S-Bahn ab 2003?
Teltow war zu DDR-Zeiten wichtiger Elektronik-Standort. Die damalige Spitzentechnologie war nach der Wende aber ebenso wenig gefragt wie Kombinate als Betriebsstrukturen. Teltow stand damals wirtschaftlich vor dem Aus und präsentiert sich heute mit lebendiger Wirtschaft. Unser Reporter Klaus Zahn wollte wissen, wie es zu diesem erfreulichen Strukturwandel kam. Wolfgang Dahms (61), verheiratet, drei Kinder, parteilos, Sachgebietsleiter für Wirtschaftsförderung in der Stadtverwaltung, stand dazu Rede und Antwort.

Welche Schwerpunkte setzt die Stadt bei der wirtschaftlichen Entwicklung Teltows?
Wolfgang Dahms: Nach der Wende haben wir, was die Großbetriebe betrifft, nahezu bei „null“ angefangen. Die früheren Handwerksbetriebe haben zu etwa 90 Prozent den Sprung in die Marktwirtschaft geschafft.

Inzwischen können wir auf 1300 gewerbepflichtige Unternehmen, darunter 175 Handwerksbetriebe verweisen. Insgesamt stehen damit heute wieder über 11700 Arbeitsplätze in Teltow zur Verfügung. Wir konzentrieren uns jetzt stark auf Forschung und Entwicklung. Dabei wirken sich die Nähe zur TU Berlin und zur Potsdamer Universität positiv aus.

Was wurde aus den ehemaligen Industriebetrieben?
Wolfgang Dahms: Die wurden zum Techno-Terrain umgewandelt, das mit seinen 60 Hektar das größte innerstädtische Gewerbegebiet in Deutschland darstellt. Hier findet man über 200 Firmen mit etwa 8000 Arbeitsplätzen sowie Zentralverwaltungen von Behörden.

Wie sieht es mit Ausbildungsmöglichkeiten aus?
Wolfgang Dahms: Momentan entsteht das Oberstufenzentrum Technik des Landkreises Potsdam-Mittelmark. Seit 1999 haben wir mit dem Ausbildungsverbund Teltow e.V., einem Bildungszentrum der IHK Potsdam, eines der größten Ausbildungszentren Brandenburgs bei uns in der Stadt.

Wie ist es um das Investitionsklima bestellt? Überwiegen gegenwärtig Firmen Neugründungen oder eher Firmenweggänge und -insolvenzen?
Wolfgang Dahms: Im vergangenen Jahr hatten wir zwei Insolvenzverfahren, in diesem Jahr noch gar keines. Die betroffenen Betriebe hatten jeweils weniger als zehn Mitarbeiter. Glücklicherweise haben wir es mehr mit Firmenneugründungen und -ansiedlungen zu tun. Es gibt immer wieder Anfragen, sowohl bei uns als auch bei den Investoren und Vermarktern der Gewerbegebiete. Wichtig für Investoren sind dabei auch die bereits erwähnten Ausbildungseinrichtungen.

Welche Rolle spielt der Wohnungsbau in Teltow?
Wolfgang Dahms: Allein in der Siedlung Mühlendorf sind 1300 neue Wohneinheiten geplant. Bis zum Jahr 2010 soll Teltow eine Einwohnerzahl von etwa 23000 erreichen. Dann sind es immerhin 6000 Menschen mehr als heute.

Doch damit ist es nicht getan. Während Teltow versorgungsmäßig gut erschlossen ist, haben wir infrastrukturell Nachholbedarf vor allem im Bereich der Verbesserung der Verkehrswege und im Freizeitbereich. „Freizeit im Wasser“ wäre solch ein Thema. Außerdem wollen wir gemeinsam mit der Schützengilde den Sektor Freizeitschießsport gestalten. Zudem bieten die Reiterhöfe und die vielen anderen Vereine in unserer Stadt Teltow rundum viel Erholungs-Potential.

Warum fährt die S-Bahn noch nicht bis Teltow? Wer verzögert hier Entwicklungen?
Wolfgang Dahms: Da gab es eine ganze Reihe Faktoren, die den S-Bahnstart 2001 verhindert haben. Ungeklärte Eigentumsverhältnisse in Berlin und in Teltow waren da ebenso im Spiel wie die Tatsache, daß die Strecke von Lichterfelde nach Teltow nicht auf der Prioritätenliste der Bahn stand.

Am 8. Juni 2000 haben nun die Stadtverordneten das Verkehrs- und Erschließungskonzept zum geplanten S-Bahnhof Teltow-Stadt beschlossen. Nun ist der Weg frei für alle weiteren Verhandlungen mit Bahn, Investoren, Institutionen und so weiter.

Die beiden geplanten Geschäftshäuser sollen durch die Seniorenresidenzen Germaniabogen AG errichtet werden. Wir rechnen damit, daß im Jahre 2003 der erste Zug rollt und täglich bis zu 10000 Menschen die Bahn nutzen werden. Das ist ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur neben den geplanten Straßenausbauten, die die Stadt vom Verkehr entlasten sollen.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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