Brauchen Teltows Firmen Inder?
Zu Zeiten der DDR dominierten die Geräte- und Reglerwerke Teltow sowie das als CvO bekannte Kombinat für elektronische Bauelemente das Wirtschaftsleben Teltows. Die elektronische Industrie der DDR war untrennbar mit dem Namen Teltow verbunden. Nach der Wende kam das Aus mit entsprechenden Massenentlassungen und Arbeitslosigkeit. Heute wird unter der Parole „Kinder statt Inder“ diskutiert, ob Electronic-Fachleute aus dem Ausland zu uns kommen sollten. Die müßte es in Teltow doch eigentlich massenweise geben, immerhin gibt das zuständige Arbeitsamt Potsdam die Arbeitslosenquote mit 13,6 Prozent für März 2000 an. Wir hörten uns in den Betrieben um, die in die Fußstapfen der früheren Elektronik-Riesen getreten sind. Braucht man in Teltow Inder oder bietet der Arbeitsmarkt dort die gesuchten Fachkräfte?
Tilo Emmerich (55), Geschäftsführer, SiTel GmbH Sicherheitstechnik und Telekommunikation:
„Wir sind seit 1998 in Teltow, weil wir uns versprochen hatten, daß sich viele innovative Firmen hier wieder niederlassen werden, mit denen wir kooperieren und für die wir Dienstleistungen erbringen können. Ein Potential war ja bereits durch die Vorgängerkombinate vorhanden. Für den Standort Teltow spricht außerdem die Lage im Speckgürtel Berlins. Wir leben ja auch vom Bedarf privater Haushalte, von Behörden, Einrichtungen und Firmen, die Sicherheitstechnik und Multimediatechnik benötigen. Mit qualifizierten Arbeitskräften sieht es nicht gut aus, denn der Sicherheitstechniker ist kein Ausbildungsberuf. Auf dem Arbeitskräftemarkt ist das Potential gleich null. Deshalb müssen wir uns unsere Fachkräfte selbst heranbilden.”

Klaus-Jürgen Baufeld (49), Leiter Produktion, Powertron Leistungshalbleiter GmbH:
„Eine Firma für passive elektronische Bauelemente hat schon früher hier bestanden. Der heutige Geschäftsführer von Powertron, Kai Karstensen, hat die benötigten Fachkräfte damit vor Ort.

Außerdem arbeiten in anderen Firmen weitere Fachkräfte, ehemalige Kollegen, die man bei bestimmten Fragen konsultieren kann. Da ist manches auf kurzem Weg zu klären.

Dazu gibt es hier die notwendige Peripherie, Firmen wie beispielsweise Werkzeughersteller, die wir benötigen. Da zahlt sich die Existenz der ehemaligen Großbetriebe noch heute aus.”


Udo Rettweiler (40), Projektmanager, Technologiezentrum Teltow GmbH:

„Wir sind aus den ehemals drei Kombinaten, dem für Leistungselektronik, dem GRW und dem Halbleiterwerk, hervorgegangen. Es gibt also schon daher eine Verbindung zur Stadt.

Wir bieten jungen innovativen Firmen Geschäftsräume sowie Beratung und begleiten sie, bis sie die Expansionsphase erreichen.

Teltow ist dafür ein gutes Pflaster, denn qualifizierte Arbeitskräfte gibt es sowohl in unmittelbarer Nähe als auch im benachbarten Berlin, buchstäblich nur wenige hundert Meter weit.”


Dr. Wolfgang Mathis (48), Geschäftsführer, Ingenieurgesellschaft Dr. Mathis & Partner GmbH:
„Wir sind, gemeinsam mit meinem Partner Frank Schleicher, eine zwei-Mann-Gesellschaft und konstruieren Sondermaschinen und Vorrichtungen entsprechend Kundenerfordernissen vor allem für die Elektrotechnik. Ich war bereits früher hier im EBT, Elektronische Bauelemente Teltow, tätig.
Auch mit unserer eigenen Firma sind wir in Teltow geblieben. Die Auftragslage in unserer Branche schwankt sehr stark, deshalb haben wir auch keine weiteren Arbeitskräfte. Das Risiko, für andere Leute die Verantwortung zu übernehmen, ist einfach zu hoch. Dazu kommt, daß die Leute, die wir brauchen, einmal hochqualifiziert sein müssen, andererseits benötigen sie trotzdem eine längere Einarbeitungsphase. Und solche Zeiträume sind schwer zu überblicken.“

Dr. Harald Masuch (46), Prokurist, Ingenieurbüro Dr. Fechter GmbH:

„Wir saßen schon immer hier, haben uns aus dem CvO heraus gegründet oder genauer gesagt, uns der Firma von Dr. Leonard Fechter aus Westberlin angeschlossen.

Kurz vor der Wende haben wir ein sehr gut ausgestattetes analytisches Rasterelektronenmikroskop aus dem westlichen Ausland gekauft, mit dem wir noch heute erfolgreich arbeiten.

Wir sind ein kleines Team, aber wir mußten dennoch eine ganze Zeit nach Fachleuten suchen. Die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt ist etwas schwierig. Spezielle Fachleute ziehen wir uns selbst heran.”

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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