Schöne Schweinerei
Deutschlands einziges Schweine-Museum findet sich in Teltow, und eigentlich haben die Teltower das den Ruhlsdorfern zu verdanken. Wie dem auch sei, unser Reporter machte sich erwartungsvoll auf den Weg. Dabei staunte Redakteur Klaus Zahn nicht schlecht, daß man rein vom Geruchssinn her kaum auf die richtige Spur käme.

Eigentlich schade, daß „Schweinepapst“ Dr. Gunther Nitzsche (63) keine lebenden Exemplare in seiner Sammlung beherbergt. Doch auch so kann der Vorsitzende des Fördervereins des Museums und ehemalige Abteilungsleiter der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht viel Interessantes vorweisen, für Laien und sogar für die Fachwelt.
Wer macht sich schon Gedanken darum, wie das Schwein zum Haustier wurde? Ich nicht, glaubte auch sicher zu sein, ein Borstenvieh sofort zu erkennen. Aber daß es so viele verschiedene gibt, ich hatte echt keine Ahnung. Dicker Kopf, schlanker Kopf, Stehohren, Schlappohren, runde dicke Schweine, schlanke „durchtrainierte“.

Von Primitivrassen ist die Rede und von der Heranzüchtung intensiverer Rassen, als im Zuge der Industrialisierung ein größeres Nahrungsangebot erforderlich wurde. Entwicklung der Industrie und Schweinezucht, ich hätte es nie in Zusammenhang gebracht!

Und so spannt sich der Bogen weiter an Hand der Geschichte der 1918 in Ruhlsdorf gegründeten Lehr- und Versuchsanstalt bis in die heutigen Tage. Mich als absoluten Schweineneuling haben die Gerätschaften fasziniert, mit denen die armen Schweine vermessen wurden.Wie bei Hänsel und Gretel hatte der Züchter zu prüfen, wie fett oder mager seine Tierchen sind. Allerdings konnten die Schweine nicht mit einem Holzstöckchen tricksen. Sensoren, Oszillatoren und was weiß ich, wurden mit dem Schwein konfrontiert und jenes hatte keine Chance, seine Daten geheimzuhalten.

Zu einer gefragten Dokumentation entwickelt sich die Sammlung von Biografien bedeutender Schweinezüchter und -forscher. Hier habe ich übrigens auch von Ferdinand von Lochow gelesen, den man eigentlich als Saatgutzüchter aus Petkus kennt.

Er war es, der sich um die Schweinezüchtung verdient gemacht hat, die Gründung der „Versuchswirtschaft für Schweinehaltung, -fütterung und -zucht G.m.b.H. Ruhlsdorf“ wesentlich mit auf den Weg brachte und schließlich seit der Gründung bis zu seinem Tod 1924 der erste Vorsitzende des Verwaltungsrates der Einrichtung war.

Die Fakten schwirren nur so durch den Kopf, man möchte alles förmlich in sich aufsaugen. Ich denke, hierher in das Schweinemuseum auf dem Gelände der Landesanstalt für Landwirtschaft in Ruhlsdorf komme ich bestimmt nochmal. Schließlich ist jeden ersten Donnerstag im Monat von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Zum Schluß verabschieden mich noch zwei, wie könnte es sein, Schweine. Eines stammt aus China, ist aus Messing und wurde um 1900 als Sparschwein gefertigt. Das andere ist auch ein Sparschwein, aus dem Thüringschen. Es stammt etwa aus dem 13. Jahrhundert und gilt als eines der ältesten seiner Art.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
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