Muskete in zarter Hand

Nicht immer sind es die edelsten Motive, die zu großen Werken führen. So war es bei der preußischen Jeanne d’Arc schlichtweg Rachsucht, die sie zu ihrem waffenstrotzenden Engagement trieb. Die Wahl-Templinerin Sophie Dorothea Friederike Krüger, im Jahr der französischen Revolution 1789 in Friedland geboren, hatte von ihrem Geburtsjahr wohl ein gehörig Maß an aufrührerischem Charakter, aber wenig Sinn fürs Französische mitbekommen. Jedenfalls war sie gar nicht begeistert, als Napoleons Besatzungstruppen sie angeblich ziemlich ungalant zur Galanterie „verführen“ wollten. Dauernd beklagte sie sich darüber, „vergewaltigt“ worden zu sein und wollte sich persönlich rächen. So trat sie als August Lübeck 1813 in die preußische Armee ein. Niemand bemerkte den Schwindel. Jedenfalls wurde sie dem Infanterieregiment Nummer 9 in Kolberg zugeteilt. Hier konnte sie endlich mit der Muskete in der Hand gegen die verhaßten Franzosen kämpfen. Dabei tat sie sich, so Zeitzeugen, durch besonderen Mut hervor. Erst bei einer Verwundung in der Schlacht bei Dennewitz ließ sich ihr Geschlecht nicht mehr verheimlichen, die Ärzte hatten wohl einen Blick unterhalb die Gürtellinie getan! Noch auf dem Schlachtfeld wurde sie zum Unteroffizier ernannt und dann zur Genesung nach Berlin gebracht. Später durfte sie wieder zu ihrem Regiment, welches jetzt 2. Pommersches Regiment hieß, zurückkehren. Hier wurde sie mit dem Eisernen Kreuz und dem Russischen St. Georgsorden ausgezeichnet. Schon damals reichte man Vorbilder gern herum. So wurde sie 1816 zum Ordensfest beim König eingeladen. Bei der Gelegenheit lernte sie den Reiterunteroffizier Karl Köhler kennen, der sie vom Fleck weg heiratete. Selbst der preußische Kriegsminister ließ sich diesen PR-Gag nicht entgehen! Es heirateten schließlich zwei seiner Unteroffiziere in der Berliner Garnisionskirche, und das lange vor der Emanzipation der Frauen! Die Unteroffiziersfamilie ließ sich in Templin nieder. Hier sind beide dann auch gestorben und liegen auf dem St. Georgen Friedhof der Stadt.

Bei der Schlacht von Dennewitz fiel der Schwindel auf.

Sophie Dorothea Friederike Krügers Grab befindet sich auf Templiner Georgen Friedhof.

Es handelt sich hier um einen Archiv-Eintrag.
Die Informationen, Daten und Bilder sind möglicherweise veraltet und nicht mehr aktuell.


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