Gerstensaft und Blut
Ausgerechnet der beliebte Gerstensaft sorgte für etlichen historischen Wirbel in Steinhöfel. Schließlich war es der Bischof, der den Bierstreit auf seine Weise beendete.
Als ob das der Schildbürgerei nicht genüge gewesen wäre: 300 Jahre später vernichtete man „aus Versehen“ ein Wandgemälde in der Kirche, das an die damaligen Vorgänge erinnerte! Schuld an allem war der Steinhöfeler Krüger, der die Stadtoberen von Müncheberg im Jahre 1516 in arge Zwistigkeit mit dem Lebusischen Bischof Dietrich von Bülow in Fürstenwalde brachte.
Besagter Krüger Friedrich Kersten war verpflichtet, sein Bier aus Müncheberg und nicht aus Fürstenwalde zu holen. Ob ihm der Weg nach Müncheberg zu weit war oder das Fürstenwalder Bier besser schmeckte, sei hier einmal dahingestellt. Jedenfalls nahmen ihn die Müncheberger Stadtoberen schon einmal in Gewahrsam und er mußte schwören, „daß er des höchsten Gerichts schuldig wäre, wenn er weiterhin damit betroffen würde, der Stadt Recht zu schmälern“. Das nächste Mal jedoch vermöbelte er die Müncheberger Boten nach Strich und Faden. Die und deren Mitbürger fanden das aber gar nicht lustig.
Und so war eine schöne Keilerei vorprogrammiert. In der Nacht überfielen die Müncheberger Steinhöfel und schleppten den Krüger und dessen Sohn nach Müncheberg. Der Alte mußte hängen, der Sohn wanderte daraufhin ins Gefängnis.
Der Bischof in Fürstenwalde war natürlich stinkesauer. Erstens war ihm das Dorf Steinhöfel vor gar nicht langer Zeit vom Kurfürsten verehrt worden, so daß er natürlich auch das Krugrecht von Steinhöfel an „seine“ Stadt Fürstenwalde bringen wollte. Zum anderen hatten die Müncheberger erheblich in seine Rechte als oberster Lehensherr eingegriffen, so daß die Sache für diese „einen sehr bedrohlichen Charakter“ annahm.
Erst der Kurfürst Joachim I. konnte den Streit schlichten. Der Krüger mußte an geweihter Stätte beigesetzt, der Sohn freigelassen werden. Neben einigen Weiderechten, die die Müncheberger abzutreten hatten, sollten sich die beiden Bürgermeister Peter Kohlhase und Hans Sachtleben samt ihrem Gefolge, das an dem Überfall beteiligt war, beim Bischof einfinden und „untertänigste Abbitte“ tun. Eiligst gelobten sie noch einen Altar zu Ehren der heiligen Barbara in der Stadtkirche zu Müncheberg zu errichten. Der Bischof verlangte noch: „Doch solltet ihr zum ewigen Gedächtnis eines ungerechten und gewaltiglichen Eingriffs in unsere Obrigkeit und peinliches Gericht diese eure Abbittung in unserer Pfarrkirche St. Marien zu Müncheberg lassen in einem Bilde an die Wand malen, dem Altare St. Barbara gegenüber.“ Bei einer Restaurierung der Kirche 1868 hat man unter dem Putz tatsächlich die Zeichnung gefunden, doch irgendein Spezialist hat sie wieder übertüncht.
Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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