern wurden hier angesiedelt.

Der Anfang allerdings war nicht leicht, und Friedrich der Große beklagte, daß nicht nur fleißige Bauern sondern auch „Perückenmacher, Komödianten und Glücksbudner“ kamen.

Eine Kuriosität sei noch erwähnt: 1769 befahl die Kriegs- und Domänenkammer auf Geheiß des Königs dem Amtsvorsteher Struve in Wriezen, alle vernünftigen Kolonisten dazu zu veranlassen, Briefe an die Verwandten in ihrer Heimat zu schreiben, denen zu entnehmen sein mußte, daß es ihnen im Oderbruch gutgehe.Diese Briefe mußten hierzu im Amt vorgelegt werden oder wurden gleich dort geschrieben, bevor die Post sie sorgfältig an ihren Bestimmungsort beförderte.

Genau 250 Jahre später, im Sommer 1997 kämpften hier wieder Soldaten gegen eine gigantische Flut – weil der Große Fritz bei der Trockenlegung des Oderbruchs etwas zu gründlich war und dem Fluß heute die notwendigen Überschwemmungsgebiete fehlen.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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